Lausitz: Warum Kreisreformen keine Lösung sind
Screenshot youtube.comViele Kreisreformen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren immer wieder für Unmut und Verwirrung bei den Bürgern gesorgt. Das zentrale Problem besteht darin, dass bei den meisten dieser Reformen die Landkreise – also die regionalen Verwaltungseinheiten – zusammengelegt werden, ohne dass die Bevölkerung vorher in irgendeiner Weise eingebunden oder befragt wird. Diese Vorgehensweise führt zu einer Reihe von nachteiligen Folgen, die sich direkt auf den Alltag der Menschen auswirken. Es entstehen oft weite Wege zu den Ämtern und Verwaltungsstellen, was den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen erschwert. Gleichzeitig wächst die Distanz zwischen den Bürgern und den Behörden, was eine zunehmende Entfremdung bewirkt. Die erhofften positiven Effekte, wie Kosteneinsparungen oder effizientere Verwaltung, treten dabei nur selten in nennenswertem Maße ein. Trotz der vielen negativen Begleiterscheinungen gibt es jedoch alternative Ansätze und Modelle, die einer solchen Entwicklung entgegenwirken und eine bürgernähere Verwaltung ermöglichen.
Ursachen und Folgen der Kreiszusammenlegungen
Ein konkretes Beispiel für eine kontroverse Reform ist die sogenannte Kreisreform in Bayern, bei der im Jahr 2008 die bestehende Struktur von 22 Landkreisen auf nur noch zehn Großkreise reduziert wurde. Dieses Projekt wurde per Gesetz umgesetzt und stieß von Anfang an auf erhebliche Kritik. Kritiker bemängelten vor allem, dass die Bürgerinnen und Bürger kaum in den Entscheidungsprozess eingebunden wurden. Viele fühlten sich übergangen und waren skeptisch gegenüber den Vorteilen dieser Zusammenlegungen. Die Folge war, dass die Akzeptanz für die Reform äußerst gering blieb und die praktische Umsetzung mit erheblichen Problemen verbunden war.
In den Jahren nach der Reform stellte sich zunehmend heraus, dass die erhofften Einsparungen und Effizienzgewinne nur sehr begrenzt realisiert wurden. Die Verwaltung in den neuen Großkreisen ist oftmals ebenso komplex und unübersichtlich wie zuvor. Zudem zeigte eine Studie, die jetzt vom Dresdner ifo-Institut und dem Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim veröffentlicht wurde, dass kaum eine gemeinsame Identität in den neuen Großkreisen entstanden ist. Stattdessen ist das Interesse der Bürger an ihrer Politik sogar noch weiter gesunken. Die Erwartungen an eine Modernisierung der Verwaltung wurden dabei weit verfehlt. Die Wissenschaftler kommen zu dem bitteren Fazit, dass die ursprünglichen Ziele der Reformen in Sachsen und anderen Bundesländern kaum erreicht wurden. Statt Kosteneinsparungen und einer effizienteren Verwaltung zu bringen, haben diese Maßnahmen häufig zu einer stärkeren Entfremdung der Bevölkerung geführt.
Der gescheiterte Versuch: Woidke 2014 und seine Folgen
Ein besonders exemplarisches Beispiel für eine gescheiterte Kreisreform ist die Initiative, die 2014 vom damaligen Ministerpräsidenten Woidke angestoßen wurde. Ziel war es, die Verwaltung im Bundesland durch eine Reihe von Änderungen zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Doch die Umsetzung erwies sich als extrem schwierig. Seitdem hat sich die Landesregierung immer wieder mit der Reform herumgequält. Die Bevölkerung reagierte zunehmend skeptisch und ablehnend auf die Vorschläge. Kürzlich kündigte Woidke schließlich an, dass es im Landtag keine Abstimmung über die Reform geben werde. Die Gesetzentwürfe werden vollständig zurückgezogen, die Milliardenbeträge, die für Infrastruktur, Digitalisierung und Modernisierung geplant waren, bleiben ungenutzt. Das Projekt wird ersatzlos gestrichen, und es ist Schluss mit den Plänen. Dieser Schulterschluss zeigt, wie schwierig es ist, Verwaltungsreformen durchzusetzen, wenn die Bevölkerung kein Vertrauen mehr in die Pläne hat und die politischen Entscheidungsträger die Unterstützung verlieren.
Die Kritik an den bisherigen Großprojekten und ihre Auswirkungen
Schon im Jahr 2008 wurde im Freistaat Bayern eine umfassende Kreisreform umgesetzt, die bis heute stark umstritten ist. Die Zusammenlegung der 22 Landkreise auf nur noch zehn Großkreise sollte vor allem Kosten sparen und die Verwaltung vereinfachen. Doch die Realität sieht anders aus. Die Reform führte zu einer stärkeren Bürokratisierung, längeren Wegen zu den Ämtern und einer zunehmenden Entfremdung der Bürger. Das Vertrauen in die Verwaltung schwand, und die erhofften Einsparungen blieben weitgehend aus.
Eine aktuelle Studie, die von den Wissenschaftlern Felix Rösel vom Dresdner ifo-Institut und Sebastian Blesse vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim vorgestellt wurde, legt die alarmierenden Ergebnisse offen. Sie zeigen, dass auch nach mehr als einem Jahrzehnt kaum eine gemeinsame Identifikation in den neuen Großkreisen entstanden ist. Stattdessen ist das Interesse der Bürger an ihrer Verwaltung weiter gesunken. Die erhofften Effekte, wie Kosteneinsparungen oder effizientere Strukturen, sind bisher kaum sichtbar. Die Wissenschaftler bewerten die Reformen insgesamt als gescheitert und sprechen von einem „Desaster“, das die ursprünglichen Ziele deutlich verfehlt hat.
Erfolgreiche Alternativen: Bürgerbeteiligung und freiwillige Strukturen
Angesichts dieser Probleme stellt sich die Frage, ob es nicht bessere Alternativen gibt, um die Verwaltung bürgernäher und effizienter zu gestalten. Ein solches Beispiel ist die sogenannte Lausitzrunde, ein innovatives Modell, das bundesweit einzigartig ist. Die Lausitzrunde basiert auf einem freiwilligen Zusammenschluss demokratisch gewählter Vertreter aus verschiedenen Gebietskörperschaften, von kleinen Gemeinden bis hin zu größeren Landkreisen. Es handelt sich um ein lockeres, unbürokratisches Bündnis, das ohne komplizierten Rechtsrahmen funktioniert.
Dieses Modell zeigt, dass es möglich ist, auf freiwilliger Basis und durch Dialog gemeinsame Lösungen zu entwickeln, ohne auf aufwendige Zwangsmaßnahmen zurückzugreifen. Gemeinden und Landkreise können auch außerhalb von Kreisreformen eigene Strukturen schaffen, um die Zusammenarbeit zu fördern und die Verwaltung bürgernäher zu gestalten. Die Lausitzrunde ist ein Beispiel dafür, wie demokratische Beteiligung, Freiwilligkeit und Zusammenarbeit zu positiven Ergebnissen führen können – ganz ohne bürokratischen Zwang.
Mehr Bürgernähe, weniger Zwang
Kreisreformen, die ohne die Einbindung der Bevölkerung umgesetzt werden, führen häufig zu einer Entfremdung und schaffen mehr Probleme, als sie lösen. Statt auf Zwang und Zusammenlegung zu setzen, sollten innovative, freiwillige und bürgernahe Modelle gefördert werden. Die Erfahrungen zeigen, dass nachhaltige und akzeptierte Lösungen durch Dialog, Beteiligung und freiwillige Kooperation erreicht werden können. Denn letztlich profitieren alle, wenn Verwaltung transparent, verständlich und nah am Bürger gestaltet wird – für eine stärkere Gemeinschaft und eine bessere Zukunft.














