Rückkehr zur Valuta-Wirtschaft? – “Wenn Sie uns valutaträchtige Waren liefern, bekommen Sie auch Valuta für Ihre Waren”
Kryptowährungen oder doch die BRICS-Währung? Ist der Euro auf lange Sicht überhaupt noch als Devisenwährung tauglich? Und, was bedeutet eigentlich Valuta? Wird es also Zeit ein neues Wirtschaftskapitel aufzuschlagen und andere Strategien zur Erwirtschaftung von Valuta zu entwickeln?
DDR-Zeit: “Nudistenpublikationen” – “Um dort Valuta zu erwirtschaften”
>>Liebe, Sex & Sozialismus von Josie McLellan (Buch) <<
“Die erste dezidiert dem Nacktbaden gewidmete Publikation erschien 1982. Ihr Initiator, der VEB Tourist Verlag Berlin/Leipzig, argumentierte bei der Zensur, dass das Nacktbaden so eine Popularität erreicht habe, dass ein Reiseführer zu diesem Thema längst überfällig sei. Durch die Auflistung der binnenländischen FKK-Ufer wie der bekannten FKK-Abschnitte an Ostseestränden sollte den mittlerweile völlig überfüllten Sandufern der Ostsee Erleichterung verschafft werden. Bezeichnenderweise war ein weiterer Publikationsgrund, dass die DDR-Nacktbadestrände mittlerweile in westdeutschen Nudistenpublikationen aufgeführt wurden. Die DDR-Publikation sollte hier ein Gegengewicht bilden und eventuell sogar in den Westen exportiert werden, um dort Valuta zu erwirtschaften.”
DDR-Zeit: “Nacktbaden so eine Popularität erreicht habe, dass ein Reiseführer zu diesem Thema längst überfällig sei”
Diese Episode mag sich vielleicht etwas seltsam anhören, aber ein wesentlicher Teil der DDR-Ökonomie hat sich um die Erwirtschaftung von Valuta gedreht. Da die DDR-Währung kaum an Wert besaß, wurde alles mögliche in Richtung Westen verkauft, um Devisen zu erwirtschaften. Das hat sogar zum Konflikt mit der Sowjetunion geführt.
“Wenn Sie uns valutaträchtige Waren liefern, bekommen Sie auch Valuta für Ihre Waren”
>>Wir und die Russen von Egon Krenz (Buch) <<
“Kossygin nannte auch gleich den Grund für seine Kritik:
»Auch unsere Leute möchten besser leben. Die Sowjetunion hat den Krieg gewonnen. Nach dem Lebensstandard zu urteilen, habt ihr gewonnen und wir haben verloren. Wachen Sie auf, Genossen! Wenn Sie uns valutaträchtige Waren liefern, bekommen Sie auch Valuta für Ihre Waren. Es geht nicht, dass die DDR Qualitätswaren in die BRD liefert und wir minderwertige Waren gegen Valuta erhalten.«
Die Wahrheit war zwar differenzierter, aber mit diesem sowjetischen Vorwurf mussten wir bis zum Ende der DDR leben.”
“Es geht nicht, dass die DDR Qualitätswaren in die BRD liefert und wir minderwertige Waren gegen Valuta erhalten”
Jedoch war das “Valuta-Problem” keine reine DDR-Erfindung. Tatsächlich geht diese Problematik ursprünglich sogar auf die Folgen des Ersten Weltkriegs zurück. Die Goldbindung der Reichsmark wurde zu Kriegsbeginn aufgegeben und der Krieg hauptsächlich durch die Schaffung neuen Geldes bezahlt. Diese Entwicklung wurde am Ende des Krieges nahtlos fortgesetzt. Folglich setzte die Inflation ein und die Währung verlor – ungefähr ein Jahr (1922) vor der Hyperinflation – sichtbar an Vertrauen.
1922 – Das Jahr vor der Hyperinflation: “Fehlt es seitdem an jeder spekulativen Nachfrage für die deutsche Valuta”
“Hatten Versuche der deutschen Regierung, die Mark auf den Devisenmärkten zu stützen, schon vor dem 24. Juni kaum gefruchtet, so gab es, nachdem Rathenau, der einzige deutsche Politiker von wirklich internationalem Format, brutal von der Bühne entfernt worden war, kaum noch etwas, das eine Panik aufhalten konnte. Ludwig Bendix, ein in Amerika ansässiger deutschstämmiger Finanzexperte, der der deutschen Regierung nahestand, berichtete am 3. Juli aus New York:
»Während bis Mitte vorigen Monats das ständige deutsche Angebot von Reichsmark verhältnismäßig willige Aufnahme gefunden hat, fehlt es seitdem an jeder spekulativen Nachfrage für die deutsche Valuta. Damit ist ein wichtiger Halt, den die Reichsmark bisher gehabt hat, verlorengegangen.«
Bis ins Jahr 1922 hinein hatte sich im Ausland ein Rest an Vertrauen gehalten. Jetzt, da das einst stolze, ordentliche Deutschland an eine Bananenrepublik zu erinnern begann – der damals seit etwa zwanzig Jahren bekannte Begriff bezog sich eigentlich auf instabile lateinamerikanische Länder mit einer oft labilen Währung –, war es nicht überraschend, dass die Mark immer weniger Abnehmer fand.”
“Bis ins Jahr 1922 hinein hatte sich im Ausland ein Rest an Vertrauen gehalten”
Die Situation war nahezu deckungsgleich mit der späteren DDR-Zeit gewesen. Kurzum: Bestimmte ausländische Produkte müssen in “harter Währung” – sprich Valuta – bezahlt werden. Solange der Euro eine Funktion als Devisenwährung – inklusive eine starken Exportwirtschaft – übernimmt, dann sind solche Fragen obsolet. Sobald dies aber nicht der Fall ist, dann ist eine Rückkehr zur Valuta-Wirtschaft unvermeidlich und genau dieses Szenario zeichnet sich bereits am Horizont ab.
Kryptowährungen & BRICS-Währung: Wer braucht noch Euro?
“In einem berühmt gewordenen Aufsatz von 2001 fügte der britische Ökonom Jim O’Neill die Anfangsbuchstaben der vier aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Russland, Indien und China erstmals zu einem Kunstwort zusammen: B-R-I-C. Er gilt daher als Erfinder der Bric-Gruppe, die sich 2010 auch offiziell gründete und durch den Beitritt Südafrikas später zu Brics anwuchs.”
Wie viel Bedeutung wird der Euro in Zukunft noch haben?
Da Kryptowährungen und die BRICS-Währung vermutlich den Euro in Zukunft noch stärker zusetzen werden, wird die Rückkehr zur Valuta-Wirtschaft sich kaum umgehen lassen. Speziell im ausländischen Handel kann niemand auf die Bezahlung in Euro bestehen.