Medien und Hartz IV: Die tägliche Verachtung der Armen
raktisch mit der Einführung von Hartz IV: Begann auch die mediale Stigmatisierung von Hartz-Empfängern: Die bis in die Gegenwart anhält. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ein realer – oder meist fiktiver – Hartz-IV-Empfänger als Faul und Dumm dargestellt wird. Die tägliche Hass auf Hartz-Empfänger hat aber auch unbeachtete gesellschaftliche Auswirkungen.
Zynismus im Staatsfunk „Das schöne Bio-Leben mit Hartz IV“
„ARD-Sendung über Öko-Lebensmittel – Das schöne Bio-Leben mit Hartz IV – TV-Koch Tim Mälzer stellt mit einer gut situierten Familie das Leben von Armen nach.“
Menschenverachtung nach Drehbuch: „Stellt mit einer gut situierten Familie das Leben von Armen nach“
An TV-Sendungen wie diese, herrscht mitnichten ein Mangel. Eine gut situierten Oberschicht-Familie geht gewissermaßen auf „Armutssafari“ und erklärt der Unterschicht: Wie sie gefälligst zu leben hat. Selbstredend folgen wie am laufenden Bande: Jede Menge „gut gemeinte Ratschläge“ – was eine Hatz-IV-Familie zu beachten hat. Nichtdestoweniger, wird noch eine „subtile“ politische Botschaft eingebaut.
Politische Botschaft im Staatsfunk: Hartz-IV-Regelsätz können sinken
„Am Ende zieht auch Tim Mälzer ein positives Resümee. Bio, aber günstig, das funktioniere, „wenn man seine Gewohnheiten überdenkt“. An guten Hinweisen für Hartz-IV-Empfänger zur Lebensgestaltung mangelt es nicht. Und wenn das nächste Mal eine Debatte über Hartz IV und den Regelbedarf entbrennt, brauchen die Verfechter niedriger Regelsätze ja nur darauf zu verweisen, dass man sich als ALG-II-Empfänger ja sogar Bio-Lebensmittel leisten könne.“
„Wenn man seine Gewohnheiten überdenkt“ – Erziehung im Staatsfernsehen
Die Zubereitung von Essen erfordert Energie, Wasser und Haushaltsgeräte: Alles Positionen die im Hartz-IV-Regelsatz nur unzureichend abgebildet sind. Genauso wenig wie Kleidung und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs. Diese wenig erfreulichen Tatsachen blendet der Staatsfunk genauso aus: Wie die Sanktionspolitik der Jobcenter.
Die Abwertung gegenüber den sozial Schwachen unser Gesellschaft
Die Abwertung gegenüber den sozial Schwachen unser Gesellschaft ist aber noch steigerungsfähig. Das Zauberwort lautet: Geschriebene Realität – wenn die Wirklichkeit nicht das bietet, was sich die Produzenten vorstellen, muss die Realität halt schauspielerisch „Nachgespielt“ werden.
Geschriebene Realität: Wenn die Wirklichkeit nicht mehr ausreicht
„RTL 2 hat seine Sozialreportagen zum Markenkern des Senders erkoren. … Mit der Kamera blicken wir nach ganz unten, in Abgründe. Gezeigt werden schreckliche Zustände. Die Kamera schweift durch zugemüllte Wohnungen, zeigt Dreck, Schimmel, ja Kot. Ausgiebig werden einzelne Protagonisten begleitet.“
RTL 2 ein Teil von Bertelmann: Quasi die Erfinder von Hartz-IV
Nun dass der Sender RTL 2 zur Bertelmannsgruppe gehört und als treibende Kraft hinter Hartz IV gestanden hat und vermutlich immer noch steht: Das wird in diesem „Sozialreportagen“ nur ungern gezeigt.
Erwachsene Menschen werden wie Kleinkinder dargestellt
Bei soviel medialer „Sozialromantik“ wollen die Jobcenter selbstredend nicht hinten anstehen und brachten ihrerseits eine Broschüre mit der selben Stoßrichtung heraus. Erwachsene Menschen werden wie Kleinkinder dargestellt, denen man die einfachsten Dinge des Alltags – mit Comic-Zeichnungen – erklären muss.
Mit Comic-Zeichnungen mündige Bürger herabwürdigen
„Legen Sie Steine in die Klospülung, trinken Sie Leitungswasser und essen Sie weniger Fleisch: In einer Broschüre gibt ein norddeutsches Jobcenter Hartz-IV-Empfängern Tipps. Doch der Comic mit der fiktiven Familie Fischer sorgt für Entrüstung … „
Unfrieden in der Gesellschaft und Störung das friedlichen Zusammenlebens
Der rechtlich fiktive „Erziehungsauftrag“ der Jobcenter findet seine Fortsetzung bei den sogenannten „Fortbildungsmaßnahmen“ – bedeutet: Rechtschreibaufgaben für Kleinkinder oder Einkaufsladen spielen. Von der Würde des Menschen bleibt im Hartz-IV-Alltag nicht mehr viel übrig. Die tagtägliche mediale Unterfütterung zeigt natürlich Wirkung und lässt gerade die Schwächsten der Gesellschaft in einen schlechten Licht erscheinen. Aber nicht nur das. Die tägliche Hetze auf Hartz-Empfänger sorgt für einen erheblichen Unfrieden in der Gesellschaft und stört das friedliche Zusammenleben.