Pakistan: 27-jähriger Christ zum Tod verurteilt

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Die Blasphemiegesetze und ihr Missbrauch bleiben für Christen eine große Bedrohung

Am 29. Juni hat ein Gericht in der pakistanischen Provinz Punjab den 27-jährigen Christen Ehsan Masih wegen Blasphemie zum Tod verurteilt. Führende christliche Leiter äußerten sich verständnislos angesichts des Urteils und sprachen von einem Missbrauch des Rechts. Die Verurteilung Masihs steht im Zusammenhang mit den tödlichen Ausschreitungen gegen Christen in Jaranwala im vergangenen Jahr.

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Von Open Doors

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Foto eines beschädigten Korans als Auslöser

Ehsan Masih ist Arbeiter in einer der zahllosen Ziegeleien und Teil der christlichen Gemeinschaft in der Provinz Punjab. Das Urteil gegen ihn wurde verhängt, weil er nach dem Angriff auf Christen in der Stadt Jaranwala in seiner Provinz im August 2023 ein Foto eines beschädigten Korans auf TikTok geteilt haben soll. Nach der Urteilsverkündung gegen Masih gingen dutzende Christen in Karachi auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Viele weitere Christen machten ihrem Unmut über den Schuldspruch in den sozialen Medien Luft.

Mehrere katholische Bischöfe haben sich gegen das Todesurteil ausgesprochen. „Wir verurteilen dies auf das Schärfste“, sagte Joseph Arshad, Bischof von Islamabad-Rawalpindi, gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur UCAN. „Dies ist ein Missbrauch des Rechts, eine Farce der Justiz “, ergänzte Indrias Rehmat, Bischof von Faisalabad. Masihs Anwalt erklärte gegenüber AP, man werde gegen das Urteil Berufung einlegen.

Zum Hintergrund: Die Übergriffe in Jaranwala im Jahr 2023 gehören zu den schwerwiegendsten Ausschreitungen der vergangenen Jahre gegen Christen in Pakistan. Dabei hatten Tausende aufgebrachte Muslime innerhalb kurzer Zeit 25 Kirchen und fast 100 Häuser beschädigt oder vollständig zerstört – ausgelöst durch ein Gerücht über zwei christliche Brüder, die angeblich bei der Schändung des Korans gesehen worden waren. Eine polizeiliche Untersuchung kam jedoch inzwischen zu einem anderen Schluss. Demnach haben zwei Personen, die offenbar eine persönliche Feindschaft mit den beiden christlichen Brüdern hegten, ein Komplott geschmiedet, um sie in einen Blasphemiefall zu verwickeln. Die beiden Christen wurden daraufhin im vergangenen März von allen Anschuldigungen freigesprochen.

Blashphemiegesetze belasten Minderheiten

Ebenfalls fälschlicherweise der Blasphemie beschuldigt wurde der Christ Nazir Masih. Er war deswegen am 31. Mai durch eine wütende Menge in der Stadt Sarghoda (ebenfalls Provinz Punjab) schwer verletzt worden und erlag später seinen Verletzungen. Wie jetzt bekannt wurde, ist nun auch seine Witwe gestorben.

Nach den pakistanischen Blasphemiegesetzen steht auf die „Beleidigung des heiligen Namens des Heiligen Propheten Mohammed“ die Todesstrafe. Bislang wurde noch niemand auf dieser gesetzlichen Grundlage hingerichtet, doch werden die Blasphemiegesetze häufig eingesetzt, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Angehörige der religiösen Minderheiten des Landes sind davon besonders betroffen.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Pakistan an 7. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.