Kolumbien: Kinder im Visier der Guerillas

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Eine junge Frau entdeckt ihre Berufung und setzt sich furchtlos für Kinder und Jugendliche ein

Der Nordosten Kolumbiens ist eines der gewalttätigsten Gebiete des Landes. Hier herrschen die Kartelle und Guerillas. Die in der Region lebenden Christen geraten immer wieder in ihr Visier. Besonders herausfordernd ist die Situation für Kinder und Jugendliche. Bei einem Besuch hat unser Team Daniela* getroffen, die sich gerade für sie einsetzt – und dabei ihr Leben riskiert.

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Von Open Doors

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Angst, Armut und verlockende Angebote

„Wir hörten nachts Schüsse. Die Pastoren wurden in Flugblättern davor gewarnt, Spenden für die Gemeinden einzusammeln. Die Angst unter den Geschwistern war greifbar“, erinnert sich Pedro*, ein Mitglied des Teams von Open Doors Kolumbien, das die Region besuchte.

Viele Menschen hier leben in Armut; manche haben Schwierigkeiten, ihre Grundbedürfnisse zu stillen. Das machen sich die Guerillas zunutze, wenn sie neue Mitglieder anwerben. Nach Beobachtung der Christen haben sie ihre Rekrutierungstaktik geändert: In der Vergangenheit wurden junge Menschen gewaltsam entführt. Jetzt werden sie mit Versprechungen von viel Geld, Macht, Waffen, Kleidung und Motorrädern gelockt, sich illegalen Gruppen anzuschließen.

„Es gibt Kinder, die das Frühstück auslassen, und andere, die nicht zur Schule gehen, erklären Christinnen aus einer Gemeinde die Armut der Bevölkerung. „Manche Mütter verkaufen sogar ihre Töchter an Gruppenmitglieder, ohne zu wissen, dass sie dort sexuell ausgebeutet werden.“

Pablo*, ein örtlicher Pastor, bat unser Team um Gebet für seinen Sohn. Auch er wird von einer illegalen Gruppe mit verlockenden Angeboten bedrängt. „Trotz unserer harten Arbeit kommen wir kaum über die Runden, was diese Angebote so verlockend macht“, sagt er. „Ich befürchte, dass mein Sohn entführt wird, wenn er sich weigert – so, wie es schon anderen passiert ist.“

Engagement für Kinder und Jugendliche führt zu Morddrohungen

Daniela* ist eine junge Christin aus demselben Ort. Sie beschreibt, wie manche Eltern ihre Kinder von der Schule abmelden und sie stattdessen zur Arbeit auf illegale Plantagen schicken. „Kinder verdienen Geld mit solcher Arbeit und verlieren das Interesse an der Schule. Als Teenager setzen sie ihre illegalen Aktivitäten fort und distanzieren sich von Bildung und Kirche“, sagt sie.

2023 führte Open Doors in der Region eine Schulung zur Gemeindeentwicklung durch. Es war eine Antwort auf die Gebete der Kirche um Hilfe bei der Arbeit mit gefährdeten Kindern und Frauen. Daniela wurde dadurch inspiriert, Kindern und Jugendlichen in ihrer Gemeinde und darüber hinaus zu helfen. Sie brachte ihnen Lesen und Schreiben bei und organisierte Sport- und Kulturveranstaltungen, um Alternativen zu Gewalt und der Hoffnung auf schnelles Geld zu bieten. Dabei legt sie großen Wert darauf, auch biblische Lehre weiterzugeben und die Teilnehmer darin anzuleiten, was Jesus nachfolgen bedeutet. Seit der Schulung hat sie 500 Kindern und Jugendlichen Lesen und Schreiben beigebracht; sie hat misshandelten und schwangeren Mädchen geholfen und Eltern bei der Kinderbetreuung beraten. Außerdem hat sie Frauen in unternehmerischen Fähigkeiten geschult, um Einkommen zu erzielen.

„Zwei Dinge motivieren mich: meine Überzeugung, dass Gott mich berufen hat, und mein Wunsch, ihm treu zu bleiben – meinem Fürsprecher, Begleiter, Tröster und Freund“, erklärt Daniela.

Aufgrund ihrer Bemühungen war Daniela erheblichen Risiken ausgesetzt. Im vergangenen Jahr erhielt sie mehr als fünf Morddrohungen, die sie zwangen, die Gegend vorübergehend zu verlassen.

Unser Team in Kolumbien unterstützt gezielt Menschen wie Daniela, die sich auch von solchen Risiken nicht in ihrer Hoffnung erschüttern lassen und sich deshalb so sehr für die Kinder und Jugendlichen ihrer Gemeinde einsetzen.