Sorbisch in der Lausitz: „Wir wollen einen freien Zugang zum Sprachunterricht“
Die Sorbische Sprache und Kultur ist untrennbar mit der Lausitz verbunden. Selbst sprachunkundige Bürger nehmen in der Lausitz am kulturellen Leben der Sorben teil: Viele verschiedene sorbische Bräuche sind in der Region allgegenwärtig und gehören zum Erbe der Lausitz. Dennoch ist das Erlernen der sorbischen Sprache keineswegs an allen Schulen in der Lausitz selbstverständlich möglich und dagegen richtet sich Widerstand.
“Wir wollen einen freien Zugang zum Sprachunterricht ohne Mindestzahl”
>>Potsdamer Neueste Nachrichten<<
„Mehr als 34.000 Unterschriften haben die Eltern für ihre Onlinepetition auf der Plattform „Change.org“ bekommen. Zum Vergleich: Die wirkungsvolle, von Eltern initiierte Onlinepetition für beitragsfreie Kitas im Land fand 2015 rund 13.000 Unterstützer. … Den Eltern reicht das nicht. „Wir wollen einen freien Zugang zum Sprachunterricht ohne Mindestzahl“, erklärt Kathleen Komolka.“
„Mehr als 34.000 Unterschriften haben die Eltern für ihre Onlinepetition auf der Plattform „Change.org“ bekommen”
Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben an der Onlinepetition auch viele Nicht-Sorben teilgenommen, ansonsten hätte – bei ungefähr 60.000 Sorben insgesamt – mehr als jeder Zweite Sorbe abstimmen müssen. Wie auch immer die hohe Zahl an Unterstützer zusammen kam, auf der offiziellen Internetpräsenz des Bildungsministeriums ist zum Thema “Mindestzahl” wenig in Erfahrung zu bringen.
„Das Fach Sorbisch wird je nach Sprachstand der Schüler in drei Sprachgruppen unterrichtet”
>>Staatsministerium für Kultus<<
„Das Fach Sorbisch wird je nach Sprachstand der Schüler in drei Sprachgruppen unterrichtet. Im Fach Sorbisch ist die sorbische Sprache sowohl Unterrichtssprache als auch Unterrichtsgegenstand, während sie in anderen Fächern vollständig oder teilweise Unterrichtssprache ist. Die Lerninhalte der Sachfachfächer werden bilingual gelehrt. Quereinsteigern ist der Zugang zu den zweisprachigen Klassen gewährleistet, in dem sie durch zusätzlichen Sorbisch-Unterricht an das Sprachniveau herangeführt werden.“
“Die Lerninhalte der Sachfachfächer werden bilingual gelehrt”
Allerdings ist das Thema “Quereinsteiger” nicht unumstritten, weil einige Quereinsteiger nur begrenzte Sorbischkenntnisse aufweisen. Zusätzlich kommt hinzu: Das Studium zum Lehramt Sorbisch findet außerhalb der Lausitz statt.
Universität Leipzig: „Das Studium zum Lehramt Sorbisch”
„Das Studium zum Lehramt Sorbisch orientiert sich an den allgemeinen Anforderungen an eine moderne philologische, sprachdidaktische und sprachpädagogische Bildung bezüglich Inhalten, Methoden, fachlichen wie auch sozialen Kompetenzen und berücksichtigt den aktuellen Forschungs- und Erkenntnisstand sowie neuere Vermittlungsformen und -methoden zu muttersprachlicher, fremdsprachlicher und bilingualer Ausbildung in der Schule unter den spezifischen Bedingungen einer Minderheitensprache.“
Sorbisch in der Lausitz flächendeckend erlernen können
Es ist dringend notwendig – die Möglichkeit für Eltern einzuräumen – dass die Kinder Sorbisch flächendeckend in der Lausitz erlernen können. Unzumutbar ist die Tatsache: Der Wohnort in der Lausitz entscheidet, ob das eigene Kind zweisprachig aufwächst oder eben nicht. Auch das Lehrer fernab der Lausitz in Leipzig für den zukünftigen Sorbisch-Unterricht ausgebildet werden, ist kaum hinnehmbar. Der Unmut vieler Kinder und Eltern in der Lausitz ist also sehr wohl berechtigt.