Gewalt – Vergewaltigung – Einbrecher: Mythen versus Fakten – „Cool! Die Polizei hat kaum Leute die Streife fahren“
Ein zerstörter Blitzer muss wohl weniger Wert als Menschenleben sein? – Doch die Behörden sehen es genau andersherum. Die Mythen rund um Einbrecher und Gewalttäter fallen recht zahlreich aus. Viele vermeintliche Verhaltensratschläge halten den realen Praxistest keineswegs stand.
Mythen versus Fakten: Manche Einbrecher klingen einfach dreist an der Tür und Schlagen ihre Opfer nieder
„Überrascht man die Täter auf frischer Tat, ist es klug, wenn man sich zunächst bemerkbar macht – etwa durch Rufen – und danach die Wohnung verlässt. Einbrechern ist in der Regel nicht daran gelegen, bei ihrem Einbruch auf Bewohner zu stoßen – ganz im Gegenteil: Sie möchten möglichst schnell unbemerkt herein und wieder hinaus.“
„Nicht daran gelegen, bei ihrem Einbruch auf Bewohner zu stoßen“ – Ach wirklich?
Es handelt sich dabei um keinerlei Satire, sondern um eine ganz offizielle Webseite von der Gewerkschaft der Polizei. Nach Ansicht der Polizei wollen also Einbrecher „möglichst schnell unbemerkt herein und wieder hinaus“ – kommen? Nur scheinen diese „Informationen“ noch nicht zu allen Einbrechern vorgedrungen zu sein.
„Überfall in der eigenen Wohnung: 83-Jährige von Räubern totgeschlagen“
>>Redaktionsnetzwerk Deutschland<<
„Überfall in der eigenen Wohnung: 83-Jährige von Räubern totgeschlagen – Zwei Unbekannte hätten am Nachmittag an der Tür der Wohnung der Seniorin und ihres Mannes geklingelt, teilte die Polizei mit. Nachdem der 87-jährige Mann die Tür geöffnet hatte, schlugen die Täter den Angaben zufolge ohne Vorwarnung auf ihn ein. Danach schlugen sie auch die 83-jährige Frau. Sie starb später an ihren massiven Verletzungen, wie die Polizei mitteilte.“
„Unbekannte hätten am Nachmittag an der Tür der Wohnung der Seniorin und ihres Mannes geklingelt“
Statt die Tür aufzubrechen, einfach dreist an der Wohnungstür klingen. Statt „unbemerkt herein und wieder hinaus“ – kommen, vollkommen offen und ungeniert vorgehen. Durch lautes Rufen sich bemerkbar zu machen: Das wäre in dieser Situation offensichtlich vollkommen kontraproduktiv. Im Gegenwart von zwei gewaltbereiten Einbrechern die Polizei zu rufen, das dürfte beinahe an offen Selbstmord grenzen. Selbst nach Absetzen des Notrufes kann es einige Stunden dauern, bis die erste Polizeistreife eintrifft.
„Finsterwalder warten vier Stunden auf die Polizei“
„Finsterwalder warten vier Stunden auf die Polizei – Die Polizei wird alarmiert doch die kann nicht kommen. Wir haben weder Personal noch Fahrzeuge alle sind beim Recyclingbrand in Massen, heißt es in der Finsterwalder Hauptwache.“
Polizei: „Wir haben weder Personal noch Fahrzeuge“
Die Kapazitäten der staatlichen Sicherheitskräfte sind begrenzt und wenn gerade ein Recyclinghof in Flammen steht – oder möglicherweise ein Minister zu Besuch ist – dann muss sich das Opfer eben in Geduld üben. Übrigens die Polizei wirbt ganz offen selbst mit dem Spruch: „Cool! Die Polizei hat kaum Leute die Streife fahren.“ – Die Eigenwerbung der Polizei kann also manchmal viel interessanter als irgendwelchen offiziellen Kriminalitätsstatistiken ausfallen.
Eigenwerbung der Polizei „Cool! Die Polizei hat kaum Leute die Streife fahren.“
Natürlich kommt bei vielen Gewaltdelikten die schlichte Tatsache zum tragen: Die körperliche Überlegenheit des Täters fällt meist viel größer aus. Eine 83-jährige Frau und ein 87-jährige Mann können gegenüber mehreren Täter nun mal nichts ausrichten. Auch bei Vergewaltigungen wird genau dieser Umstand sichtbar. Die vermeintlichen Verhaltensratschläge fallen hier noch viel nüchterner aus.
Polizei: „Bei akuter Bedrohung, wählen Sie 110!“ versus Realität: „Finsterwalder warten vier Stunden auf die Polizei“
>>Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes<<
„Bei akuter Bedrohung, wählen Sie 110! Die Polizei wird alles tun, um Sie zu schützen und gegen den Täter oder die Tätern zu ermitteln.“
Polizei: „Bei akuter Bedrohung, wählen Sie 110!“ versus Realität bei einer Vergewaltigung: „Täter entriss ihr das Handy“
Zwar gibt es noch ein paar Informationen zum Spezialthema K.O.-Tropfen, aber mehr Verhaltensratschläge bei Vergewaltigungen sind nicht zu finden. Alles andere dreht sich nur um die spätere Täterermittlung im Nachgang des bereits ausgeübten Verbrechens herum. Jedoch die Polizei zu rufen: Das ist nicht in jeder Situation möglich. Auch andere Halbsätze wie „Die Polizei wird alles tun, um Sie zu schützen“ wecken wenig vertrauen. So eine Formulierung ruft ein bisschen Erinnerungen an Arbeitszeugnisse wach mit der ungefähren kryptischen Wortwahl: „Er hat sein Möglichstes gegeben.“ – Was übersetzt ungefähr bedeutet: Er war total unfähig. Auch der Ratschlag die Polizei zu rufen: Das ist nicht in jeder Situation möglich.
Vergewaltigung: „Schlug der Mann mehrmals mit der Faust auf die Frau ein und würgte sie mit ihrem Schal“
„Frau in Park in Favoriten vergewaltigt – Die 39-Jährige war mit ihrem Hund in der Parkanlage Löwygrube unterwegs. Der Täter entriss ihr das Handy und flüchtete nach der Tat auf einem Fahrrad. … Der Täter habe die 39-Jährige „an den Haaren gepackt“ und weggezerrt. Als sie zu schreien versuchte, „schlug der Mann mehrmals mit der Faust auf die Frau ein und würgte sie mit ihrem Schal“, schilderte Pölzl.“
Vergebliche Hilferufe: „Als sie zu schreien versuchte“ – „Schlug der Mann mehrmals mit der Faust auf die Frau ein“
Besonders Parkanlagen in Großstädten können dem Umfang von kleinen Wäldern annehmen und nirgendwo sind für gewöhnlich Straßennamen zu finden. Auch Bäume weisen keine meldefähige Wohnanschrift auf. Noch dazu muss man seine Identität und die Straftat angeben. Alleine die Polizei zum Ort des Geschehens per Handy zu lotsen: Das kann zu einer wissenschaftlichen Dissertation ausarten. Zudem dürfte der Täter seinem Opfer kaum die Gelegenheit geben um einem Notruf abzusetzen, wie die gelebte Praxis recht eindrucksvoll zeigt. Selbst in einem belebten Park kann es viele Stunden dauern, bis eine – unvergrabene – Leiche zufällig gefunden wird.
Öffentlicher Park: Viele Stunden eine Leiche zufällig gefunden wird
Die Aussage der Polizei hieß folgendermaßen: „Die Polizei wird alles tun, um Sie zu schützen und gegen den Täter oder die Tätern zu ermitteln.“ – Bei all diesem Verbrechen wurde keine Belohnung auf die Ergreifung der Täter ausgesetzt. Aber dafür werden für ganz andere Dinge großzügige finanzielle Belohnungen ausgesprochen.
Ist ein Blitzer 3.000 mal mehr als Menschenleben wert?
„Blitzer herausgerissen und in Brandenburger Seen versenkt – 3000 Euro für Hinweise“
Mehr Sinn für Realität wagen: Warum die Polizei sich für ein liberales Waffenrecht einsetzen sollte
Ein Blitzer ist also 3.000 mal mehr wert als Menschenleben, oder wie soll die Belohnung zu verstehen sein? Die Aussage der Polizei hieß folgendermaßen: „Die Polizei wird alles tun, um Sie zu schützen und gegen den Täter oder die Tätern zu ermitteln.“ – Die Polizei könnte etwas mehr Realitätssinn entwickeln und sich für eine Liberalisierung des Waffenrechts einsetzen: Damit wäre die körperliche Unterlegenheit von vielen potentiellen Opfern ausgeglichen.