Stellt sich die Frage, ob die Privatisierung von Flughäfen tatsächlich vorteilhaft ist
Screenshot youtube.comÜber viele Jahrzehnte hinweg lagen Bau, Betrieb und Finanzierung von Flughäfen in Deutschland nahezu ausschließlich in staatlicher Hand. Auch heute sind die meisten Flughäfen noch mehrheitlich oder vollständig im Besitz der öffentlichen Hand. Einer umfassenden Privatisierung steht insbesondere die sektorspezifische Regulierung des Staates entgegen, die sich auf die besondere Bedeutung der Flughäfen im Rahmen der Daseinsvorsorge stützt.
Deregulierung und Privatisierung: Chancen und Bedenken
Die Diskussion um eine weitergehende Deregulierung des deutschen Flughafensektors wird durch das häufig bestehende natürliche Monopol geprägt. Weitgehende Privatisierungen werden kritisch betrachtet, da Zweifel bestehen, ob private Investoren die notwendigen Vorhalte- und Erweiterungsinvestitionen leisten können. Selbst politisch liberal eingestellte Akteure betonen diese Herausforderungen. Dennoch hat sich der internationale Trend zur Privatisierung in den vergangenen Jahrzehnten auch in Deutschland bemerkbar gemacht.
Wettbewerbsdruck und Liberalisierung als Treiber des Wandels
Das stetig steigende Passagieraufkommen sowie die fortschreitende Liberalisierung des weltweiten Luftverkehrs haben den Wettbewerb zwischen Flughäfen deutlich intensiviert. Befürworter der Privatisierung betonen, dass deutsche Flughäfen dadurch unter zunehmenden Druck geraten, ihre Leistungsfähigkeit und Effizienz kontinuierlich zu steigern. Sie argumentieren, dass der deutsche Luftfahrtsektor nur durch eine stärkere Beteiligung privater Investoren langfristig wettbewerbsfähig bleiben kann. Die monopolartige Bereitstellung von Flughafenleistungen durch den Staat wird daher zunehmend hinterfragt.
Politische Weichenstellungen für die Privatisierung
Bereits im „Luftfahrtkonzept 2000“, das 1994 veröffentlicht wurde, bekannte sich die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung zu einer konsequenten Privatisierung der Bundesanteile an Flughäfen. Aus ordnungspolitischer Sicht wird gefordert, Flughäfen konsequent in privatrechtlichen Organisationsformen wie GmbHs oder Aktiengesellschaften zu führen. Besonders angesichts der Notwendigkeit schneller und kostenintensiver Expansionsinvestitionen erscheint die Einbindung privater Kapitalgeber als sinnvoller Weg, um öffentliche Haushalte zu entlasten und dringend benötigtes Management-Know-how zu integrieren. Teilprivatisierungen konzentrierten sich bislang vor allem auf wirtschaftlich starke Flughäfen wie Frankfurt am Main, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Mönchengladbach.
Praktische Umsetzung: Meilensteine der Privatisierung
Der Flughafen Düsseldorf International markierte 1997 einen Meilenstein als erster teilprivatisierter Verkehrsflughafen Deutschlands, als 50 Prozent der Landesanteile an ein privates Konsortium verkauft wurden. In den Folgejahren wurden auch die Flughäfen Hannover und Hamburg teilweise privatisiert. Eine besondere Form der Privatisierung erlebte der Frankfurter Flughafen im Jahr 2001 durch seinen Börsengang und die Gründung der heute international agierenden Fraport AG.
Perspektiven für die zukünftige Entwicklung
Unabhängig von den unterschiedlichen Modellen und Ausgestaltungen der Privatisierung lässt sich feststellen, dass der Trend zu privatwirtschaftlich geführten Flughäfen in Deutschland voraussichtlich noch über viele Jahre anhalten wird. Die wachsenden Anforderungen an Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sowie die angespannte Lage öffentlicher Haushalte sprechen weiterhin für eine stärkere Einbindung privater Investoren und Managementstrukturen in den deutschen Flughafenbetrieb.

















