Lausitzer Geschichte: Die Stadtkirche zu Bischofswerda
Zu den jüngsten und größten Kirchen in der westlichen Lausitz Sachsens gehört die stattliche Hauptkirche zu Bischofswerda. Dieselbe stammt aus dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. In den Jahren 1813 bis 1818 wurde sie unter großen Opfern der Kirchengemeinde erbaut.
___________________
Von Friedrich Bernhard Störzner
___________________
Man scheute trotz der großen Notlage, in welcher die Bischofswerdaer Bürger damals sich befanden, keine Kosten, ein schönes und würdiges Gotteshaus zu errichten. Die Zeichnung zur gegenwärtigen Stadtkirche entwarf der Hofbaumeister Thormeyer. Die Baukosten betrugen 20 378 Taler, also eine Summe, die für die Opferwilligkeit der Bürger das beste Zeugnis gibt; denn nicht hoch genug ist dieselbe anzuerkennen, wenn man daran denkt, daß damals die ganze Stadt Bischofswerda in Trümmern lag, fast jeder Bürger sein Heim verloren hatte und oft mancher kaum wußte, wie er wieder zu seinem neuen kommen sollte.
Am 31. Oktober konnte das neuerbaute Gotteshaus, die gegenwärtige Hauptkirche, eingeweiht werden. Erster Prediger war damals an der Stadtkirche der Superintendent Karl Friedrich Kunze; Archidiakonus Karl Gottlieb Friedrich; das Diakonat war noch unbesetzt. Als Rektor der Stadtschule wird in jener Zeit genannt Andreas Hellig, als Kantor an der Stadtkirche Christlieb Leberecht Engelmann und als Organist Johann Heinrich Gräfe. Die neue Orgel, welche in der Stadtkirche aufgestellt wurde, war von Trampeli erbaut worden und gilt für ein ausgezeichnetes Werk.
Die gegenwärtige Stadtkirche ist auf den Trümmern ihrer Vorgängerin erstanden. Sie erinnert an den Schreckenstag von Bischofswerda, den 12. Mai 1813. Napoleon war auf seinem abermaligen Siegeszuge durch Deutschland bis in die östliche Gegend von Dresden vorgedrungen. Die Verbündeten wurden nach der Lausitz verdrängt. Bei Schmiedefeld stellten sich am Morgen des 12. Mai die Russen den Franzosen entgegen, und es kam zu jenem denkwürdigen Treffen am Kapellenberge bei Schmiedefeld.
Siegreich drangen abermals die Franzosen vor. Die Russen und ihre Verbündeten wurden nach Harthau, Goldbach und Bischofswerda zurückgeworfen. Die Franzosen folgten ihnen auf dem Fuße und standen am Nachmittage des 12. Mai bereits vor den Toren Bischofswerdas. Eine Heeresabteilung Franzosen unter Führung des Marschalls Macdonald verdrängte die Verbündeten unter Miloradowitsch aus der Stadt und nahm dieselbe nach einem heftigen Kampfe ein. Die Bewohner von Bischofswerda hatten schon vorher die Stadt verlassen und Zuflucht in den umliegenden Städten gesucht. Abends in der neunten Stunde warf die Hand französischer Frevler den Feuerbrand aus, und bald stand die ganze Stadt in Flammen. Meilenweit hin wurde der furchtbare Feuerschein wahrgenommen.
Als die Bewohner am anderen Tage heimkehrten, fanden sie an Stelle ihrer trauten Wohnstätte nur noch rauchende Trümmerhaufen. Die Stadt war ein Raub der Flammen geworden. Innerhalb der Stadtmauer verschonte das wütende Feuer nichts als drei kleine Häuser zwischen der Töpfer- und Dresdner Gasse an der Stadtmauer. Bischofswerda schien aus der Reihe der sächsischen Städte ausgestrichen. Doch reichlich flossen aus der Nähe und Ferne die Unterstützungen, und schöner und blühender erhob sich die Stadt aus den Ruinen, so daß sie heute zu den freundlichsten Städten unseres Vaterlandes gehört.
Die damalige Stadtkirche Bischofswerdas, die Vorgängerin der jetzigen, ging am 12. Mai 1813 mit den übrigen Gebäuden der Stadt in Flammen auf. Am 13. Mai, früh um 2 Uhr stürzte der brennende Kirchturm in sich zusammen, und die Glocken vom Jahre 1672 zerschmolzen.
Als am 25. Mai des genannten Jahres noch ein Gewölbe der abgebrannten Stadtkirche zusammenstürzte, wurde von den Trümmern desselben der damalige Diakonus Johann Gottlieb Ernst Gulich erschlagen. Bis zum Jahre 1819 blieb nun das Diakonat unbesetzt.
Die Gründung der Stadtkirche Bischofswerdas fällt in das 11. Jahrhundert. Wie die Sage berichtet, verdankt die Stadt Bischofswerda ihre Entstehung dem ersten Bischofe von Meißen, dem Bischofe Burkhardt, der hier an der Wesenitz im Jahre 972 einen Flecken und eine Kapelle gründete zum Schutzwalle gegen die heidnischen Wenden, die hier in einem heiligen Haine von Eichen ihre Götter verehrten.
Bischof Benno von Meißen, ein geborener Graf von Woldenberg bei Goßlar, soll den vom Bischof Burkhardt gegründeten Flecken 1076 zur Stadt erhoben und dieser gestattet haben, den Bischofsstab im Wappen zu führen. Bischof Benno war es auch, der 1076 die erste Stadtkirche hier erbaute. Benno lebte mit seinem Grenznachbar Wratislav, dem Herzoge von Böhmen, in gutem Frieden und sicherte sich dadurch von dieser Seite sein Bistum, doch war er ein Feind des geächteten Kaisers Heinrich IV. – Heinrich zog aber siegreich durch die Mark Meißen und nahm den Bischof Benno gefangen. Doch wurde dieser wieder aus der Gefangenschaft befreit und soll dann aus Dank gegen Gott im Jahre 1076 mehrere Kirchen im Gaue Nisici haben erbauen lassen.
Unter diesen von ihm gegründeten Kirchen wird auch die zu Bischofswerda genannt. Die erste Stadtkirche zu Bischofswerda weihte Bischof Benno dem heiligen Nicolaus. Auf seinen Reisen nach der Lausitz, welche zu Bennos Sprengel gehörte, weilte der Bischof mit einer besonderen Vorliebe in Bischofswerda und beschenkte darum die Nicolaikirche mit wertvollen Heiligtümern. Nicht weniger als sechs Altäre mit kostbaren Reliquien befanden sich in ihr. So kam die Stadtkirche zu Bischofswerda gar bald weit und breit in einen guten Ruf, so daß von jener Zeit an Wallfahrten nach hier unternommen wurden, die bis zur Zeit der Reformation andauerten. Infolgedessen hob sich auch der Ort sichtlich, und man nannte aus Dankbarkeit gegen den Wohltäter Bischof Benno die Stadt Bischofswerda. –
Noch will ich einer Legende Erwähnung tun, welche Christian Heckel (1699 bis 1719 Kantor an der Stadtkirche zu Bischofswerda) in seiner von ihm im Jahre 1713 herausgegebenen „historischen Beschreibung der Stadt Bischofswerda“ auf Seite 39 und 40 wörtlich also erzählt:
„Da Bischof Benno zur Zeit seines Amtes gepflogen, und als ein Provisor und treuer Hirt sich seiner befohlenen Kirchen anzunehmen, in seiner ganzen Dioecesi herumgezogen und Visitationen gehalten, sei ihme dieses Ortes (also in Bischofswerda) in der Kirchen, da er selbst eigener Person das Volk examinieret, und sie im christlichen katholischen Glauben unterrichtet, ein helles Licht erschienen mit einem solchen Glanze, daß er fast darüber verstummet und alles Volk erschrocken, welche er aber, als er sich hinwieder ermahnet getröstet, und dieses auf sich und denn das Volk, solches vor eine große Gnade Gottes anzunehmen, also gedeutet, daß Gott des Ortes wie bei den Kindern Israel im Tempel zu Jerusalem, selbstständig sein, und ihme einen wahren Gottesdienst anrichten wolle. Derwegen jeder dabey das seine tun, er wolle den Anfang machen, diesen Ort also, da ihme die Heilige Dreifaltigkeit in Gestalt eines hellen Lichtes erschienen, sein Vermögen anlegen, dahin eine andere Kirche und größeren Gottesdienst zu erbauen.“
Bischof Benno war ein Freund guten Gesanges. Es wollten ihm die holprigen Singweisen in der Meißner Domkirche nicht mehr behagen. Drum brachte er von einer Reise aus Hildesheim wohlklingende Kirchenmelodien mit und führte diese im Bistume Meißen ein, und auch in der Bischofswerdaer Stadtkirche konnte man nach jener Zeit die neuen Singweisen hören. – An der Bischofswerdaer Stadtkirche waren damals angestellt ein Pleban oder Pfarrer, ein Kapellan und mehrere Altaristen, desgleichen ein Schulmeister.
Im Jahre 1429 brachen die Hussiten in der Bischofswerdaer Gegend ein, plünderten die Stadt und legten viele Gebäude in Asche, auch die Kirche blieb nicht ganz verschont. Dieselbe wurde aller Schätze und Heiligtümer beraubt, so daß nach dem Hussitenkriege das Wallfahrten hierher nachließ. Doch der Bischof Caspar von Schönberg verschaffte der ausgeplünderten Kirche St. Nicolai neue Heiligtümer und Reliquien. Da aber betraf die Stadtkirche ein neues Unglück. Im Jahre 1469, am Tage nach Bartolomäi, brach in Bischofswerda ein großes Feuer aus, das in wenigen Stunden die ganze Stadt nebst Kirche zerstörte. Aber Bischof Johann VI. von Salhausen ließ die St. Nicolaikirche zu Bischofswerda wieder von neuem aufbauen. Der Baumeister war Oßwald von der Oelsnitz.
Im Jahre 1497 konnte die neue Stadtkirche eingeweiht werden, und Bischof Johann VI. wandte ihr und der Stadt viel „Gnade, Güte und Gunst“ zu, so daß auch das Wallfahrten nach hier wieder zunahm. Auch war es dieser Bischof, der eine besondere Kirchenagende von Gebeten, Kollekten, Gesängen und Lektionen für die Priester verordnete und solche auch in Bischofswerda einführte. Der Verfasser dieser Agende war der gelehrte und gottesfürchtige Mönch und Prior Andreas Proles zu Leipzig.
Obwohl die vom Bischof Johann VI. erbaute und geweihte Kirche kaum 100 Jahre stand, so sind doch in ihren Mauern noch „die Predigt des Evangeliums und die geistlichen Lieder Luthers und seiner Freunde vernommen worden.“ Längst hatte die Reformation auch unter der Bischofswerdaer Bürgerschaft viele Anhänger gefunden, nur die Nähe des seit 1539 in Stolpen für immer sich aufhaltenden Bischofs von Meißen und die tyrannische Willkürherrschaft des eifrig katholisch gesinnten Bürgermeisters Tanner in Bischofswerda hinderte noch den allgemeinen Uebertritt. Aber ganze Scharen zogen an Sonn- und Festtagen auf die umliegenden Dörfer Rammenau, Frankental und Putzkau, um dem evangelischen Gottesdienste in den dortigen Kirchen beizuwohnen. Erst als die Macht der Bischöfe immer schwächer wurde, konnte Kurfürst Vater August es wagen, eine Visitation der Stolpener Pflege fast unter den Augen Bischof Johann IX. anzuordnen.
Die Visitatoren, Hans Christoph v. Bernstein, Daniel Greser, Superintendent zu Dresden, und Anton Lauterbach, Superintendent zu Pirna, trafen am 31. Dezember 1558 in Bischofswerda ein, begannen schon den nächsten Tag, den 1. Januar 1559, ihr Werk, indem sie in der Person des Hieronymus Opitz den ersten evangelischen Pfarrer einsetzten und mit dem Pfarramte zugleich eine Superintendentur verbanden. Hieronymus Opitz war früher Schulmeister in Löbau gewesen, dann zu Roßwein, hierauf Diakonus in Döbeln, Pfarrer zu Mügeln, Hofprediger in Dresden. Er hat in Bischofswerda bis zu seinem Tode im Jahre 1591 segensreich gewirkt. –
Von jeher ist in der Bischofswerdaer Stadtkirche der Gesang gut, ja meisterhaft gepflegt worden. Die erste Orgel erhielt die Hauptkirche freilich erst nach Einführung der Reformation. Im Jahre 1551 wurde ein Chor über dem Altare erbaut, und am 6. August 1567 begann man mit dem Aufbau der ersten Orgel. Man übertrug den Bau einer solchen dem Jakob Weinreben von Freiberg. Hyronymus Kramwied aus Bischofswerda schenkte einen Zentner Zinn. Doch Jakob Weinreben scheint seiner Aufgabe nicht gewachsen gewesen zu sein. Man wartete vergeblich auf die Vollendung der Orgel.
Schon hatte ihr Aufbau 268 Taler gekostet, und noch sah man kein Ende. Weinreben fühlte wohl seine eigene Ohnmacht; denn am Sonnabend vor dem Trinitatisfeste 1569 ging er heimlich aus der Stadt und ließ sich nicht wieder blicken. Die Weiterführung des Orgelbaues wurde hierauf 1570 dem Stephan Kuchen aus Zwickau übertragen und um 200 Gulden verdinget. Im Jahre 1571 war die erste Orgel endlich vollendet. Sie besaß 11 Register und hatte alles in allem 480 Taler, 13 Groschen und 6 Pfg. gekostet. Eine Reparatur machte sich aber schon 1585 nötig, eine Renovierung 1590. Letztere führte Johann Largen aus Kamenz aus. Die Unkosten betrugen 118 Schock, 26 Groschen und 7 Pfg. – Im Jahre 1602 wurde die Orgel durch Largen aus Kamenz, wie Heckel sagt, „um ein Semitonium höher gestimmt.“ Heckel sagt wörtlich weiter:
„Anno 1621 ist die Orgel renoviert und mit Farben illuminiert worden. Nachdem aber der Allerhöchste den lang-gewünschten Frieden uns wieder gegönnt, so hat Jakob Feßke, Bürgermeister, als ein sonderlicher Liebhaber und Förderer der Musik, Gott zu schuldiger Dankbarkeit, das Rück-Positiv, so über 100 Reichstaler gekostet, in die Kirche verschaffet. Weilen auch an dem Hauptwerk der Sub-Baß gemangelt, als ist auf fleißige Erinnerung und Anmachung, Herrn Superintendent Gottfried Siegismund Peißkers durch die Diakonos, von der löbl. Bürgerschaft so viel coligieret worden, daß man Christoph Fleck, Organisten und Orgelmacher in Alt-Dreßden, bezahlen können, welcher das Werk mit nachfolgenden Registern versehen:
1. Gedackt 8 Fuß. | 6. Quintadena, 8 Fuß. |
2. Holflöt 4 Fuß. | 7. klein Quinta. |
3. Gemßhorn. | 8. Super Oktav. |
4. Mixtur. | 9. Cymbel. |
5. Principal 4 Fuß. | |
In der Brust: | |
10. Regal 8 Fuß | 11. Regal 4 Fuß. |
Im Pedal: | |
12. Posaun 16 Fuß. | 17. Sub. Baß. |
13. Schalmey 4 Fuß. | 18. Bocks Tremulant. |
14. Bauetflöt Baß. | 19. Tremulant. |
15. Cymbel Baß. | 20. Vogel-Gesang. |
16. Gedackt Baß aus dem Orgelwerk. |
|
Im Rück Positiv: | |
1. Principal 4 Fuß. | 3. Oktav. |
2. Gedackt 8 Fuß. | 4. Cymbel. |
Dieses alles ist geschehen Anno 1648 im Monat April und Mai. (Mense April et Majo). An der Orgel war ein 46 Zeilen umfassender Vers in lateinischer Sprache zu lesen.
Anno 1658, den 22. Oktober, ließ Herr Thomas Böhmer, Ratsverwandter, bloß aus Liebe zur Musik nächst der Orgel einen Chor anbauen.“
Im Jahre 1688 machte sich eine größere Reparatur der Orgel dringend nötig. Man übertrug die Ausführung derselben dem kurfürstl. sächs. Hoforgelmacher Herrn Andreä Tamitio in Neu-Dresden. Die Orgel war mitten auf den Chor zu setzen, „im Oberwerk und Rück-Positiv alles Metall zu gebrauchen, in den letzteren zwei neue Register, als ein scharf dreifach und Sesquialtera, ingleichen zum Oberwerke einen neuen Posaunen-Baß von 16 Fuß und Trompeten-Baß von 8 Fuß zu machen.“
Die Arbeit war für 280 Gulden verdinget worden. Dazu erhielt Tamitio freie Kost und freies Lager während des Aufstellens und Umarbeitens der Orgel und zwar bei dem damaligen Organisten Herrn Joh. Gottfried Crantzen, der für das Beherbergen des Hoforgelbaumeisters 77 Gulden und 2 Groschen erhielt. Zu dieser großen Reparatur hatte schon im Jahre 1679 George Friedrich Fesser, Oberwasserinspektor in Dresden, 100 Gulden geschenkt, der Rat spendete ebenfalls 100 Gulden und George Dittrich Neumann 40 Gulden. Im Jahre 1690 war die Orgel fertiggestellt, und es hatte der Umbau 600 Gulden und 6 Pfg. gekostet. Sechszehn Jahre später machte sich aber schon wieder eine größere Reparatur nötig. Diese führte der damalige Schulmeister und Kantor Jacob Ulisch aus Harthau aus, und forderte derselbe für seine Arbeit 105 Gulden. Dieser Jakob Uhlisch aus Harthau starb am 4. Mai 1732, 84 Jahre alt. Er wird als ein sehr tüchtiger Schulmann gerühmt, dazu auch als ein sehr tüchtiger Orgelbauer.
Auch über den in Bischofswerda gepflegten Kirchengesang erfahren wir so manches Interessante in den alten Chroniken. Heckel spricht sich in der Beschreibung der Stadt Bischofswerda über denselben aus und zwar in höchst anerkennenden Worten. Er sagt wörtlich:
„Den Chor betreffend, so ist solcher aus Liebe Gottes zu diesem seinen Hause also bestellet, daß wir weiter der Mönche Geplerr aus den Missal-Büchern nicht dürfen anhören, sondern singen und musicieren des Herrn Lutheri und anderer gottseligen Theologen geistreiche Lieder, daß es herrlich und tapfer ist und zur christlichen Andacht die Leute reizet. In diesem Chore sind weise, verständige und der Musik feine erfahrene Leute, daß bis dato Gottes Ehre, Ruhm und Preis, niemals einziger Mangel verspüret, sondern oft und viel von denen Durchreisenden gerühmet worden, daß, dieses Orts Gelegenheit und schlechten Ergötzlichkeit nach, der Chor in der Kirchen wohl bestellet sei.
Es ist zwar die Fraternität des Chori Musici schon Anno 1600 gewesen, alleine deren Leges sind erst Anno 1648 den 21. Januarii von Herrn Superintendent Gottfried Siegismund Peißkern und von dem Rat cum Sigillo nebenst Liefferung 3 Viertel Bier jährlichen solenniter confirmiret worden. Wie nun mein seliger Großvater und resp. Groß-Großvater viel zu dieser Fraternitaet beigetragen, also wünsche ich, daß Gott diese gute Ordnung ferner zu seines Namens und Kirchen Ehre unverrückt erhalte! Dieses sprecht nun alle in guten Herzen, Amen!“ –
Heckel fährt dann fort: „Denen Unverständigen will ich beifügen die Namen aller derer, welche dem Choro in der Kirchen beizuwohnen sich nicht geschämet.“ Es folgen nun 59 Namen der vornehmsten Bürger Bischofswerdas. Aus diesem Verzeichnisse ist zu ersehen, daß einzelne Bürger über 40 Jahre Kirchenchorsänger gewesen sind. –
So finden wir bestätigt, daß seit frühester Zeit in der Stadtkirche zu Bischofswerda die Musik sehr gepflegt worden ist und tüchtige Vertreter gehabt hat.