Pakistan: Christ bei gezieltem Angriff schwer verletzt
Aufgebrachte Menschenmenge stürmt christliches Viertel
Im pakistanischen Sargodha in der Provinz Punjab ist am vergangenen Samstag ein Christ von einer aufgebrachten Menschenmenge angegriffen und schwer verletzt worden. Nazir Masih war zuvor beschuldigt worden, Seiten aus dem Koran verbrannt zu haben. Daraufhin stürmten zahlreiche Muslime die überwiegend christliche Siedlung, griffen Bewohner an und zerstörten Eigentum.
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Von Open Doors
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Fingierte Anschuldigungen und eine Blasphemieklage
Im Internet wurden mehrere Videos verbreitet, die den Angriff vom 25. Mai zeigen. Darin ist zu sehen, wie mehrere aufgebrachte Angreifer einen älteren Mann (Nazir Masih) schlagen, während er am Boden liegt. Andere Aufnahmen zeigen, wie ein Schuhgeschäft, das Masih gemeinsam mit seinem Sohn betreibt, sowie das Haus der Familie geplündert und in Brand gesteckt werden. Berichten zufolge befindet sich Nazir Masih in kritischem Zustand. Er liegt unter massivem Polizeischutz im Krankenhaus, ohne dass ein Mitglied seiner Familie bei ihm ist, die sich an einem nicht bekannten Ort in Polizeigewahrsam befindet. Niemand weiß, welche Art von Behandlung Masih im Krankenhaus erhält und ob er noch lebt.
Nazir Masihs Familie besteht aus neun Mitgliedern inklusive Schwiegertöchtern und Enkelkindern. Sie wohnten alle zusammen in seinem Haus, das bei dem Angriff vollständig zerstört wurde. Ebenfalls zerstört wurden das von ihm und seinem Sohn gemeinsam betriebene Schuhgeschäft sowie das Geschäft seiner Schwiegertochter in der Nähe.
Verschiedene Quellen berichten, dass im Vorfeld der Ausschreitungen verbrannte Koranfragmente gezielt platziert wurden, um den Christen eine Falle zu stellen. In der Stadt hatten seit dem islamischen Zuckerfest im Anschluss an den Ramadan Spannungen geschwelt. Die Stimmung entlud sich schließlich in Form des Übergriffes auf Nazir Masih, der von islamischen Extremisten wegen seines erfolgreichen Schuhgeschäfts und der Arbeitsplätze, die er für Christen geschaffen hatte, als Bedrohung angesehen wurde.
Situation weiterhin angespannt
Kirchenleiter bemühen sich um die Sicherheit von Masihs Familie, die sich nun bereits seit mehreren Tagen in Polizeigewahrsam befindet. Die Verhandlungen mit den Strafverfolgungsbehörden erweisen sich als schwierig, da gegen Masih und seinen Sohn eine Anzeige im Rahmen der Blasphemiegesetze bei der örtlichen Polizei erstattet wurde. Jeder Fall, bei dem eine derartige Anschuldigung offiziell registriert wird, ist von hoher Brisanz und erfordert großes juristisches Fingerspitzengefühl.
Die Lage in Sargodha und den umliegenden Städten ist weiterhin angespannt, insbesondere im Blick auf christliche Wohngebiete. Die dort lebenden Menschen können aktuell nicht zur Schule gehen oder arbeiten.
Thomas Müller, Analyst von Open Doors, kommentiert: „Leider ist der Angriff durch eine Menschenmenge nach dem Blasphemievorwurf nicht überraschend. Die Polizei versucht in solchen Fällen zwar, Ausschreitungen zu unterdrücken, aber es gelingt ihr nicht immer. Sargodha ist einer der Brennpunkte des Landes.“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Pakistan an 7. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.