Sorben & Staatssicherheit: „Ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert – Das auch heute wieder Konjunktur hat“

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Der Sorbische Dachverband Domowina hat bis heute ihre eigene DDR-Geschichte nicht aufgearbeitet. Nach außen hin ist die DDR-Zeit an der Domowina abgeperlt. Frei nach dem Motto: Mit Staatssicherheit und politischen Funktionären hatte man nie etwas zu tun gehabt. Dabei war die Domowina zu DDR-Zeiten kein teilnahmsloser Zuschauer, sondern hat als Aktivposten gegolten.

Domowina – Ein Aktivposten der DDR-Staatssicherheit?

>>Prager Zeitung<<

„Die „Domowina“ … , der Dachverband sorbischer Vereine und Vereinigungen, erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED. Führende Mitglieder, wie der Vorsitzende Pawoł Nedo waren der KPD bereits 1945 beigetreten. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die gesamte sorbische Lebenswelt in den Dienst der sozialistischen Gesellschaft zu stellen. Wahrung und Schutz der sorbischen Kultur wurden als Separatismus und Nationalismus diskreditiert.“

„Wahrung und Schutz der sorbischen Kultur wurden als Separatismus und Nationalismus diskreditiert“

Bereits kurz nach der Neugründung der Domowina waren Geheimdienstspitzel und hohe politische Funktionäre überall anzutreffen. Wer nicht auf der „richtigen“ politischen Linie war: Der wurde ganz schnell ausgegrenzt. Die ständige Bespitzellung und Bevormundung blieb nicht folgenlos: So ging die Zahl der Sorben während der gesamten DDR-Zeit auf ungefähr die Hälfte zurück. Zudem hat selbst nach der Wiedervereinigung kein echter Elitenwechsel stattgefunden.

„Nach der Wende sei es in der Domowina zu keinem Elitenwechsel gekommen“

>>Neues Deutschland<<

„Nach der Wende sei es in der Domowina zu keinem Elitenwechsel gekommen, so dass bis heute das Interesse an der Aufarbeitung gering sei. Meškank benennt hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter, entschloss sich aber wegen rechtlicher Bedenken, »in sechs Textpassagen Personen, die heute noch im sorbischen Kulturleben aktiv sind, nicht namentlich zu nennen«.

Domowina & ihre DDR-Vergangenheit: „Das Interesse an der Aufarbeitung gering“

Kurzum: Die Domowina hat sich einfach an die neuen politischen Gegebenheiten angepasst. Zu der DDR-Zeit mussten die Sorben – nach außen – die „Vorzeigeminderheitrepräsentieren. Dabei waren die Sorben schon immer ein Kulturvolk gewesen, doch sie durften es – Öffentlichkeitswirksam – nicht sein.

Domowina gegen Sorben: „Wir Sorben wurden und werden vorgezeigt“

>>Leipziger Volkszeitung<<

„Galten die Sorben nicht offiziell als die Hätschelkinder der DDR?

Nur nach außen. Von den Sorben wurde in der DDR ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert, das auch heute wieder Konjunktur hat. Wir Sorben wurden und werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern oder das Osterreiten geht. Immer wenn Ostern ist, werden wir als Folklorevolk präsentiert. Dass wir ein Kulturvolk sind mit einer Hochsprache seit der Reformation, das spielt kaum eine Rolle in der Öffentlichkeit.“

„Ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert – Das auch heute wieder Konjunktur hat“

Ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert, das auch heute wieder Konjunktur hat“ – Die Beschreibung trifft die Sachlage recht gut. Zudem ist die Domowina immer eifrig bemüht: Die aktuelle Regierungspolitik besser zur erklären.