Indien: Christen nach Wahl besorgt und ermutigt zugleich

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Schwächung der Hindu-Nationalisten als Hoffnungszeichen für religiöse Minderheiten

Die indischen Parlamentswahlen sind mit einem Sieg der seit 2014 herrschenden „Bharatiya Janata Partei“ (BJP) unter Premierminister Narendra Modi zu Ende gegangen. Die Christen im Land erwarten deshalb eine unverändert intensive Verfolgung. Gleichzeitig schöpfen sie auch Hoffnung, da die Hindu-Nationalisten im neuen Parlament über keine absolute Mehrheit mehr verfügen und ihr Rückhalt im Land offenbar geschwächt ist.

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Von Open Doors

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Starke Zunahme der Verfolgung unter der Regierung Modi

Nach Abschluss der sechswöchigen Wahl verfügt die BJP über 240 von 543 Sitzen. Für eine absolute Mehrheit wären aber 272 Sitze nötig gewesen. Die BJP muss sich bei der Regierungsbildung deshalb auf ihre Verbündeten stützen, kann aber ihre stark von der hindu-nationalistischen Hindutva-Ideologie geprägte Agenda voraussichtlich fortsetzen.

Seit der Machtübernahme durch die BJP im Jahr 2014 hat die religiöse Intoleranz gegenüber Christen und Muslimen deutlich zugenommen. Aus Sicht von Priya Sharma*, einer lokalen Partnerin von Open Doors, ist diese Entwicklung kein Zufall. Sharma führt aus: „Die Angriffe auf Christen sind sehr systematisch und haben stetig zugenommen. Pastoren werden unter falschen Anschuldigungen inhaftiert, Kirchen werden geschlossen, und es kommt zu Zwangsbekehrungen zum Hinduismus.“

Die Ideologie der BJP hat Sharmas Beobachtungen zufolge Hindu-Extremisten ermutigt, ohne Sorge vor Strafverfolgung zu handeln. Die Folge seien physische Übergriffe, falsche Anschuldigungen wegen angeblicher Zwangskonversionen und Ausschreitungen gegen Christen durch aufgestachelte Menschenmengen. Selbst während der Wahlperiode hielt die Gewalt gegen Christen unvermindert an, insbesondere in Regionen wie Manipur, wo Extremisten Wahlkabinen angriffen und Christen ermordeten.

Gebete der Christen „zumindest teilweise erhört“

Christen, die etwa 5 Prozent der indischen Bevölkerung ausmachen, haben kaum Möglichkeiten, ihren Anliegen in der Politik Gehör zu verschaffen. Trotzdem haben viele Kirchen ihre Mitglieder ermutigt, zur Wahl zu gehen, in der Hoffnung auf einen Wandel. Sharma erklärt: „Sie haben diese Wahl ernst genommen, die meisten von ihnen haben gewählt. Und sie haben für eine Veränderung gebetet, denn sie waren sich bewusst, was für eine Situation in den letzten zehn Jahren für sie geschaffen wurde“, sagt sie. „Sie glauben, dass der Wahlausgang in jedem Fall in Gottes Hand liegt und dass sie die Kraft und die Gnade bekommen werden, mit der Situation umzugehen.“

Sharma betont: „Indiens Christen haben ausgiebig gebetet und gefastet.“ Diese Gebete seien „zumindest teilweise erhört“ worden, da die BJP entgegen vieler Vorhersagen nicht die absolute Mehrheit erreicht hat.

Rahul Reddy* ist ein politischer Beobachter und Partner von Open Doors. Er begrüßt die deutliche Stärkung der Oppositionsparteien: „Das neue Oppositionsbündnis ‚INDIA‘ ist zu einem ernstzunehmenden Gegner für die Regierungspartei geworden. […] Jetzt gibt es eine Opposition, die der nationalistischen Regierung in Fällen von Tyrannei und Unterdrückung Paroli bieten kann.“ Und weiter: „Diese Wahl ist ein klares Anzeichen für den beginnenden Niedergang der Politik des Hasses.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Indien an 11. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert