Einsame Selbstverwirklichung versus das traditionelle christliche Familienbild

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Alleinlebende Menschen nehmen von der Anzahl immer weiter zu, damit einher gehen diverse psychosomatische Probleme – die bishin zum Schlaganfall reichen können. Doch gerade die Einsamkeit breitet sich mehr und mehr zum Massenphänomen aus.

Einsamkeit als Massenphänomen

>>Tagesspiegel<<

„Er war wie weggetreten, ganz in einer Welt mit der Maus, der Spinne, der Libelle, was es auch gerade war.

Gottverdammte Einsamkeit Ich bin männlich, 45 Jahre alt und wohne im Südwesten der Stadt. Ich bin einsam und wünsche mir nur eine einzige Person, die mit mir in den Zoo geht. Liebe Grüße, Dose

So fing es an. Mit dieser Ebay-Kleinanzeige vom 1. Mai 2014. Mit der Frage: Wer ist dieser Mann? Mit der Bitte, einen Einblick in sein Leben zu erhalten.“

„Gottverdammte Einsamkeit“

Unglücklicherweise handelt es sich um keinen Einzelfall – sondern um eine weit verbreitete Erscheinung, die schon fast zum Normalfall geworden ist.

„Meine Zeit in der Ukraine – Dann waren wir immer zusammen“

>>Die Single-Falle: Frauen und Männer in Zeiten der Selbstverwirklichung von Lena Kornyeyeva (Buch) <<

„Wenn ich zurückdenke an meine Zeit in der Ukraine, dann waren wir immer zusammen. Um allein zu sein, musste ich eine Tür abschließen oder in den Stadtpark flüchten. Das Leben mit anderen – erst in der Familie, dann in der Partnerschaft – war für mich alltägliche Normalität. Mit 18 hatte ich geheiratet, mit 19 wurde ich Mutter. Aus meiner heutigen deutschen Perspektive erscheint mir das intensive Zusammenleben vielleicht wie eine Zwangsgemeinschaft. Doch ich habe meine Jugend und das junge Erwachsenensein genossen – immer beachtet zu werden, mich immer mit anderen austauschen zu können. Die Momente des Alleinseins bekamen dann eine besondere Qualität. Sie waren kleine luxuriöse Inseln im Ozean der Kommunikation. Als ich 2006 nach Deutschland kam, war ich plötzlich viel allein. Ich arbeitete allein am Computer in meinem Büro, trieb allein mein Forschungsprojekt voran, fuhr allein im Bus und saß am Abend allein in meiner Küche am Esstisch. Und ging natürlich allein ins Bett. Ich bemerkte schnell, dass es nicht nur mir so ging. Meine Büronachbarin hatte einen ähnlichen Tagesablauf. Und auch die Doktorandin, mit der ich manchmal zusammen in der Mensa zu Mittag aß, reihte sich nach kurzen Begegnungen wieder ein in das Heer der Alleinlebenden. Allein zu sein scheint mir in den westlichen Industrienationen allmählich zur Regel zu werden. Viele Deutsche wohnen auf 80, 100 oder mehr Quadratmetern allein. Als mir ein Bremer Bekannter das vierte Zimmer seiner Wohnung öffnete, fragte ich nach seinen Mitbewohnern. Er hatte keine, lebte ohne Partnerin auf 141 Quadratmetern zuzüglich ausgebauten Dachbodens und Dachterrasse.“

„Allein im Bus und saß am Abend allein in meiner Küche am Esstisch“

Dieses neuzeitliche Phänomen hat eine ganze Reihe von ineinander greifenden Ursachen – die sich zu einem sehr komplexen Sachverhalt kumulieren. Ungeachtete dessen, handelt es sich bei der isolierten Einsamkeit um keine sehr christliche Eigenschaft.

Warum das Christentum eine gesellige Religion ist

>>Der vergessene Jesus: Auf keinen Fall von gestern und auf jeden Fall für heute von Martin Dreyer (Buch) <<

„Jesus ist auf einer Party. Und er rettet diese Party, indem er 600 Liter Wasser in 600 Liter Wein verwandelt. Ich möchte uns diese Geschichte noch einmal in Erinnerung rufen. Was ist dort eigentlich genau passiert? Johannes erzählt uns von einer großen Hochzeitsfeier. Diese fand in Kanaa statt, einem kleinen Dorf in der Nähe von Nazareth. Jesus war eingeladen, und er brachte seine Freunde mit. Die Party hatte schon vor einer Weile begonnen. Jüdische Hochzeiten dauern bis zu einer Woche. Es wird viel gegessen und getanzt. Und es wird auch richtig viel getrunken, um nicht zu sagen, gesoffen. Es muss wohl gegen Mitte der Feier gewesen sein, da stellt die Mutter überraschend fest: »Der Alk ist alle! Kein Wein mehr da! Die Fässer sind leer!« Und es war nicht die Mutter der Braut, es war die Mutter Jesu! Ein Horrorszenario. Auf allen großen Partys meines Lebens war das der Todesstoß. Kein Alkohol mehr da? Auch nichts zu kiffen? Da bleibt nur noch die Tanke. Oder die nächste Party. Jesus fühlte sich angesprochen. Und er scheint erbost. Wie kann man sich seine Reaktion sonst erklären? Es klingt für mich sehr unwirsch, fast schon abweisend, wenn er nach der Luther-Übersetzung mit den Worten zitiert wird: »Was geht’s dich an, Frau, was ich tue?« Höflich ist das nicht gerade. So redet kein Gentleman, so redet auch kein religiöses Vorbild. Denn im Klartext sagt Jesus: »Was willst du von mir, Alte?« Jesus, abgenervt? Ja! Und was macht er dann, der Gottessohn? Ein guter Katholik, ein frommer evangelischer Christ und vermutlich jeder evangelikale Freikirchler hätte an dieser Stelle wohl gesagt: »Das ist ein Zeichen des Himmels! Es wurde genug getrunken. Das Bier ist alle, der Wein ist aus! Gott hat gesprochen. Ab jetzt geht die Party ohne Alkohol weiter! Holt die Kisten Selters raus! Wir sind gläubige Menschen, wir können auch ohne Wein Spaß haben!«

»Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung, und ging in je einen zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: Füllet die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpfet nun und bringet’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, woher er kam (die Diener aber wußten’s, die das Wasser geschöpft hatten), ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zum ersten guten Wein, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.« (Johannes 2,1-12)

… Was ich faszinierend finde: Es ist tatsächlich das erste, was Gott überhaupt jemals zu den Menschen gesagt hat! Sozusagen sein erster Auftrag, sein erstes Wort an uns. Und was für ein Wort! Denn bei diesem Wort geht es um das Thema Sex. Wir lesen es in 1 Mose 1,28: »Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde.« Seid fruchtbar! Vermehrt Euch! Bekommt viele Babys! Dieser Befehl war Gott sehr wichtig. Der erste Auftrag ist immer der wichtigste. Er schafft erst den Boden, auf dem alles Weitere gedeihen kann.“

„Jesus ist auf einer Party“ – „Und er rettet diese Party“

Das Christentum ist – trotz vieler Austritte – noch immer eine stark verbreitete Religionsgemeinschaft die auf vielfältiger Weise die Gesellschaft Aufgrund der Historie tief geprägt hat. Insbesondere bekennen sich viele Organisationen und Parteien zu dieser Glaubensgemeinschaft, wenn auch gegenwärtig in der gelebten Praxis davon wenig zu spüren ist.