Enthüllte Zeitgeschichte: „Hunderttausende Ausländer kämpften für Nazi-Deutschland!“ (2)
Im 1.Teil habe ich aufgezeigt, dass Hunderttausende ausländische Soldaten für und mit Nazi-Deutschland kämpften, aus Ländern wie etwa Finnland, Ungarn, Rumänien, Italien, die Slowakei und Kroatien. Aber auch Dänen, Norweger, Niederländer, Franzosen, Ukrainer und Muslime aus Bosnien und Albanien marschierten im Zeichen des Totenkopfes der Waffen-SS.
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Von Guido Grandt
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Diese faktisch belegten Informationen werden in den Geschichtsbüchern weitgehend verschwiegen.
Deutsche galten für viele als „Befreier“
Zu diesem Hintergrundwissen gehört ebenfalls, dass beispielsweise die Stalinisierung Ostpolens (im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes) zunächst brutaler war, als die deutsche Herrschaft in Westpolen. Deshalb galten für viele betroffene Einwohner die Deutschen gar als Befreier.
Schon im Dezember 2007 äußerte sich der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller im Deutschlandfunk zu seinen diesbezüglichen Forschungen: „Erst von Deutschland, dann von den Westmächten im Stich gelassen, waren die Völker im ersten Jahr der sowjetischen Okkupation von politischer Repression und der Deportation ihrer Führungselite betroffen. Als kurz darauf die Wehrmacht in die neu formierten Grenzprovinzen des Sowjetimperiums einfiel, wurde sie von der Mehrheit der Bevölkerung als Befreier begrüßt.“
Aus Furcht vor dem Bolschewismus Kooperation mit den Nazis
So waren einheimische Soldaten und Offiziere bereit, die Fahne zu wechseln und sich wieder in eine gemeinsame Front mit den Deutschen einzureihen. Denn schon 1919 und 1920 hatten sie diese gegen den Bolschewismus verteidigt.
Müller weiter: „Patriotismus und Antikommunismus verbanden und trennten sie zugleich von den neuen Herren, die nur vordergründig an die Traditionen des Ersten Weltkriegs anknüpften. In Estland, Lettland, Litauen, Polen, Weißrussland, in der Ukraine und im Kaukasus, aber auch in Russland selbst fanden sich Hunderttausende junger Männer, die bereit waren, gegen die Sowjetherrschaft zu kämpfen. Zu schlimm waren ihre Erfahrungen mit stalinistischem Terror, Hungersnöten und Besatzungswillkür.“
Für die Kollaboration mit den Nazis gingen beispielsweise lokale Polizeieinheiten auf Partisanen- oder Judenjagd, um die Deutschen zu unterstützen.
Ohne verbündete ausländische Armeen wären die Deutschen nicht so weit nach Russland vorgestoßen
Der Militärhistoriker Müller kommt zu dem wenig bekannten Schluss: „Ohne den Einbau der verbündeten Armeen hätte die Wehrmacht 1941 nie bis vor die Tore Moskaus marschieren können. Ohne die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte der Verbündeten hätte Hitler 1942 seine neue Sommeroffensive Richtung Wolga und Kaukasus nicht durchführen können.“
Und weiter: „Spätestens nach der Katastrophe von Stalingrad konnte die Wehrmacht einen Zusammenbruch der Ostfront nur mit Hilfe der ausländischen Helfer verhindern. Ihre größte Bedeutung hatten sie bei der Sicherung des Hinterlandes und bei der Bekämpfung der Partisanen.“
Zur Wahrheit gehört auch, dass viele dieser Verbände Hitlers Rassenideologie folgten. So starben beim Holocaust in Rumänien rund 300.000 Juden. Schon kurz nach dem deutschen Einmarsch meldete sich Litauen „judenfrei“ …
Deutsche Historiker finden Ausreden
Natürlich versuchen hiesigen Historiker dieses tabuisierte Thema (nach dem Motto, was nicht sein darf, kann nicht sein) ganz anders zu erklären. So meint etwa der Politikwissenschaftler und Soziologe Thomas Casagrande, dass die Aufnahme von Ausländern innerhalb der SS für massive Konflikte sorgte. „Es gab dort keinen echten Internationalismus, stattdessen kam es zu Übergriffen gegen so genannte ‚Fremdvölkische‘ und ‚Volksdeutsche‘“. Kränkungen, Erniedrigungen und Bestrafungen durch die „reichsdeutschen“ Ausbilder seien an der Tagesordnung gewesen.
Mit den Zielen des Nazi-Regimes konnte der Großteil von ihnen anscheinend wenig anfangen, wollten sich nicht für Hitlers Wahnideen „verheizen“ lassen und deshalb desertierten sie oder wagten gar den Aufstand.
Historiker Jens Westemeier erklärt: „… militärisch gesehen waren diese ‚Freiwilligen‘-Verbände bisweilen ein schlechter Witz. Dass sie teilweise bis heute als eine Elite angesehen werden, zeigt nur, wie sehr die NS-Propaganda über 1945 hinaus weitergewirkt hat.“
Bis heute tabuisierte Thematik
Damit stehen Casagrande und Westemeier diametral zur Aussage ihre Kollegen, des Militärhistorikers Müller. Das alleine drückt die Zwiespältigkeit der bis heute tabuisierten Thematik aus.
Das Nachrichtenmagazin Focus schreibt dazu: „Lange Zeit wurde die Tatsache, dass hunderttausende „Fremdvölkische“ und „Volksdeutsche“ in der Waffen-SS gedient hatten, von der historischen Forschung vernachlässigt. Insbesondere in den Herkunftsländern dieser SS-Männer war das Thema häufig ein Tabu – und ist es teilweise bis heute. In manchen werden sie dagegen offen als Helden gefeiert. In der Ukraine etwa oder im Baltikum, wo jährlich am 16. März SS-Veteranen durch Riga marschieren.“
Historiker Jochen Böhler von der Gerda-Henkel-Stiftung meint diesbezüglich: „Es geht bei diesen Forschungen nicht darum, irgendjemanden moralisch zu verurteilen oder ihn umgekehrt reinzuwaschen.“ Ziel sei es vielmehr, ein historisch genaueres Bild zu gewinnen – etwa davon, was die Leute damals dazu gebracht habe, in die Waffen-SS einzutreten. Nur so ließen sich die zahlreichen Mythen, die sich um das Thema gebildet hätten, beseitigen.
Quellen: https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/lange-verschwiegen-und-verdraengt-neue-forschungen-zeigen-darum-kaempften-hunderttausende-auslaender-in-der-waffen-ss_id_6096223.html// https://www.deutschlandfunk.de/die-auslaendischen-helfer-der-wehrmacht.730.de.html?dram:article_id=102990).