Lausitzer Mythen: Der kluge Mann und die dumme Frau

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Es war einmal ein Mann, der hatte eine Frau, die war etwas dumm. Die Leutchen waren arm, sie hatten nur ein kleines Haus und ein Beet Acker, auf dem sie etwas Kartoffeln bauten. Einst waren die Kartoffeln sehr gut gerathen, so dass der Keller im kleinen Hause nicht ausreichte. Da sagte der Mann zu seiner Frau: „Wir wollen etwas Sand aus dem Keller schaufeln und ihn so vertiefen, dass wir im Herbst alle Kartoffeln hinein bringen können.“

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Von Edmund Veckenstedt

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Gesagt gethan! Und siehe, dabei fanden sie im Keller einen Topf voll Geld. Ihre Freude war sehr gross, aber der Mann fürchtete, man möchte ihm das Geld wegnehmen, falls Andere von seinem Funde erführen. Deshalb verbot er seiner Frau streng, Jemandem ein Wörtchen von ihrem Geheimniss zu verrathen.

Aber die Frau konnte ihren Fund doch nicht verheimlichen. Als sie des anderen Tages mit anderen Weibern zum Hofedienst gegangen war, erzählte sie ihr Glück einer Freundin. Am Abend hörte dies der Mann. Er fürchtete, der Gutsherr werde es auch erfahren und ihm das Geld nehmen; deshalb sann er auf eine List.

Nach einigem Besinnen sprach er zu seiner Frau: „Höre, Frau, heute Nacht um zwölf Uhr werden die Türken mit langen Schnäbeln durch das Dorf ziehen; wenn die irgendwo eine Frau sehen, so zerbeissen sie dieselbe mit ihren langen Schnäbeln. Darum gehe in den Keller und verstecke Dich darin, ich will hinter Dir zuschliessen.“

Als es gegen Mitternacht kam, kroch die Frau in den tüchtige Ohrfeige.“ Der alte Fritz fasste aber doch zu. Da erhielt er von dem Soldaten eine solche Ohrfeige, dass er hinstürzte. „Du schlägst aber grob,“ sagte der alte Fritz. Darauf nahmen sie ihr Geld und gingen davon.

Am nächsten Tage liess der König den Soldaten zu sich rufen. Der Soldat musste ihm eingestehen, woher er das Geld habe, dass er so fein leben könne, trotzdem er ein armer Teufel sei. Dieser gestand Alles. Weil er aber nie etwas von dem Gelde des Königs genommen, auch nicht gelitten hatte, dass der alte Fritz davon nahm, so wurde ihm Alles verziehen, ja der König setzte ihm noch einen Gehalt aus.

Die Ohrfeige aber, welche er dem alten Fritz gegeben, hat er von diesem wieder erhalten.