Warum wir Krieg führen? – Die Perspektivlosigkeit der Auslandseinsätze (2)
„Entschuldigt, aber ich bin Bundeswehrgeschädigt.“ – Dieses gekürzte Zitat aus einem anonymen Forum hat recht deutlich auf dem Punkt gebracht. Vermutlich können diese Aussage nur aktive oder ehemalige Armeeangehörige richtig deuten. Damit ist aber keine körperliche oder geistige „Beschädigung“ – sondern etwas ganz anderes gemeint. Der 1. Teil dreht sich hauptsächlich um die Auslandseinsätze der Bundeswehr herum. Doch für die allermeisten Soldaten dürfte die Frage viel entscheidender sein: Was kommt eigentlich nach der Bundeswehr?
„Entschuldigt – Aber ich bin Bundeswehrgeschädigt“
Das Wort „Bundeswehrgeschädigt“ dürfte es auf absehbare Zeit in kein orthographisches Wörterbuch schaffen: Dennoch stellt diese Begrifflichkeit ein großes Hindernis für Ergreifung eines zivilen Berufes dar. Viele zivile Arbeitgeber scheuen vor der Einstellung – insbesondere langjähriger Zeitsoldaten – zurück. Vereinfacht: Das zivile Arbeitsleben und der Armeealltag passen einfach nicht zusammen und diese Erfahrung mussten auch viele Arbeitgeber schon machen.
„Nach zwölf Jahren Dienst an der Waffe ist es schwer, im zivilen Leben Fuß zu fassen“
Deshalb kehren viele Armeeangehörige gewissermaßen in ihren „alten Beruf“ einfach wieder zurück: Lediglich die „Firma“ wird dabei ausgetauscht.
Krieg funktioniert auch ohne staatliche Armee: Reguläre Truppe abziehen und komplett durch Söldner ersetzen
„Privatarmee bietet 5000 Söldner für Afghanistan an – Söldnertruppe bietet der amerikanischen Regierung an, 5000 seiner Kämpfer nach Afghanistan zu schicken – natürlich gegen Bares. „Wir geben zu viel in Afghanistan aus. Und das befeuert den Aufstand, durch Korruption und weil etwas zu den Taliban durchsickert“, … Sein Preis: Etwa zehn Milliarden Dollar pro Jahr, damit läge seine Firma angeblich deutlich unter den 45 bis 50 Milliarden Dollar, die der Einsatz die amerikanische Regierung in den nächsten beiden Jahren kosten würde, falls sie eigene Soldaten an den Hindukusch schickt.“
Private Sicherheitsfirma: „5000 seiner Kämpfer nach Afghanistan zu schicken – natürlich gegen Bares“
Genaue Zahlen kann vermutlich niemand nennen, aber in Wirklichkeit dürften Söldner die Hauptlast des Krieges in Afghanistan – und vielen anderen Auslandseinsätzen – tragen. Viele Bundeswehrangehörige kommen bei ihren aktiven Einsätzen zwangsläufig mit sogenannten „Contractor“ in Berührung und dabei erfahren sie: Die „Contractors“ bekommen einem viel besseren Sold ausgezahlt. Im Endeffekt führen sie genau die selbe Arbeit aus.
„Sicherheitsfirmen sind in der Hauptstadt Kabul allgegenwärtig“
„Afghanistan ist ein Eldorado für die „Schmarotzer des Krieges“. Amerikanische und britische Sicherheitsfirmen sind in der Hauptstadt Kabul allgegenwärtig und in vielen Landesteilen präsent. Ihre Mitarbeiter bewachen Botschaften und internationale Einrichtungen, bieten Sicherheitsberatung und bewaffneten Schutz für das Personal internationaler Nichtregierungsorganisationen und für ausländische Journalisten. Die Fachkräfte werden außerdem als Ausbilder und Berater für die afghanischen Sicherheitskräfte eingesetzt.“
„Afghanistan ist ein Eldorado“ – „Schmarotzer des Krieges“
Doch die sogenannten „Schmarotzer des Krieges“ sind mittlerweile auch für die Bewachung von Bundeswehrliegenschaften zuständig. Tatsächlich gibt es kaum noch einen Bereich, welchen private Sicherheitsfirmen nicht übernehmen können.
„Private Söldner unterwandern die Truppe“
„Private Söldner unterwandern die Truppe – Private Söldner des Rüstungskonzerns Airbus fliegen die deutsche Heron-Drohne in Afghanistan. In Sachsen-Anhalt betreibt der Rüstungskonzern Rheinmetall das modernste Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr. Es ist die letzte Ausbildungsstation für jeden deutschen Heeres-Soldaten, bevor er in den Auslandseinsatz geht. Und in der Schäfer-Kaserne im niedersächsischen Bückeburg bildet ein Konsortium aus Rheinmetall, Airbus und anderen Firmen Hubschrauber-Piloten für die Bundeswehr aus.“
„Betreibt der Rüstungskonzern Rheinmetall das modernste Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr“
Zudem können private Sicherheitsfirmen recht unauffällig agieren. Getötete Bundeswehrangehörige im Einsatz rufen für gewöhnlich ein großes Medienecho hervor. Aber wie sieht es mit Gefallenen von privaten Sicherheitsfirmen aus? – Offiziell weiß nicht mal die Bundesregierung: Wer als Contractor mit deutschen Pass in Afghanistan unterwegs sei. Aber vielleicht will die Bundesregierung es auch gar nicht so genau wissen? Denn durch privaten Sicherheitsfirmen lässt sich die reguläre Truppenpräsenz senken und für ein Toter deutscher Contractor dürfte allenfalls beim örtlichen Konsul als Randnotiz in Erscheinung treten.
„Unbemerkt vermitteln Privatunternehmer deutsche Staatsangehörige in den Irak“
„Deutsche Paramilitärs im Irak:Söldner der Sicherheit – „Nach zwölf Jahren Dienst an der Waffe ist es schwer, im zivilen Leben Fuß zu fassen“: Das Geschäft mit der Sicherheit im Irak boomt. … Private Sicherheitsleute hingegen tauchen in keiner offiziellen Statistik auf, für sie muss sich die amerikanische Regierung nicht rechtfertigen. … Insgesamt sollen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1100 Contractors getötet worden sein – auch Deutsche. Denn von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt vermitteln Privatunternehmer deutsche Staatsangehörige in den Irak. „Jede deutsche Sicherheitsfirma, die was auf sich hält, hat da schon mal mitgemischt“, sagt ein ehemaliger Fernspäher der Bundeswehr, der selbst in der Branche tätig ist.“
„Jede deutsche Sicherheitsfirma, die was auf sich hält, hat da schon mal mitgemischt“
„Nach zwölf Jahren Dienst an der Waffe ist es schwer, im zivilen Leben Fuß zu fassen„- Viele langjährige Zeitsoldaten der Bundeswehr bleiben – freiwillig oder unfreiwillig – in der Sicherheitsbranche stecken. Spätestens nach zwölf Jahren Dienstzeit in der Bundeswehr bekommen viele dem Stempel „Bundeswehrgeschädigt“ aufgedrückt. Die Perspektiven außerhalb der Bundeswehr oder der Sicherheitsbranche sind gering. Kurzum: Aus Perspektivlosigkeit gehen viele Armee und hangeln sich nach Ausscheiden als Contractor von Vertrag zu Vertrag um irgendwie finanziell zu überleben.