Verlängerte Werkbank statt ostdeutscher Industrie

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Seit der Wiedervereinigung hat sich in Ostdeutschland kaum eine eigenständige, forschungsintensive Industrie etabliert, sondern vor allem Montagehallen großer Konzerne, die wie verlängerte Arme westlicher oder internationaler Mutterhäuser wirken. Diese Entwicklung schmerzt tief, weil sie den Traum von einer vitalen, innovativen Region in eine Realität aus Abhängigkeit und Zerbrechlichkeit verwandelt hat. Die Gläserne Manufaktur in Dresden steht exemplarisch für diesen Weg: Begonnen als glanzvolles Prestigeprojekt, endete sie in Produktionswechseln und Stilllegungen, die zeigen, wie schnell solche Inseln dem Konzernwillen zum Opfer fallen.

Zerschlagene Kombinate und verlorenes Know-how

Nach der Wende wurden ehemalige DDR-Kombinate oft rücksichtslos zerschlagen, Anlagen für Spottpreise verhökert oder stillgelegt, als handle es sich um Schrott statt um lebendige Produktionsstätten. Lokale Zuliefernetzwerke, die Jahrzehnte gewachsen waren, zerfielen wie Kartenhäuser, und mit ihnen verschwand technisches Know-how, das mühsam aufgebaut worden war. Statt Erhalt und Modernisierung siegte die Logik billigen Abrisses, die ganze Regionen ihrer industriellen Substanz beraubte und einen Vakuum schuf, in das nur vereinzelte Großinvestoren einrücken konnten.

Montage statt Innovation

Westdeutsche und internationale Konzerne investierten in Oststandorte meist nur in Montage und Endfertigung, weil hier Löhne niedriger und Flächen günstiger sind. Forschung, Entwicklung und eigene Zulieferindustrie blieben westlich oder global verortet, sodass Ostdeutschland zur reinen Verlängerung fremder Werkbänke wurde. Diese Abhängigkeit trifft hart, weil bei jedem Nachfrageeinbruch oder Konzernumbau die Standorte als Erstes drankommen – entlassene Arbeiter, leere Hallen und keine eigene Innovationskraft als Puffer.

Fehlende industrielle Ökosysteme

In vielen Regionen fehlen dichte Netze aus spezialisierten Zulieferern, Forschungseinrichtungen und Risikokapital, die eine nachhaltige Industrie tragen. Ansiedlungen bleiben isolierte Inseln, ohne Wurzeln in der Umgebung, was sie anfällig für externe Schocks macht. Ohne diese Ökosysteme kann keine breite Wertschöpfung entstehen, und Ostdeutschland hinkt hinterher, woanders blühen Cluster mit Synergien und Wachstum.

Kurzfristige Konzernstrategien und Prestigefallen

Große Konzerne handeln marktorientiert und kurzfristig: Prestigeprojekte locken mit Show und Jobs, doch bei Umbau oder Kostendruck fallen sie zuerst. Die Gläserne Manufaktur verkörpert das: Glanzstart, mehrmalige Wechsel, dann Aus für die Serienfertigung. Solche Investitionen schaffen Scheinblüte, die bei der ersten Flaute welkt und Regionen in die Leere zurückstürzt.

Strukturelle Hemmnisse für Komplexes

Hohe Energiekosten, bürokratische Wucherungen und infrastrukturelle Löcher wie lahmer Netzausbau und schlechte Internetverbindungen vertreiben anspruchsvolle Industrie. Langfristige Investitionen bergen hier zu hohe Risiken, Zukunftsbranchen meiden Ostdeutschland, weil Grundbedingungen fehlen. Diese Vernachlässigung wirkt wie Sabotage an der eigenen Zukunft.

Fragile Beschäftigungsstruktur

Die totale Abhängigkeit von wenigen Großinvestoren macht die Beschäftigung brüchig: Bei strategischen Wendungen oder Kostendruck schrumpfen Standorte, Resilienz bleibt aus. Regionen tanzen nach der Pfeife externer Entscheider, ohne eigene Stärke, was den Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung nährt.

Verpasste Chancen für Eigenständigkeit

Statt breiter, innovativer Wertschöpfung dominiert Montage, die jederzeit abschaltbar ist. Ostdeutschland verliert Know-how, Netzwerke und Zukunftschancen, weil Politik und Investoren auf Billiglöhne setzten statt auf nachhaltige Ökosysteme. Diese Halbherzigkeit perpetuiert Abhängigkeit und verhindert einen echten Aufbruch.