Vietnam: Christ mutmaßlich von Polizei ermordet

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Schmerz und Verunsicherung bei Familie und Gemeinde des Verstorbenen

Eine „reaktionäre Gruppe, die gegen die Regierung kämpft“ – so ordnen Behörden den Gemeindebund ein, zu dem auch Congs* Kirche gehört. Im September 2022 hieß es in einer offiziellen Anordnung, die Mitglieder dieser Gruppe müssten deshalb „ausgemerzt werden“. Am 8. März wurde Congs lebloser Körper gefunden – laut offizieller Darstellung ein Selbstmord. Seine Familie braucht jetzt unser Gebet.

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Von Open Doors

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Massiver Druck, die Gemeindetätigkeit zu beenden

Congs Familie lebt im westlichen Teil des zentralen Hochlands von Vietnam. Der 48-Jährige arbeitete als Bauer und leitete nebenbei eine christliche Gemeinde. Am 12. Dezember 2023 wurde er auf seiner Farm von vier Polizeibeamten verprügelt und schwer verletzt. Dabei wurde auch sein Handy beschlagnahmt. Kurze Zeit später wurde er verhaftet und auf dem Polizeirevier festgehalten. Während der Haft wurde er gezwungen, die von ihm geleitete Kirche zu verlassen. Am Tag nach seiner Entlassung wurde er in Anwesenheit aller Dorfbewohner öffentlich gemaßregelt und war gezwungen, alle kirchlichen Tätigkeiten vollständig aufzugeben.

Die Hoffnung, dass Cong nun in Ruhe gelassen werden würde, sollte sich jedoch nicht bestätigen. Am frühen Morgen des 8. März 2024 erhielt er einen Anruf von der Polizei, die ihm vorgeblich sein beschlagnahmtes Handy wieder aushändigen wollte. Cong wurde aufgefordert, allein zu dem Friedhof zu kommen, der nur wenige hundert Meter von seinem Haus entfernt liegt. Er stimmte zu und machte sich auf den Weg, kehrte aber nicht mehr nach Hause zurück. Einige Stunden später fanden Passanten auf dem Friedhof seinen leblosen Körper hängend vor.

Die örtlichen Behörden haben Congs Tod als Suizid eingestuft. Die Christen in seinem Gemeindebund und die Menschen in seinem Umfeld sind jedoch überzeugt, dass er ermordet wurde, nachdem er von der örtlichen Polizei geschlagen und bedroht wurde.

Behörden unterbinden konsequent Hilfe für Hinterbliebene

Hosea*, eine lokale Kontaktperson von Open Doors, berichtet: „Seit Congs Tod stehen seine Frau und seine drei Kinder unter strenger Kontrolle durch die örtlichen Behörden. Sie sind deprimiert und verängstigt und werden ständig bedroht. Infolgedessen trauen sie sich nicht mehr, Anrufe anzunehmen, vor allem nicht von Mitgliedern ihrer Gemeinde.“ Die örtlichen Behörden haben zudem verhindert, dass die Familie Geld oder irgendeine Form von Hilfe von außen erhält. Wenn jemand ihr Geld schicken will, um ihr zu helfen, muss Congs Familie sich bei der Behörde melden. Aus Angst gehorcht sie den Forderungen. Die Familie wollte ein christliches Begräbnis für ihn organisieren, aber das wurde ihr nicht erlaubt. Congs Glaubensgemeinschaft schickte umgerechnet etwa 720 Euro, um seiner Familie zu helfen, ein Grab für ihn zu bauen. Doch die örtlichen Behörden verweigerten ihre Zustimmung, sodass seine Frau das Geld nicht erhielt. Viele andere Christen wollten ihr ebenfalls finanziell helfen, aber auch das wurde unterbunden. Die Familie ist wegen der strengen behördlichen Kontrolle mittlerweile von der christlichen Gemeinschaft isoliert und befindet sich in einer Notlage.

Ein lokaler Partner betont, dass diese Entwicklung für niemanden vorhersehbar gewesen sei. Congs Tod habe nicht nur großen Schmerz bei seiner Familie ausgelöst, sondern auch unter den Mitgliedern seines Gemeindebundes für große Verunsicherung gesorgt: „Die Christen wünschen sich Klarheit über die Umstände des Todes und hoffen auf Gebete und Unterstützung von allen Seiten – für das Wohlergehen der Familie und die Sicherheit der Christen in dem Gebiet“, erklärt der Partner.