Lausitzer Mythen: Schlangen im Schloss zu Grossharthau
Bis vor Jahren bildeten seit Menschengedenken unheimliche Schlangen im Schlosse zu Harthau eine große Plage. Dieselben waren in sämtlichen Räumen desselben vertreten, vor allen Dingen in den Wirtschaftsgebäuden. Sie belästigten das Gesinde beim Füttern des Viehes, beim Streuen und Stallreinigen. Die Schlangen nahmen Aufenthalt in den Trögen, im Dünger, im Heu und Stroh. Selbst in den Betten des Gesindes hielten sie sich auf.
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Von Friedrich Bernhard Störzner
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Furcht und Entsetzen ergriffen die Knechte und Mägde. Sie wechselten darum schnell den Dienst und waren von Herzen froh, wenn sie wieder gehen konnten. Noch heute leben in Großharthau und in den umliegenden Dörfern alte Leute, die einst im Rittergute dieses Dorfes gedient haben und unter der Schlangenplage viel zu leiden hatten. Sie können nicht genug erzählen von jenen unheimlichen Geschöpfen.
Auch in der Umgegend des Schlosses verbreiteten die Schlangen Furcht und Schrecken. Im Schloßparke waren sie eine allgewöhnliche Erscheinung. Selbst im Wallgraben, welcher das eigentliche Schloßgebäude, das Herrenhaus, umgibt, waren sie vorhanden.
Wie die Sage berichtet, wären diese Schlangen in das Schloß zu Harthau durch eine Zigeunerin verbannt worden. Dieselbe habe einst um eine Gabe einen früheren Gutsherrn angesprochen. Dieser soll aber die bettelnde Zigeunerin mit der Reitpeitsche in’s Gesicht geschlagen und sie sodann mit Hunden aus dem Gehöft gejagt haben. Draußen vor dem Tore wäre das gemißhandelte Zigeunerweib halb ohnmächtig niedergesunken, habe dann sich plötzlich emporgerafft, die geballten Fäuste erhoben und eine schreckliche Verwünschung ausgerufen. Von Stund an stellten die lästigen Schlangen sich ein, die den sogenannten Haselottern sehr ähnlich waren.