Lausitzer Geschichte: Burgwall Lossow – Wie kamen ungefähr 1.800 Menschen ums Leben?
Der Burgwall Lossow soll ein Kult- und Opferplatz gewesen sein. Doch die Fundlage lässt auf eine noch größere Katastrophe schließen. Die ganze Anlage wurde dem Erdboden gleich gemacht: Rund Tausend Jahre später wurde sie erst durch Zufall entdeckt. Immerhin sollen im Burgwall Lossow bis zu 1.800 Menschen gelebt haben. Vermutlich ist ihnen ein grausames Schicksal wiederfahren.
„Funde aus der Bronze- und Eisenzeit sowie aus slawischer Zeit bekannt“
>>Stadtverwaltung Frankfurt (Oder) <<
„Die befestigte Siedlung wurde am Ende der mittleren Bronzezeit im 13. Jh. v. Chr. errichtet. Nach der bronzezeitlichen Nutzungsphase etablierte sich auf gleichem Platz in der frühen Eisenzeit (8.-6. Jh. v. Chr.) ein Kultzentrum. … Der Burgwall und Kultplatz von Lossow wurde in der Mitte des 19. Jh. durch den Bau der Eisenbahnlinie Berlin – Breslau durch Funde aus der Bronze- und Eisenzeit sowie aus slawischer Zeit bekannt.“
Burgwall Lossow wurde ungefähr 1.000 Jahre später durch Zufall entdeckt
Die Burgwallanlage wurde mehr durch Zufall entdeckt. Inwieweit diese tatsächlich ein Kult- und Opferplatz war: Das ist höchst umstritten. Denn die Fundlage lässt eher einen anderen Schluss zu.
Burgwall Lossow: Wie kamen die Menschen ums Leben?
„Die große und besondere Beachtung der Burgwallanlage wurde durch die Befunde von insgesamt 15 (oder 17) brunnenähnlichen Schächten hervorgerufen, die mit großen Mengen an Mensch- und Tierknochen verfüllt waren. Es konnte festgestellt werden, dass die Schachtanlagen als röhrenförmige Vertiefungen nach einem einheitlichen Prinzip aufgebaut waren. Mit einem oberen Durchmesser von ca. 1,20 m verjüngten sie sich auf ca. 80 cm bei einer Tiefe zwischen 5 und 7 m. Die zerstückelten Menschenreste legen nahe, dass hier rituelle Opferungen stattfanden.“
„Schachtanlagen als röhrenförmige Vertiefungen“
Die naheliegendere Erklärung für die „brunnenähnliche Schächte“ rührt sicherlich aus deren Namen her: Vermutlich waren es tatsächlich Brunnen. Immerhin sollen in der Burgwallanlage bis zu 1.800 Menschen gelebt haben. Alleine die Abmessung und vorallem die Tiefe der Schächte lassen eigentlich keinen anderen Schluss zu. In dieser Tiefe muss zwangsläufig Grundwasser vorhanden sein.
Burgwall Lossow: Fand hier eine Schlacht statt?
Allerdings würden tote Körper im Brunnen das Grundwasser nachhaltig verseuchen, was schließlich die ganze Siedlung gefährden würde. Erklärung: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die Anlage im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört. Alle Indizien deuten in diese Richtung hin. Auch bei der Schlacht an der Jakobsfurt wurde auf diese Weise die Festung geschleift: Die Festung wurde erobert, die Unterlegenen hingerichtet und ihre toten Körper in den Brunnen geworfen. Genauso wie bei der Jakobsfurt springt auch beim Burgwall von Lossow die strategische Lage sofort ins Auge.
Burgwall Lossow und seine strategische Bedeutung
„Die Siedlungskammer Lossow liegt südlich der Frankfurter Eisrandlage, am östlichen Rand der weichselzeitlichen Geschiebemergelhochfläche der Lebuser Platte. Das mittlere Odertal verengt sich zwischen Ziltendorfer Niederung und Oderbruch auf eine Breite von etwa zwei Kilometer. Hier bündelten sich bis zur neuzeitlichen Regulierung der Oder zahlreiche, im breiten und feuchten Tal der Ziltendorfer Niederung mäandrierende Wasserläufe zu einem tief eingeschnittenen Fluss. Etwa zwei Kilometer südlich des Burgwalls tritt das Berlin-Warschauer-Urstromtal westlich aus dem Odertal aus.“
„Ziltendorfer Niederung mäandrierende Wasserläufe zu einem tief eingeschnittenen Fluss“
Eine strategisch wichtige Lage am Fluss und dazu noch auf einem Hügel errichtet. So ein Bergrücken kann bei einer Belagerung einen wichtigen militärischen Vorteil bieten. Der Feind muss zuerst den Hügel und danach die künstliche Befestigungsanlage überwinden. Natürlich gehört zu solch einer Anlage auch ein oder mehrere Brunnen dazu: Damit die Wasserversorgung auch im Belagerungszustand gewährleistet bleibt.
Burgwall Lossow: Eine künstliche Befestigungsanlage
Parktisch alle slawischen Burganlagen sind mit einer – aus damaliger Sicht – kaum zu überwindenden Befestigungsanlage ausgestattet. Zur Abwehr wilder Tiere wäre solch ein gigantischer Aufwand wohl kaum nötig gewesen.
Warum Offiziere des Militärs weiterhelfen könnten
Sicherlich könnten Offiziere des Militärs die staatlichen Historikern auf die Sprünge helfen: Aber deren Meinung würde nur den Mythos des rituellen Opferplatzes zerstören. Zudem könnten Genetiker herausfinden, ob die Nachfahren der Toten möglicherweise noch heute dort leben.