Ostexpansion als vergessene Kolonialvergangenheit: “Ablehnung einer bevormundenden Fremdbestimmung verpflichtet”

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Für die deutsche deutsche Kolonialvergangenheit in Afrika soll Geld an die Nachfahren fließen. Diese Entschädigung kann natürlich nicht mehr an lebende Betroffene ausgezahlt werden, dazu ist viel zu viel Zeit vergangen. Auf der anderen Seite wirft dieses Vorgehen auch Fragen auf: Warum fällt die Behandlung von verschiedenen Volksgruppen so unterschiedlich aus?

“Das heutige Namibia war bis 1918 als Deutsch-Südwestafrika eine Kolonie des Kaiserreiches”

>>Vorwärts<<

“Deutsche Kolonialvergangenheit in Afrika: Das heutige Namibia war bis 1918 als Deutsch-Südwestafrika eine Kolonie des Kaiserreiches. … Dabei sind die Verbrechen der deutschen Truppen bei den Opfern, hauptsächlich Herero und Nama, noch allgegenwärtig. Familien, die gezwungen wurden, die Schädel ihrer Verwandten auszukochen damit diese für die deutsche Rassenforschung nach Europa verschickt werden konnten, sind heute noch traumatisiert. Die Reduzierung der Population von Nama und Herero durch den „Vernichtungsbefehl“ des Generals von Trotha auf 10-15 Prozent der damaligen Bevölkerung wirken heute noch nach.”

“Reduzierung der Population von Nama und Herero durch den „Vernichtungsbefehl“ des Generals von Trotha”

Sicherlich mag das Geld kein Leid aufwiegen. Dennoch werfen diese Entschädigungszahlungen berechtigte Fragen auf: Immerhin war der Kolonialismus nicht nur auf Afrika beschränkt, auch die Lausitz wurde militärisch – nach durchaus vergleichbaren Muster – kolonisiert. Im Jahr 983 wurde nochmal der Aufstand geprobt, um die Fremdherrschaft abzuschütteln.

“Erhebung der Elbslawen gegen das deutsche Vordringen”

>>Welt<<

“So brach die deutsche Herrschaft an der Elbe zusammen – Mit der Zerstörung von Havelberg begann im Juni 983 die Erhebung der Elbslawen gegen das deutsche Vordringen. Von einer geheimnisvollen Tempelburg aus vernichteten slawische Heere die Bischofssitze.”

“Von einer geheimnisvollen Tempelburg aus vernichteten slawische Heere die Bischofssitze”

Die Erhebung wurde letztendlich gewaltsam niedergeschlagen. Vornehmlich sollten tributpflichtige Völker geschaffen werden: Dieser “Drang nach Osten” wird manchmal als “Ostexpansion” oder “deutsche Ostexpansionbezeichnet. Dieser Grundgedanke ist nicht nur auf das Mittelalter beschränkt, sondern er ist erstaunlich lange Zeit lebendig geblieben. Besonders während des 1. Weltkrieges haben sich einige Anhänger im Generalsstab lautstark hervorgetan.

“Hindenburg und Ludendorff” – “Anhängern einer deutschen Ostexpansion”

>>Der Große Krieg von Herfried Münkler (Buch) <<

“Hindenburg und Ludendorff ließen sich derweil von den Rückschlägen, die sie im Ringen um die Schwerpunkte des Krieges erfahren hatten, nicht beirren; vielmehr radikalisierten und erweiterten sie ihre Zielsetzungen. Inzwischen waren sie zu Anhängern einer deutschen Ostexpansion geworden, die sowohl die Annexion des «polnischen Grenzstreifens» als auch die Errichtung formal unabhängiger Staaten unter deutschem Einfluss im Baltikum umfassen sollte. Im Großen Generalstab spottete man über die Ambitionen, die insbesondere Ludendorff seit den Erfolgen im Sommer 1915 verfolgte; dieser habe sich im Baltikum «ein kleines Königreich» erobert, in dem er nach Belieben schalten und walten könne.”

“Ludendorff” – “Habe sich im Baltikum «ein kleines Königreich» erobert, in dem er nach Belieben schalten und walten könne”

Natürlich ist aus diesem Plänen nichts geworden. Dennoch ist diese Idee in der Zwischenkriegszeit weiter lebendig geblieben. Die NS-Diktatur griff diese Pläne erneut auf und entwickelt sie zur “Lebensraum-Ideologie” weiter.

“Lebensraum-Ideologie” – “Osteuropa bis zum Ural als deutsches Siedlungsgebiet in Besitz zu nehmen”

>>Stiftung Deutsches Historisches Museum<<

“Die geographische Schule von Karl Haushofer führte die expansionistische Linie der Alldeutschen mit wissenschaftlichem Anspruch teilweise unscharf und phrasenhaft, aber mit weitreichender Wirkung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg fort. … Im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion fand die Lebensraum-Ideologie ab 1941 ihre grausame Verwirklichung. Entsprechend dem Kriegsziel, Osteuropa bis zum Ural als deutsches Siedlungsgebiet in Besitz zu nehmen, sah der von Heinrich Himmler in seiner Funktion als Leiter des “Reichskommissariats für die Festigung des deutschen Volkstums” in Auftrag gegebene und am 15. Juli 1941 in der ersten Fassung vorgelegte Generalplan Ost nach der Vertreibung von über 30 Millionen Einheimischen die Besiedelung mit Deutschen vor.”

“Generalplan Ost” – “Vertreibung von über 30 Millionen Einheimischen die Besiedelung mit Deutschen vor”

Letztendlich war es neuer ideologischer Wein in alten Schläuchen: Denn genau diese militärische Vorgehen ließ sich schon im Mittelalter beobachten. Allerdings waren im 20. Jahrhundert die Waffen wesentlich fortschrittlicher gewesen. Schon in Hitlers Buch “Mein Kampf” hat er sich ausgiebig zur Ostexpansion ausgelassen. Der spätere Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion – und die dazu passende Ideologie – konnte man also Jahrzehnte vorher schon nachlesen. Auch die deutsche Kolonialisierung von Afrika ist nach vergleichbaren Muster abgelaufen.

“Paralleler Erfahrungen mit der deutschen Kulturhegemonie mit den Herero und Nama in besonderer Weise verbunden”

>>Serbski Sejm<<

“Der Serbski Sejm fordert von der deutschen Regierung ehrlichen Respekt gegenüber den Herero und Nama – Dr. Martin Schneider, Abgeordneter des Serbski Sejms und Mitglied des Rechtsausschusses. Er ergänzt:

„Als Sorben/Wenden fühlen wir uns aufgrund paralleler Erfahrungen mit der deutschen Kulturhegemonie mit den Herero und Nama in besonderer Weise verbunden und sind als Bürger der Bundesrepublik Deutschland in hohem Maße mit ihnen zur Solidarität und zur Ablehnung einer bevormundenden Fremdbestimmung verpflichtet.“

“Solidarität und zur Ablehnung einer bevormundenden Fremdbestimmung verpflichtet”

Die Herero und Nama sollten als Verhandlungspartner ernst genommen und als ebenbürtige Völker anerkannt werden. Es ist immer besser direkt mit den betroffenen Völkern zu sprechen.