“Wo käme man da hin, wenn jeder nach Belieben Gold hamstern könnte”

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Parole: „Gold gab ich für Eisen“ – Zwischen Napoleonischen Befreiungskriegen und dem Ersten Weltkrieg: Die Finanzierung von Kriegen und die stets klammen Staatsfinanzen ist ein Thema, das sich praktisch seit der Antike erhalten haben und bis in die Gegenwart hinein wirkt. Anfang des 19. Jahrhundert war es besonders wichtig, da die Napoleonischen Befreiungskriege in Europa zu einer neuen Welle von Kämpfen und somit leeren Staatskassen führten. Im Zuge des Ersten Weltkriegs lagen ähnliche Probleme vor und die selben – schon damals jahrhundertealte Ideen – wurden erneut wieder ausgegraben.

“Wo käme man da hin, wenn jeder nach Belieben Gold hamstern könnte”

>>Totentanz – 1923 und seine Folgen von Jutta Hoffritz (Buch) <<

“Wo käme man da hin, wenn jeder nach Belieben Gold hamstern könnte – in Zeiten nationaler Bewährung? Er wartete nicht mal die Zustimmung des Parlaments ab – denn die war ihm sowieso sicher. … »Gold gab ich für Eisen hin.« Diese Parole hatte schon einmal geholfen, den Krieg gegen die Franzosen zu finanzieren – damals, zu Napoleons Zeiten. 1914 war der Slogan wieder so populär, dass Emmerich Kálmán sogar eine Operette daraus machte. Eigentlich saß der Komponist ja gerade an der »Csárdásfürstin«. Doch er legte die verwickelte Liebeskomödie beiseite, um schnell ein Stück zur Mobilmachung zu komponieren: »Östreich, Deutschland sind ein Paar, wie noch auf der Welt keins war! Kommen wir und kommen die, fallt Europa auf die Knie! Östreich hier und Deutschland da, allweil heißt’s Viktoria!« , tönte es da im Dreivierteltakt.”

“Gold gab ich für Eisen hin” – “Emmerich Kálmán sogar eine Operette daraus machte”

Diese Kriege waren kostspielig und mussten finanziert werden, um eine adäquate Militärmacht aufrechtzuerhalten und dafür wurde auch die Kunst eingespannt. Um diese finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, griffen die Regierungen auf Gold als Mittel der Kriegsfinanzierung zurück. Der Ausspruch „Gold gab ich für Eisen“ kam im Zuge der Befreiungskriege auf,um die Kriege auf dem Schlachtfeld zu finanzieren.

“Die Krone hatte an wohlhabende Familien appelliert, mit der Abgabe von Juwelen zur Kostendeckung der Kriege beizutragen”

>>Der deutsche Genius von Peter Watson (Buch) <<

“Die Krone hatte an wohlhabende Familien appelliert, mit der Abgabe von Juwelen zur Kostendeckung der Kriege beizutragen, und im Gegenzug Eisenschmuck für die Spender fertigen lassen, oft mit einem kleinen Kreuz, den Initialen des Königs und der Gravur »Gold gab ich für Eisen« versehen.”

“Eisenschmuck für die Spender” – “Initialen des Königs und der Gravur »Gold gab ich für Eisen« versehen”

Inwiefern die damalige Aktion wirklich von Erfolg gekrönt war, das lässt sich heute kaum mehr seriös nachvollziehen. Trotzdem: Dieser Ausspruch verdeutlicht deutlich die Bedeutung des Goldes zur Finanzierung des Krieges. Diese Parole blieb auch nach dem Ende der Napoleonischen Befreiungskriege relevant und spiegelt sich bis heute in der Finanzierung von Kriegen wider – ein Problem, das im Ersten Weltkrieg deutlich sichtbar wurde.

“Spendenwilligkeit der deutschen Frauen – Gold gab ich für Eisen – reichten für die Kriegsfinanzierung nicht aus”

>>Diplomatenjagd von Daniel Koerfer (Buch) <<

“Auf der Basis dieses »Freibriefs« und unter dem Druck der unmittelbaren Kriegsvorbereitung traf die Reichsregierung eine ganze Reihe von Maßnahmen. Die wichtigste war die Aufhebung der Golddeckung für die Reichsmark, war mithin die Genehmigung zum lockereren Gelddrucken zur Kriegsfinanzierung. Denn das Zeichnen deutscher Staatsanleihen und die Spendenwilligkeit der deutschen Frauen – Gold gab ich für Eisen – reichten für die Kriegsfinanzierung nicht aus, zu der der Reichstag ohnehin immer neue Kriegskredite bewilligen musste – worüber die SPD im Krieg zerbrechen und sich in Mehrheits- und Unabhängige Sozialdemokraten aufspalten sollte, aus denen wiederum 1918/19 die KPD hervorgehen wird. Tatsächlich führt auf unheimliche Weise exakt von 1914 sowohl verfassungsrechtlich wie politisch eine direkte Linie zu den nächsten Ermächtigungsgesetzen von 1923 und zu Hitler. … Bürgerkrieg und Zerfall der staatlichen Einheit waren zutiefst reale Bedrohungen.”

“Auf unheimliche Weise exakt von 1914 sowohl verfassungsrechtlich wie politisch eine direkte Linie zu den nächsten Ermächtigungsgesetzen”

Der Erste Weltkrieg war ein beispielloser Konflikt und erforderte unglaubliche Mengen an Geldern, um den militärischen Apparat am Laufen zu halten. Es lassen sich hieraus interessante Lehren für die Gegenwart ziehen. Das Thema “Freiwilligkeit” und Begeisterung für die große gemeinsame politische Sache waren schon damals eher gering ausgeprägt. Auf finanzieller Ebene wurden schon während des Ersten Weltkriegs die Weichen für die spätere Entwicklung gestellt. Vergleichbare Entwicklungen sind auch in der Gegenwart zu beobachten. Der Ausspruch des ehemaligen Präsident der Reichsbank Rudolf Havenstein – “Wo käme man da hin, wenn jeder nach Belieben Gold hamstern könnte” – hört sich in der heutigen Zeit erstaunlich aktuell an.

“Trügerische Sicherheit: Anzeichen für neue Gold-Verbotswelle häufen sich” 

>>Focus<<

“Trügerische Sicherheit: Anzeichen für neue Gold-Verbotswelle häufen sich – Egal ob Wirtschaftskrise, Inflation oder Währungsreform: Gold ist die ultimative Absicherung für den Ernstfall. Dem Staat sind die Goldbestände von Privatpersonen nicht geheuer. Schon häufiger gab es Verbote. Nun häufen sich die Anzeichen für neue Repressalien. … Sicherheitskräfte und Polizei durchsuchen Privatwohnungen. Schließfächer und Tresore werden aufgebrochen. Der Gegenstand der staatlichen Begierde: Gold. Schwer vorstellbar? Es hat immer wieder Verbote des privaten Goldbesitzes gegeben.”

“Staat sind die Goldbestände von Privatpersonen nicht geheuer”

Schon in der Gegenwart existieren Obergrenzen zum Goldkauf. Diese wurden in der Vergangenheit durch Gesetze staatlich abgesenkt und die Inflation hat das Übrige getan. Nur noch geringe Mengen an Gold können gekauft werden und auch Goldbesitzer sollten sich nicht allzu sicher fühlen.

“Möglichkeit eines zentralen Vermögensregisters” – “Kryptowährungen, Kunstwerken, Immobilien und Gold”

>>Golem<<

“Die EU-Kommission will die Möglichkeit eines zentralen Vermögensregisters prüfen lassen. Schon die bloßen Überlegungen sorgen für Empörung. … In der Ausschreibung zu der Machbarkeitsstudie heißt es unter anderem:

“Es soll untersucht werden, wie aus verschiedenen Quellen des Vermögenseigentums (z. B. Landregister, Unternehmensregister, Trust- und Stiftungsregister, zentrale Verwahrstellen von Wertpapieren usw.) verfügbare Informationen gesammelt und miteinander verknüpft werden können.” Zudem sei die Möglichkeit zu berücksichtigen, “Daten über das Eigentum an anderen Vermögenswerten wie Kryptowährungen, Kunstwerken, Immobilien und Gold in das Register aufzunehmen”.

Konkret soll die Machbarkeitsstudie untersuchen, welche Register über Vermögen von privaten Personen und Unternehmen es auf nationaler Ebene bereits gibt und wo relevante Informationen fehlen. Dann soll erforscht werden, wie man die verfügbaren Informationen zum Beispiel in Datenbanken zusammenführen könnte und wie diese aussehen könnten.”

“Verfügbaren Informationen zum Beispiel in Datenbanken zusammenführen”

Zum Hintergrund: Bereits in der Vergangenheit wurden verschiedene Datenbanken und Zugriffsrechte für staatliche Stellen implementiert und diese sollen in einer zentralen Datenbank zusammengeführt werden. Bargeld, Krypterwährungen und eben auch Gold lassen sich hierbei nur schwer erfassen. Am Ende geht es vermutlich um etwas ganz anderes, es müssen weitere Wege gefunden werden, um Geld in die Staatskassen zu pumpen. Daher ist es leicht nachvollziehbar, warum der Ausspruch “Wo käme man da hin, wenn jeder nach Belieben Gold hamstern könnte” bis heute aktuell geblieben ist.