Pakistan: Tödliches Attentat auf Pastor

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Oberster Geistlicher fordert von Regierung „Gerechtigkeit und Schutz“ für die Christen

Am vergangenen Sonntag wurde der pakistanische Pastor Reverend William Siraj bei einem Anschlag vor seiner Kirche im nordwestlichen Peshawar getötet. Sein Begleiter, Reverend Patrick Naeem, erlitt Verletzungen, überlebte aber. Örtliche Christen zeigten sich tief erschüttert von dem gezielten Attentat, die Fahndung nach den Tätern läuft; bislang hat sich niemand zu der Tat bekannt.

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Von Open Doors

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Dramatischer Verlust für die Gemeinde

Die beiden Pastoren kamen gerade von der Shaheedan-e-All Saints’-Kirche, in der sie am Sonntagmorgen den Gottesdienst geleitet hatten. Plötzlich schnitten zwei Männer auf einem Motorrad ihrem Auto den Weg ab und eröffneten das Feuer auf die beiden Pastoren. Rev. William Siraj wurde in den Kopf getroffen und war sofort tot. Sein Kollege, Patrick Naeem, erlitt Verletzungen und wurde zur Behandlung in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht.

Die Shaheedan-e-All Saints’-Kirche wurde im Gedenken an das verheerende Bombenattentat auf die All Saints’-Kirche im Jahr 2013 errichtet, bei dem 127 Gemeindemitglieder ums Leben kamen – darunter auch der Schwiegersohn des jetzt ermordeten William Siraj. Damals hatten sich die islamisch-extremistischen „Tehreek-e-Taliban Pakistan“ zu dem Anschlag bekannt. Der Pastor hatte seitdem mit seiner verwitweten Tochter zusammengelebt und sich um sie gekümmert. Ein Mitglied seiner Gemeinde beschrieb Siraj mit emotionalen Worten als einen „sehr demütigen und gottesfürchtigen Mann“, der wegen seines liebevollen Umgangs mit den Gemeindemitgliedern überall sehr viel Respekt und Wertschätzung genossen habe.

Lehrpläne in Schulen ignorieren oder verunglimpfen Minderheiten

Azad Marshall ist der Vorsitzende der Church of Pakistan, einer Vereinigung protestantischer Kirchen im Land. Er verurteilte die Morde in einem Tweet und forderte „Gerechtigkeit und Schutz für Christen durch die pakistanische Regierung“.

Obwohl es im Vorfeld des Anschlags am Sonntag keine Drohungen gegenüber Priestern oder der Kirche gegeben hatte, deutet die Art und Weise der Ausführung „auf einen vorsätzlichen und geplanten Angriff hin; eine Tat, die darauf abzielt, diejenigen einzuschüchtern und herauszufordern, die den christlichen Minderheiten in Pakistan Rechte, Schutz und Freiheiten bieten“, so eine lokale Quelle, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, im Gespräch mit World Watch Monitor.

Infolge des Bombenanschlags von 2013 hatte der Oberste Gerichtshof Pakistans im Juni 2014 eine Liste von Anweisungen an die Regierung herausgegeben, um die Minderheiten des Landes zu schützen. Darin wurde auch die Entwicklung „geeigneter Lehrpläne für die Primar-, Sekundar- und Tertiärstufe“ angemahnt, die die „religiöse Harmonie und Toleranz fördern“. Eine Untersuchung des in Lahore ansässigen Centre for Social Justice aus dem Jahr 2020 zeigte jedoch, dass religiöse Minderheiten in den pakistanischen Schulbüchern weiterhin entweder unsichtbar sind oder verunglimpft werden.

Was das für die Kinder von Minderheiten bedeutet, schätzt einer der lokalen Christen so ein: „Die einfache Antwort lautet: Sie finden sich in einer Warteschlange von Ausreisewilligen wieder, die sich ein Visum erhoffen, um in einem fremden Land Hoffnung und Zukunft zu finden.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Pakistan den 8. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.