Elektrozäune & Herdenschutzhunde: Die teure Materialschlacht der Lausitzer Weidetierhalter gegen die Wölfe

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Lausitzer Weidetierhalter – Welchen Schutzmaßnahmen sind gegen Wölfe wirkungsvoll? Die amtlichen Empfehlungen – vereinfacht – dazu lauten: Elektrozaun und Herdenschutzhund. Aber taugen diese Maßnahmen wirklich? Immerhin ist die Anschaffung mit enormen Kosten verbunden. Außerdem muss später so ein Herdenschutzhund umsorgt werden. Selbst die Anschaffung eines stromführenden Zaunes kann zu einer regelrechten Materialschlacht gegen die Wölfe ausarten.

„Stromführende Zäune mit einer Höhe von 100 bis 120 cm und einer Mindestspannung von 4.000 Volt“

>>Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<<

„Stromführende Zäune mit einer Höhe von 100 bis 120 cm und einer Mindestspannung von 4.000 Volt auf dem gesamten Zaun. Bei einem Tierbestand von mehr als 100 Tieren können Herdenschutzhunde wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden. Wildgatter sollten mittels Untergrabschutzes gegen das mögliche Untergraben gesichert werden. Wenn ein Elektrozaun, der mindestens den Anforderungen für den Mindestschutz entsprach, überwunden wurde, sollte zusätzlich „Flatterband“ eingesetzt werden.“

„Keine schmerzhafte Barriere“ – Welchen Sinn soll das „Flatterband“ haben?

Natürlich hat niemand Offizielles einen Gedanken darüber verloren: Welche – zusätzliche – Arbeit und Kosten es verursacht, eine Weidefläche für rund 100 Tiere einzuzäunen. Lediglich die Materialkosten können durch staatliche Förderprogrammeohne Rechtsanspruch – teilweise erstattet werden. Für alles andere müssen die Tierhalter selbst aufkommen. Die politisch-gewollte Wolfsansiedlung wird also einseitig auf die Tierhalter abgewälzt. Aber selbst die offiziellen „Empfehlungen“ zum Wolfsschutz sind mit Widersprüchen gespickt. Denn wenn Wölfe erkannt haben, das sogenannte „Flatterbänder“ keine Schmerzen verursachen: Welche Schutzwirkung soll diese Bänder überhaupt haben?

„Wölfe graben sich unter Festzäunen durch“

>>top agrar<<

„Wölfe graben sich unter Festzäunen durch – nur Strom hilft – Wenn die Wölfe erkannt haben, dass Festzäune keine schmerzhafte Barriere darstellen, suchen sie diese gezielt auf und die Zäune bieten keinen ausreichenden Schutz mehr. … Förderfähig sind die Anschaffung von Elektrozäunen, Weidestromgeräten, Flatterband und Herdenschutzhunden sowie die Installation von Untergrabschutz bei Wildgattern.“

Viele künstliche Barrieren werden von Wölfen übersprungen oder untergraben

In der Praxis werden künstliche Barrieren von Wölfen übersprungen oder untergraben. Manchmal scheuchen auch Wölfe die Herde auf und die trampelt dann im Panikmodus ihren Zaun selbst nieder. Als Allzweckwaffe gegen Wolfsangriff wird zunehmend gerne auf sogenannte Herdenschutzhunde verwiesen.

„Herdenschutzhunde werden in der Lausitz bereits mit Erfolg eingesetzt“

>>Wolfland Tours<<

„Die Hunde werden bereits im Welpenalter mit den Schafen sozialisiert und bleiben Tag und Nacht in der Herde. Herdenschutzhunde werden in der Lausitz bereits mit Erfolg eingesetzt.“

Warum Herdenschutzhunde keine Hütehunde seien

Herdenschutzhunde sollten nicht mit Hütehunde – wie Schäferhunde – verwechselt werden. Ganz allgemein stellen echte Herdenschutzhunde eine sehr teure Angelegenheit dar. Außerdem ist es überhaupt fraglich: Ob Herdenschutzhunde für die Lausitz geeignet seien: Denn diese Tiere wurden ursprünglich in weitesgehend menschenleeren Gegenden eingesetzt und das geht auf nachvollziehbare Gründe zurück.

Herdenschutzhunde: „Nur eine geringe Motivation mit dem Menschen zu kooperieren“

>>Wir-sind-Tierarzt.de<<

„Klassische Ursprungsländer dieser sehr alten Hunderassen sind wilde, menschenleere Gebiete wie die Maremma, die Pyrenäen, der Kaukasus oder das anatolische Bergland. … Die Sozialisierung von Herdenschutzhunden sei extrem aufwendig und erfordere ein hohes Maß an Sachkunde und Verantwortung vom Halter“, gibt auch Dr. Julia Stubenbord, Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württembergzu bedenken. “Die Hunde haben meist nur eine geringe Motivation mit dem Menschen zu kooperieren. Sie zeigen selbstbewusst ein starkes Territorialverhalten und werden seit vielen Generationen darauf gezüchtet, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, wenn sie die Sicherheit ihrer Herde bedroht sehen“, … „

„Sozialisierung von Herdenschutzhunden sei extrem aufwendig und erfordere ein hohes Maß an Sachkunde und Verantwortung vom Halter“

Nicht zu vergessen: Die Herdenschutzhunde weisen einen großen und robusten Körper auf. Schließlich müssen sie in der Lage sein: Einen Wolfsangriff selbstständig abzuwehren. Normalerweise würden solche Tiere unter die Kategorie „Kampfhunde“ fallen. Allerdings stellen für gewöhnlich „echte Kampfhunde“ bei guter Erziehung keine Gefahr dar. Jedoch bei Herdenschutzhunden liegen die Dinge völlig anders.

Herdenschutzhund gleich Kampfhund? – Eigentlich noch viel Gefährlicher

Gewöhnliche Hunde sind auf dem Menschen geprägt: Jedoch bei Herdenschutzhunde geht die Prägung auf die Herde – sprich Schafen oder Ziegen – zurück. Selbst der Tierhalter muss stets mit einen Angriff rechnen.

Herdenschutzhund: „Keinen Unterschied zwischen einem Wolf und einem Familienhund“

>>Agrarheute.com<<

„Wie macht man diesen Tierfreunden klar, dass ein Schutzhund bei der Verteidigung seiner Herde keinen Unterschied zwischen einem Wolf und einem Familienhund – oder schlimmer: einem menschlichen Wandervogel – macht?“

Herdenschutzhund: Warum der menschliche Wandervogel & Tourist auf der Hut sein sollte

Für dicht besiedelte Gegenden ist ein Herdenschutzhund eigentlich denkbar ungeeignet. Diese Tiere lassen sich nur schwer erziehen und auch ihre Intelligenz fällt sehr überschaubar aus. Gerade für unbedarfte Touristen kann es böse ausgehen.

Warum sich Tourismus & Herdenschutzhunde nicht miteinander vertragen

Zu allen Überfluss: Die Schutzwirkung dieser Tiere wird teilweise maßlos überschätzt. Wirklich effektiv können Herdenschutzhunde nur recht kleine Herden – wie in ihren Ursprungsländern – schützen. Wölfe greifen häufig im Rudel an und bei großen Herden mit weitläufiger Weidefläche können diese Tiere nicht viel ausrichten. Allerdings bei kleinen Herden ist die Anschaffung meist unrentabel. Schlussendlich: Die Empfehlungen der Ministerialbürokratie haben dem Rand des sterilen Schreibtisches nie wirklich verlassen.