Lausitzer Mythen: Der Drache bei Calau

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In dem Dorfe Reuden bei Calau wohnte zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Schäfer mit seiner Frau. Die Leute im Dorfe behaupteten, er beherberge den Drachen in seinem Hause.

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Von Edmund Veckenstedt

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Einst wurden beide Eheleute zu einer Kindtaufe eingeladen. Sie beauftragten die Magd, dass dieselbe, wenn sie vom Hause fort wären, auf den Boden gehe und um die Mittagszeit einen Topf mit Milchhirse in eine Tonne, welche sich auf dem Boden befand, stellen sollte. Die Magd hatte eine Liebschaft mit dem Schäferknecht, welcher ihr sagte, sie wollten die Milchhirse allein essen, es sei ja gleich, ob ein Topf mit Hirse oder ein Topf mit Wasser in die Tonne gestellt werde. Die Magd liess sich auch überreden. Die Mittagsstunde schlug, und die Magd begab sich mit einem Topf Wasser auf den Boden. Sie stellte das Wasser in die Tonne: zu ihrem Schreck sprang in demselben Augenblick ein grosses, schwarzes Thier aus der Tonne und fuhr zum Dache hinaus, dass das Dachgebälk nur so krachte. Genau zu derselben Zeit, als dies in dem Hause der beiden Eheleute geschah, wurden dieselben an dem Tisch, wo sie beim Schmause sassen, in den Gesichtern ganz schwarz und verwandelt; sie gingen erschrocken nach Hause: ihr Gelddrache war für immer verschwunden.