Lausitzer Mythen: Der Leichenzug

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Auf dem zwischen Bertsdorf und Hainewalde gelegenen Breitenberg ereignet sich aller fünf Jahre um eilf Uhr in der Nacht vor Johannis Enthauptung Folgendes: Ist nämlich der Mitternachtsstunde letzter Ton verhallt, so entsteigt dem daselbst befindlichen sogenannten Querxloche eine in tiefste Trauer gehüllte Menge Zwerge.

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Von Heinrich Gottlob Gräve

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Lange Flöre entwallen ihren kleinen runden Hütchen, acht Mann, welche gedämpften Posaunen Klagetöne entlocken, schreiten voran, ihnen folgt ein langer Zug, in dessen Mitte, unter Vortritt eines Vornehmern, als die andern sechszehen Zwerge – die das Sargtuch tragen – denen eben so viel zur Seite stehen, ein offner Sarg folgt, in welchem ein ebenfalls so kleines, todtes Männchen mit Silberhaaren und Bart, eine Krone auf dem Haupte und einen Scepter in der rechten Hand, liegt. Mit Blumen aus arabischem Golde und wundervollen köstlichen Edelsteinen ist der Sarg geschmückt. Nachdem sie dreimal in die Runde gezogen [150] sind, wird der Sarg, nachdem er geschlossen worden, wiederum unter Wehklagen der Erde übergeben.

Ist der Sarg in die Erde versenkt, so reinigen sich die Zwerge in dem daselbst befindlichen Querxborn, ordnen sich in Reih’ und Glied, die Trauermusik beginnet und nach und nach verschwinden sie im Querxloche.