Wie Geheimdienste den Waffenhandel organisieren

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Schusswaffen und Munition kommen bei der Bundeswehr auf merkwürdige Weise abhanden. Ein andermal taucht bei einer Terrorserie eine Pistole – ungeklärter Herkunft – auf. Bei genauen Hinsehen verschwimmt alles in Unklaren und Widersprüchen. Aufklärung wäre bei all diesen Fällen gewünscht, wird aber in der Praxis sabotiert. Bei solchen Ungereimtheiten haben in der Regel die Geheimdienste ihre Finger im Spiel.

>>Der Tagesspiegel<<

„Im November ist es drei Jahre her, dass die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ aufflog. Dennoch lässt sich bis heute nicht zweifelsfrei klären, wie die Pistole Ceska 83, mit der die NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt von 2000 bis 2006 neun Migranten türkischer und griechischer Herkunft erschossen, von der Schweiz nach Deutschland gelangt ist. Möglicherweise war die Waffe viel früher in der Bundesrepublik und vielleicht sogar in Jena, als bislang vermutet worden war. Die Aussage eines Schweizer Staatsanwalts warf jedenfalls am Donnerstag im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München neue Fragen auf.“

 

>>Spiegel<<

„Sicher ist dies: Die Pistole wurde 1993 von Tschechien in die Schweiz exportiert. Dort verkaufte die Firma Luxik die Waffe im April 1996 an die Firma Schläfli & Zbinden. Später wurde sie über G.s Waffenerwerbsschein gekauft. In Vernehmungen hatte G. erklärt, dass sie ihm in einem Paket zugestellt worden sei, welches er ungeöffnet an M. weitergegeben habe. Die Aussagen von M. habe er nicht für sonderlich glaubwürdig gehalten, sagte der Schweizer Staatsanwalt vor Gericht. Der Mann habe versucht, „die Klippen bewusst zu umschiffen“, um sich möglichst wenig in Widersprüche zu verwickeln.“

Die ganze NSU-Terrorserie scheint in erster Linie eine Geheimdienstangelegenheit zu sein. Ob die besagte Tatwaffe, tatsächlich diesen Weg genommen hat, ist höchst fraglich. Denn auch heutzutage verschwinden massenweise Waffen aus staatlicher Obhut.

>>Suttgarter Nachrichten<<

„Seit 2010 sind bei der Bundeswehr etliche Pistolen, Maschinengewehre und dazugehörige Munition offenbar verschwunden. Die Bundeswehr wollte die Panne geheim halten. … Bei der Bundeswehr sind laut einem Medienbericht seit 2010 insgesamt 75 Gewehre und Pistolen verschwunden. Außerdem seien fast 57 000 Schuss Munition entwendet worden, berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ unter Berufung auf eine als vertraulich eingestufte Liste des Verteidigungsministeriums. Von dem Verlust betroffen sind demnach alle bei der Bundeswehr eingesetzten Waffentypen, darunter das Standard-Sturmgewehr G36 (10 Stück), das schwere Maschinengewehr MG3 (6), G3-Gewehre (13), Pistolen vom Typ P7 und P8 (insgesamt 19) sowie die jeweilige Munition für diese Waffen. … Die Bundeswehr stufte die Liste laut „Spiegel“ als Verschlusssache ein. Die Zahlen der entwendeten Waffen müssten geheim gehalten werden, weil sie „einen Vertrauensverlust in die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr“ verursachen könnten.“

Munition und Waffen sind bei der Bundeswehr immer speziell gesichert. Unbemerkt als Bundeswehrangehöriger eine Waffe zu stehlen ist fast unmöglich. Zivilisten in Kasernen erregen grundsätzlich immer viel Aufmerksamkeit. Diese Diebstähle ergeben auch finanziell keinen Sinn: An Waffen auf den Schwarzmarkt herrscht bekanntlich kein Mangel, jeder Kreditkartenbetrug ist da einfacher zu organisieren. Alleine die 57.000 Schuss Munition sprechen eine eindeutige Sprache: Niemand fährt mit einen Lastwaagen voll geladen mit Munition aus einer Kaserne. Außerdem stammen diese Zahlen direkt von der Bundesregierung: Ob die gemachten Angaben wirklich das gesamte Ausmaß abbilden, selbst das muss ungeklärt bleiben. Vom logischen Gesichtspunkten her, kommt als Täter nur der Geheimdienst in Frage: Denn nur dieser verfügt über notwendigen Mittel und Fähigkeiten, solche Operationen durchzuführen und Ermittlungen, sowie Gerichtsprozesse zu beeinflussen.