OsmAnd im Überblick: Quelloffene Navi-App mit OpenStreetMap

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OsmAnd ist eine vollständig quelloffene Navigationsanwendung, die auf dem nicht-kommerziellen Kartenmaterial des Projekts OpenStreetMap basiert. Die App kommt komplett ohne Werbung aus und gibt Android-Nutzern die freie Wahl, ob sie zahlen möchten oder nicht. OsmAnd positioniert sich als besonders datensparsame Alternative zu proprietären Navi-Apps. Kritisch zu bewerten bleibt jedoch die Integration eines Analyse-Dienstes von Facebook in der Play-Store-Version. Diese Funktion ermöglicht eine unerwünschte Datenweitergabe an Drittanbieter. Die App eignet sich hervorragend für alle, die Wert auf Transparenz und Offline-Fähigkeit legen.

Funktionsweise und Grundprinzipien der App

OsmAnd setzt ausschließlich auf Kartenmaterial von OpenStreetMap, einem weltweiten Gemeinschaftsprojekt. Nutzer müssen die gewünschten Kartenregionen einzeln auf das Gerät herunterladen, bevor die Navigation startet. Erst nach diesem Schritt steht die Offline-Nutzung zur Verfügung. Über zahlreiche Erweiterungen lassen sich Zusatzinformationen einblenden, etwa spezielle Karten für Skigebiete, Seen oder detaillierte Netze des öffentlichen Personennahverkehrs in Städten. Die App bleibt durchgängig werbefrei und finanziert sich über optionale Käufe. Als quelloffene Software ist der vollständige Quellcode öffentlich einsehbar und kann von der Community geprüft und verbessert werden.

Verfügbarkeit und Plattformunterstützung

OsmAnd steht sowohl für iOS als auch für Android bereit. Die Android-Version findet sich im offiziellen Google Play-Store sowie im alternativen, datenschutzfreundlichen App-Store F-Droid. Im Play-Store verzeichnet die App mehr als fünf Millionen Downloads und genießt hohe Beliebtheit. Entwickelt und vertrieben wird OsmAnd vom niederländischen Unternehmen OsmAnd B.V., das sich auf die Weiterentwicklung der Open-Source-App spezialisiert hat. Die iOS-Version ist ebenfalls im App Store von Apple erhältlich, jedoch mit eingeschränkten Funktionen im Vergleich zur Android-Premium-Variante.

Kartenbasis: OpenStreetMap und Erweiterungen

Die zentrale Datenquelle bleibt OpenStreetMap, dessen Karten von Freiwilligen weltweit gepflegt werden. Über Erweiterungen lassen sich zusätzliche Quellen integrieren, darunter Satellitenbilder von Microsoft Bing Maps, früher bekannt als Microsoft Earth. Diese Flexibilität erweitert die Einsatzmöglichkeiten erheblich. Die Kartenqualität hängt von der Aktualität der OpenStreetMap-Daten ab, die in städtischen Gebieten meist exzellent, in ländlichen Regionen jedoch teilweise lückenhaft ist.

Geschäftsmodell Android: Freie Wahl zwischen kostenlos und Premium

Im Google Play-Store steht eine kostenlose Basisversion bereit, die den Download von bis zu sieben Einzelkarten erlaubt, inklusive vollständiger Offline-Nutzung. Zusätzliche Karten und erweiterte Funktionen lassen sich per In-App-Käufe freischalten. Die Version aus F-Droid entspricht hingegen der vollwertigen Bezahlversion aus dem Play-Store, inklusive aller Premium-Funktionen. Selbst die Funktion OsmAnd Live, die stündliche Kartenaktualisierungen ermöglicht, steht dort kostenfrei zur Verfügung. Im Play-Store erfordert sie ein monatliches Abonnement. Android-Nutzer können somit faktisch selbst entscheiden, ob sie zahlen oder die F-Droid-Variante nutzen. Der Anbieter bittet auf F-Droid dennoch um freiwillige Spenden zur Projektunterstützung. Einen Teil der Einnahmen und Spenden leitet OsmAnd B.V. direkt an das OpenStreetMap-Projekt weiter.

iOS-Modell: Einmalzahlung für weltweiten Zugriff

Für iOS-Nutzer gibt es eine kostenlose Basisversion mit optionalen In-App-Käufen. Der Zugriff auf alle Karten weltweit kostet einmalig 6,99 Euro. Einzelne Kontinente stehen für je 3,49 Euro zur Verfügung. Eine vollständige Premium-Version vergleichbar mit OsmAnd+ auf Android bietet das Projekt für iOS nicht an. Die iOS-App bleibt funktional etwas eingeschränkter, deckt aber alle wesentlichen Navigationsbedürfnisse ab.

Datentransfer im Test: Unterschiede zwischen Play-Store und F-Droid

Im Praxistest zeigte die Basisversion aus dem Play-Store umfangreiche Datenübertragungen. Sie nahm Kontakt auf zum Hauptdienst OsmAnd, zum Kartendienst OpenStreetMap sowie zu Facebook und Google. Dabei wurden verschiedene Nutzerdaten übermittelt. Die F-Droid-Version beschränkte sich hingegen strikt auf die notwendigen Verbindungen zum Hauptdienst und zum Kartendienst, ohne Drittanbieter-Kontakte. Dieser Unterschied unterstreicht die Datenschutzvorteile alternativer App-Stores.

Kritikpunkt Facebook-Integration in der Play-Store-Version

Überraschend war die automatische Verbindung zu Facebook direkt nach dem App-Start in der Play-Store-Version. Übertragen wurden Basisdaten wie Uhrzeit, Sprache, App-Name und Gerätemodell sowie die Werbe-ID des Geräts. Verantwortlich ist ein integrierter Analyse-Dienst von Facebook, der App-Entwicklern die Messung von Werbeeffizienz ermöglicht. Facebook kann diese Werbe-ID mit weiteren Nutzerdaten verknüpfen, etwa mit einem bestehenden Facebook-Konto, und daraus personalisierte Werbung generieren. Positiv: Die F-Droid-Version baut keinerlei Verbindung zu Facebook auf. Auf Nachfrage erklärte OsmAnd, dass das Facebook-Tool in der Android-Premium-Version aus dem Play-Store nicht aktiv ist.

Google Firebase Analytics: Analyse in der Basisversion

Die Play-Store-Basisversion nutzt zusätzlich Firebase Analytics von Google. Dieser Baustein überträgt die Werbe-ID sowie Basisdaten wie Land, Sprache, App-Name und Gerätemodell an Google-Server. Auch dieser Dienst fehlt in der F-Droid-Version komplett. Solche Analyse-Tools dienen der App-Optimierung, ermöglichen aber gleichzeitig eine umfassende Nutzerbeobachtung durch den Konzern.

Notwendige Serverkontakte: Hauptdienst und Kartenserver

Unvermeidbar ist der Kontakt zur OsmAnd-Datenbank für Standortdaten und Suchanfragen, da sonst keine Navigation möglich wäre. Überraschend war jedoch die Übertragung der Android-ID, einer gerätespezifischen Kennung. OsmAnd nutzt sie laut eigenen Angaben zur Verfolgung von Installationen und Deinstallationen. Zusätzlich gab es Verbindungen zu OpenStreetMap und zum Amazon-Cloud-Dienst Cloudfront.net, der von OpenStreetMap für schnelle Bildbereitstellung genutzt wird. Hier landen keine personenbezogenen Nutzerdaten bei Amazon.

Berechtigung Geräteadministrator: Optionale Energiesparfunktion

OsmAnd bietet die Möglichkeit, der App den Status „Geräteadministrator“ zuzuweisen. Dies wird bei der Installation nicht erzwungen, sondern lediglich ein Menüeintrag erstellt. Die App funktioniert auch ohne diese Berechtigung einwandfrei. Sie wird benötigt für eine spezielle Energiesparfunktion im Fahrrad- und Wandermodus: Der Bildschirm schaltet sich ab und aktiviert sich automatisch bei Abbiegehinweisen. Weitere Informationen zur Verwaltung dieser Berechtigung finden sich in separaten Artikeln zu Android-Systemeinstellungen.

Datenschutzerklärung: Übersichtlich, aber lückenhaft

Die Datenschutzerklärung liegt nur auf Englisch vor und ist erfreulich kompakt strukturiert. Sie bleibt jedoch unvollständig: Weder die Facebook-Integration noch Firebase Analytics werden erwähnt. Obwohl OsmAnd behauptet, keine personenbezogenen Daten zu erfassen, wird die Android-ID übertragen – eine eindeutige, unveränderbare Gerätekennung, die nach gängiger Auffassung personenbezogene Daten darstellt. Kreativ: Statt mehrsprachiger Versionen hat OsmAnd die Google-Translate-Funktion direkt in die Erklärung eingebaut. Besonders die Datenweitergabe an Facebook in der Basis-App aus dem Play-Store bleibt ein erhebliches Manko und mindert das Datenschutzprofil.