Lausitzer Mythen: Der Frosch
Der vom Dorfe Milkwitz über Nebelschütz nach Kamenz Gehende wird ungefähr dreihundert Schritte vom erstgedachten Orte, in einer mit mancherlei Laubholzgattungen bewachsenen, etwas niedrig gelegenen Gegend einen über acht Ellen hohen Granitsteinblock in Froschesform – freilich nicht so richtig und ausführlich, wie ihn Rösel von Rosenhof in seinem klassischen Werke über Frosch und Kröte liefert, doch wenigstens so ähnlich, wie die bekannte Königsnase und das sogenannte Lamm – erblicken.
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Von ihm meldet nun die Sage:
Kurz nach Einführung des Christenthums hatte sich in diese Gegend, die wahrscheinlich noch damals der Auerochse durchbrauste, ein blinder, verstockter Heide angesiedelt, welcher außer dem, daß er lose und böse Künste] trieb – wodurch er in den nicht ungegründeten Verdacht der Zauberei gerieth – den Christen spinnefeind war, und sie ärger, als ehedem Saulus, verfolgte. Nicht wenig bildete er sich übrigens auf seine geheimen Wissenschaften ein, womit er Gott und Menschen trotzen zu können wähnte, sich über alle seine Mitgeschöpfe erhaben glaubte und darinnen ganz dem aufgeblasenen Frosch beim Aesop[1] glich.
Da begab es sich einst in einer stürmischen Novembernacht, daß stark an seine Hütte geklopft wurde und nach erfolgter Erkundigung, wer klopfe? ihm der sanfte Gruß: „Gelobt sey Jesus Christus!“ mit der Bitte um eine Nachtherberge, entgegentönte.
Darüber entbrannte der Heide in seinem Zorn und trieb den Bittenden, so sehr er ihm auch vorstellte, wie er bei dem Unwetter unmöglich fortkommen könne, und entweder selbigem elendiglich unterliegen, oder ein Raub reissender Thiere werden müsse, fort, ergriff einen Stock und jagte ihn mit derben Schlägen in das Grauen der Nacht.
„Nun gut!“ rief dieser, „ich gehe mit Gott; allein du sollst, ein warnendes Zeichen der Unwirthlichkeit und Undienstfertigkeit, fortwährend hier bleiben.“
Sagt’s und berührte ihn mit seinem Wanderstabe, worauf der Ungläubige sofort in den Frosch, wie man ihn noch sieht, versteinert wurde.