“Die Sorben haben mit einer massiven Abwanderung aus beruflichen Gründen zu kämpfen” – Sonderwirtschaftszone als Ausweg?

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Ist die Domowina ein Lakai? – Laut Duden stellt ein Lakai eine “Person, die sich willfährig für die Interessen anderer gebrauchen lässt” dar. Dieser Verdacht drängt sich bei wirtschaftlichen Fragen rund um die Sorben auf.

“Die Sorben haben mit einer massiven Abwanderung aus beruflichen Gründen zu kämpfen”

>>Eberhard Karls Universität Tübingen<<

“Die Sorben haben mit einer massiven Abwanderung aus beruflichen Gründen zu kämpfen. Maßgeblich ist hierfür der ein Strukturwandel, welcher sich durch den Kohleausstieg noch deutlich verschärft hat. Die Braunkohle bzw. Tagebau war und ist ein wichtiger Arbeitgeber für die Sorben und hat die Lausitz stark geprägt.”

“Braunkohle bzw. Tagebau war und ist ein wichtiger Arbeitgeber für die Sorben”

Die Sorben haben also mit Abwanderung zu kämpfen und die Domowina hält am “großen Plan” der Regierung des Kohleausstiegs fest, obwohl sie selbst keine wirtschaftlich-tragfähigen Konzepte vorzuweisen hat. Nur dieses Verhalten stellt kein Neuigkeit dar, sondern diese Linie lässt – ohne Unterbrechungen – bis zurück zu DDR-Zeiten zeichnen.

“An der Spitze der neuen Domowina war nur ein Sorbe mit dem Parteibuch der SED geduldet”

>>Spiegel<<

“An der Spitze der neuen Domowina war nur ein Sorbe mit dem Parteibuch der SED geduldet; dem Dachverband wurde in Bautzen ein großes Haus gebaut, doch die besonderen Belange einer völkischen Minderheit waren darin nicht vorgesehen. Versteht sich, daß auch die vielen Einrichtungen, die es nun für die Sorben gab, die Schriftsteller und das Volkstheater, die Filmschaffenden und der Musiker-Verband, nach den Pfeifen im Politbüro zu tanzen hatten. Besonderes Zutrauen scheinen sich die gekaperten Genossen aber nie erworben zu haben, zumal ein Großteil der Sorben praktizierende Christen waren, die Mehrheit der evangelischen und erst recht der kleinere, in der Oberlausitz siedelnde Anteil der Katholiken. Die Stasi jedenfalls hatte für diese slawischen Brüder eine eigene Abteilung angelegt, mit Dependancen in Cottbus und Bautzen. Was als sorbische Kulturpolitik ausgegeben wurde, verkam zum Folklore-Rummel – vorzüglich geeignet, die internationale Brüderlichkeit im Arbeiterund-Bauern-Staat hervorzukehren. Alle vier Jahre – und oft mit dem Ehrengast Hans Modrow von der Dresdner SED-Bezirksleitung – wurde ein staatlich finanziertes Sorben-Festival aufgezogen, dessen soziale Botschaft nicht eindringlicher war als die des Kölner Karnevals.”

“Ein staatlich finanziertes Sorben-Festival aufgezogen, dessen soziale Botschaft nicht eindringlicher war als die des Kölner Karnevals”

Dieser “Folklore-Rummel” wird auch heute noch hochgehalten. Womit nicht jeder Sorbe einverstanden ist.

„Ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert – Das auch heute wieder Konjunktur hat“

>>Leipziger Volkszeitung<<

„Galten die Sorben nicht offiziell als die Hätschelkinder der DDR?

Nur nach außen. Von den Sorben wurde in der DDR ein merkwürdiges Folklore-Bild produziert, das auch heute wieder Konjunktur hat. Wir Sorben wurden und werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern oder das Osterreiten geht. Immer wenn Ostern ist, werden wir als Folklorevolk präsentiert. Dass wir ein Kulturvolk sind mit einer Hochsprache seit der Reformation, das spielt kaum eine Rolle in der Öffentlichkeit.“

„Wir Sorben wurden und werden vorgezeigt“

Zumindest was die Außendarstellung der Sorben angeht: Ist der Folklore-Rummel unverändert erhalten geblieben. Das Ganze hat auch Konzept: Es sollte der Aufbau einer autonomen Kultur verhindert werden.

Lausitzer Sorben: „Alle Versuche der Sorben nach dem Aufbau einer autonomen Kultur zu verhindern“

>>Prager Zeitung<<

„Die DDR sei vielmehr bestrebt gewesen, alle Versuche der Sorben nach dem Aufbau einer autonomen Kultur zu verhindern. Sie habe stattdessen nur ein Ziel verfolgt: Die Sorben für die Ideologie eines Sozialismus marxistisch-leninistischer Prägung zu gewinnen. Die „Domowina“ (sorbischer Name für Heimat), der Dachverband sorbischer Vereine und Vereinigungen, erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED.“

Domowina: „Erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED“

Zwischenzeitlich wurde die “marxistisch-leninistischer Prägung” durch andere politische Ideen ersetzt. Mittlerweile sind DDR-Vergleich rechtlich schwierig geworden. Allerdings muss man an dieser Stelle bedenken: Auch innerhalb der DDR-Zeit haben sich die politischen Losungen geändert und die Domowina – wie andere Institutionen – wussten stets ihre Fahne in den Wind zu hängen. Zu allen Überfluss wurde die DDR-Vergangenheit der Domowina nie wirklich aufgearbeitet und es fand auch kein Austausch von Personal statt. Klingt zu weit hergeholt? Vielleicht sollte die heutigen Vertreter einfach selbst zu Wort kommen.

“Ja, das sorbische Volk ist „First Nation“, die Sorben sind die Ureinwohner der Lausitz”

>>Marcel David Braumann<<

“Ja, das sorbische Volk ist „First Nation“, die Sorben sind die Ureinwohner der Lausitz. Aber wir haben keine spezifisch sorbische Wirtschaftsweise. Der Vorstoß des „Serbski sejm“ schickt die Sorben wieder auf die Bäume, pardon zurück in den Wald, wo die Slawen vor über tausend Jahren tatsächlich noch anders wirtschafteten als die von Westen heranrückenden Stämme der Germanen. Hier wird also jetzt politisch eine Schlacht geschlagen, die vor einem Jahrtausend bereits „verloren“ wurde.”

Haben Sorben jemals auf Bäume gelebt?

Aber wir haben keine spezifisch sorbische Wirtschaftsweise.” – Gemeint sind damit die Sorben und diese sollen sogar im Wald gelebt haben. Diese erstaunlichen Aussagen stammen von keinen verwirrten Menschen, sondern zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war der Protagonist offizielle Pressesprecher der Domowina. Zugleich ist er damit völlig auf Domowina-Linie.

Reservatslösungen: Wie sieht es mit Naturschutzreservate aus?

>>Domowina<<

“Unser Anspruch ist es, die Interessen der Sorben in der Lausitz gemeinsam mit der Politik und allen gesellschaftlichen Akteuren zu gestalten. … Wir streben jedoch keine „Reservatslösungen“ an, sondern fordern Teilhabe und Anerkennung auf Augenhöhe.”

Reservatslösungen: Weshalb gibt es im Sorbischen Siedlungsgebiet riesige Militär-Reservate?

Diese Aussagen sind in mehrfacher Hinsicht erstaunlich. Da es in der Lausitz viele Naturschutzreservate gibt, welche ständig anwachsen, teilweise nicht mal betreten werden dürfen und zunehmend die wirtschaftliche Existenzgrundlage für viele Sorben vernichten. – Indem der Tourismus verunmöglich wird. Oben drauf kommen noch die Militär-Reservatesprich, riesige Truppenübungsplätze – welche kaum Arbeitsplätze, aber dafür jede Menge an Platz verbrauchen und durch ständige Militärübungen negativ das Umland beeinflussen. – Betreten strengsten Verboten. Gegen all diese “Reservatslösungen” hat die Domowina selbstverständlich nichts einzuwenden.

Militär & Naturschutz – Bestehende Reservate in der Lausitz: Betreten strengsten Verboten?

Die Sonderwirtschaftszone Lausitz wäre im Endeffekt auch nichts anderes als Reservat, zumal die Grenzen zwischen beiden ohnehin kaum festzumachen sind. Trotz drängender wirtschaftlicher Probleme der Lausitz spricht sich die Domowina genau gegen dieses “Reservat” aus. Seltsam nur, dass die Polen offenkundig wenig gegen Sonderwirtschaftszonen auszusetzen haben.

„Bisher stellten Sonderwirtschaftszonen nur 0,08% der Fläche Polens dar”

>>Polen Journal<<

„Bisher stellten Sonderwirtschaftszonen nur 0,08% der Fläche Polens dar. Dies dürfte sich schon bald ändern, denn das Regierungskabinett hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, dass ganz Polen zu einer großen Sonderwirtschaftszone macht. Finanzielle Anreize und Förderungen sollen laut dem Entwurf in ganzem Lande für Unternehmen zugänglich sein. Auf diese Art und Weise will man das Angebot an attraktiven Investitionsgebieten für potenzielle Investoren zusätzlich steigern.“

“Finanzielle Anreize und Förderungen sollen laut dem Entwurf in ganzem Lande für Unternehmen zugänglich sein”

Natürlich ließe sich auf Basis der Sorbischen Kultur ebenfalls eine Sonderwirtschaftszone mit niedrigen Steuern, wenig Bürokratie und einem eigenen Strommarkt errichten. Im Zuge einer Sonderwirtschaftszone ließen sich die Lausitzer Braunkohlekraftwerke weiterbetreiben, womit eine kostengünstige Energieversorgung und damit internationale Wettbewerbsfähigkeit möglich wäre.