Lausitzer Mythen: Der Gedenkstein im Schmetterholze

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Zwischen den Dörfern Fischbach und Schmiedefeld bei Stolpen dehnt sich eine größere Waldfläche aus. Dieselbe bezeichnet der Volksmund als das Schmetterholz.

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Von Friedrich Bernhard Störzner

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Durch das Schmetterholz führt die Bautzener Landstraße, welche den Wald in eine nördliche und in eine südliche Hälfte teilt. Auf der südlichen Seite steht hart neben der Landstraße, nur wenige Schritte von da, wo der Wald von Schmiedefeld her beginnt, ein verwitterter Stein. Derselbe trägt die Zeichen:

G. S. F. und die Jahreszahl 1793.

Dieser Gedenkstein erinnert den Wanderer an eine schauerige Tat. Hier wurde ein Fleischer und Viehhändler aus Schmiedefeld, der zum Viehmarkte zog, meuchlings ermordet und seiner Barschaft beraubt. Nun soll es aber heute an dieser Stätte nicht geheuer sein. Hier wird der Wanderer, der etwa nachts die einsame Landstraße dahinzieht, vielfach geängstet und erschreckt. Aus dem Walde heraus vernimmt er lautes Hundegekläff, Pferdegetrappel, lautes Hussaschreien, das allmählich in der Ferne verstummt; auch Schellengeläute hört er hinter sich, es klingt, als wenn ihm ein Schlitten nachgejagt komme. Oftmals sieht er auch über die Landstraße vor sich her ein graubärtiges Männchen schweben, das aus der südlichen Waldseite tritt, quer die Landstraße kreuzt und auf der nördlichen Waldseite spurlos verschwindet. Schon manchem nächtlichen Wanderer ist dieses gespenstische Männchen an jener Stelle erschienen. Man nennt es allgemein „das graue Männchen“. Selbst solchen Personen ist es wiederholt begegnet, die nicht gerade zu den Furchtsamen und Abergläubigen gehören. Forstleute, Waldarbeiter und Fuhrleute sind im Schmetterholze manchmal geäfft worden. Das graue Männchen scheint aber harmloser Natur zu sein, man hat noch nicht gehört, daß dasselbe jemandem ein Leid zugefügt habe.