Strukturwandel – Wie die defizitären Spaßbäder zum neuen Wirtschaftsmotor wurden?
„Wonnemar: Kunden werden Gläubiger – Die Insolvenz des Bad-Betreibers hat Konsequenzen für Inhaber von Gutschein-Karten. Und nicht nur für sie.“ – Solche Schlagzeilen sind aber nicht nur für die Kunden des Wonnemar in Bad Liebenwerda entscheidend.
Defizitäre Spaßbäder oder wenn Kunden zu Gläubigern werden
Die allermeisten Bäder in der Lausitz werden nämlich mit Steuergeldern bezuschusst: Ohne dieses Geld würden ganz schnell die Lichter ausgehen. Doch ausgerechnet die häufig defizitären öffentlichen Bäder sollen noch eine ganz andere Funktion erfüllen: Beim angedachten Kohleausstieg sollen sie der neue „Wirtschaftsmotor“ sein. Allerdings vergleichbare Konzepte wurden bereits kurz nach der Wiedervereinigung versucht und die lassen sich heute als Ruine „bewundern“ .
„Freibad – Das viele Jahre ein Schmuckstück Lohsas war“
“ … das Freibad, das viele Jahre ein Schmuckstück Lohsas war. Aber 2009 hatte es das letzte Mal geöffnet. Für die Saison 2010 hatte der Gemeinderat damals verfügt, dass es nicht wieder öffnet. Dabei ist es geblieben und so sieht es hier jetzt auch aus.“
Ruine Freibad Lohsa: Denkmal des verantwortungslosen Umgangs mit Steuergeld
Einst wurde das Freibad Lohsa kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit einfachen Mitteln – als kleines Naherholungsgebiet – errichtet und bis zum Ende der DDR auch so betrieben. Nach der deutschen Wiedervereinigung sollte alles anders – und vor allem besser – werden: Das schlichte und spartanisch ausgestattete Freibad wurde komplett zu einem sogenannten „Spaßbad“ umgebaut. Nur offenkundig ging das neue Konzept nie auf.
Defizitäre Spaßbäder hängen am Tropf des Steuerzahlers
Das defizitäre Spaßbad riss ein großes Loch in der Gemeindekasse und irgendwann hat der zuständiger Amtsleiter seinem „Spaß“ daran verloren. Kurzum: Der Geldhahn wurde zugedreht und das „Spaßbad“ kann als nun als gespenstische Ruine besichtigt werden. Vergleichbare Parallelen lassen überall in der Lausitz beobachteten.
Freibad Laubusch: „Das Bad wurde 2016 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen“
„Einen Grundsatzbeschluss dazu hat der Stadtrat Lauta gefasst. Das Bad wurde 2016 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.“
„Droht der Körse-Therme in Kirschau die Schließung?“
„Droht der Körse-Therme in Kirschau die Schließung? – Der Zweckverband, der die Therme betreibt, habe Kassenkredite aufgenommen, die aber nicht bedient werden konnten, heißt es in den lokalen Medien.“
Körse-Therme: „Kassenkredite aufgenommen, die aber nicht bedient werden“
Ungeachtet aller Hiobsbotschaften: Das Konzept des „Spaßbades“ ist einfach nicht totzukriegen. Beim sogenannten Strukturwandel sollen vergleichbare Einrichtung sogar für einem wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Öffentliche Fördergelder machen es möglich. Grundsätzlich ist gegen das Konzept eines kleinem Schwimmbads zur Naherholung im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge nichts einzuwenden, aber ein „Wirtschaftsmotor“ waren solche Bäder nie wirklich gewesen.