Usbekistan: Gemeinde seit drei Jahren ohne Gebäude

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Behördliche Vorgaben beeinträchtigen Gemeindeleben nachhaltig

Die Baptistengemeinde im usbekischen Buchara ist seit dem Mai 2021 ohne Versammlungsort. Ihr Gemeindegebäude wurde durch den Bruch einer öffentlichen Wasserleitung so schwer beschädigt, dass eine weitere Nutzung nicht möglich war. Alle Bemühungen, eine Ausweichmöglichkeit zu finden, scheitern bislang an behördlichen Vorgaben.

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Von Open Doors

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Rohrbruch von Behörden zwei Tage lang ignoriert

Die Gemeinde zählt zu den offiziell registrierten christlichen Gemeinden in Usbekistan und traf sich seit 1971 in dem derzeit nicht nutzbaren Gebäude. Einige Mitglieder hatten sofort nach Entdeckung des Rohrbruches im Mai 2021 die Behörden informiert. Der Wasserfluss wurde jedoch erst mit zweitägiger Verzögerung im Rahmen der Leitungsreparatur gestoppt. Die große Wassermenge hatte bis dahin bereits massive Schäden an den Wänden und dem Dach des Gebäudes verursacht. Doch statt der Gemeinde bei den nötigen Instandsetzungsmaßnahmen behilflich zu sein, versiegelten die Beamten lediglich das Gebäude und untersagten die weitere Nutzung. Darüber hinaus wurde den Christen mitgeteilt, dass ihr Haus Teil des kulturellen Erbes der Stadt sei und Reparaturarbeiten daran nur durch ein spezialisiertes, staatliches Unternehmen ausgeführt werden dürften. Bislang wurden jedoch keine Arbeiten begonnen.

Ein benachbartes Privathaus wurde durch das Wasser so stark beschädigt, dass es einstürzte; der Besitzer erhielt jedoch eine Genehmigung zum Wiederaufbau seines Hauses. Die Gemeinde war hingegen gezwungen, bis auf weiteres andere Räumlichkeiten für ihr Gemeindeleben zu finden und zu mieten.

Viele Rückschläge und ein Hoffnungsschimmer

Dies gestaltete sich jedoch sehr schwierig, wie ein Gemeindemitglied gegenüber der norwegischen Menschenrechtsorganisation Forum 18 erklärt: „Als wir versuchten, andere Versammlungsorte zu mieten, wurden wir abgewiesen, da sie nicht [wie vorgeschrieben] für die Abhaltung religiöser Zeremonien oder Versammlungen registriert waren. Die Behörden haben uns nicht dabei unterstützt, dieses Problem zu lösen.“ Erschwerend kam hinzu, dass zu der Gemeinde auch eine Gruppe Hörgeschädigter gehört, die mithilfe technischer Einrichtungen in dem beschädigten Gebäude am Gottesdienst teilnehmen konnten. Dies ist aktuell nicht mehr möglich. Doch auch andere Mitglieder der Gemeinde haben sich zurückgezogen, „weil wir nicht in der Lage waren, jeden Sonntag einen Ort für den Gottesdienst zu finden“, wie das Gemeindemitglied erklärt. Die Gemeinde ist mittlerweile von etwa 70 auf 30 Personen geschrumpft.

Anfang 2023 zeigten Beamte der Regionalverwaltung von Buchara Vertretern der Gemeinde ein heruntergekommenes Lagergebäude, das man ihnen als offizielles Gotteshaus in Aussicht stellte. Das Gebäude ist stark reparaturbedürftig. „Die Behörden haben uns versprochen, dass sie bald mit der Restaurierung beginnen würden, aber es wurde nichts unternommen“, so ein Gemeindesprecher.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeichnete sich in der dritten Januarwoche ab, als die Gemeinde eine zeitlich begrenzte Genehmigung zur Nutzung eines Kindergartengebäudes erhielt. Obwohl die Räumlichkeiten eigentlich nicht für gottesdienstliche Zusammenkünfte geeignet sind, ergriffen die Christen die Gelegenheit und begannen, im Rahmen der Genehmigung Literatur und Ausrüstung der Kirche aus der geschlossenen Kirche in den Kindergarten zu bringen. Dabei stellten sie allerdings fest, dass viele Bücher irreparabel beschädigt waren, da sie aufgrund der Schäden an Dach und Wänden dem Regen ausgesetzt waren.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Usbekistan an 25. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.