Altersarmut: Wenn die Rente nicht zum leben reicht
„Wer 45 Jahre für den Mindestlohn arbeitet bekommt damit im Alter lediglich eine Rente in Höhe der Grundsicherung.“ So die nüchterne Analyse. Selbst wer das Glück hat und etwas mehr verdient: Steht am Ende finanziell kaum besser als jemand da, der noch niemals in das Rentenversicherungssystem eingezahlt hat. Denn häufig liegt die „normale“ Rente, kaum über der Grundsicherung – sprich Hartz IV für das Alter. Die große Welle an Altersarmut ist schon längst traurige Realität.
„Etwa 8,6 Millionen Rentner erhielten Ende 2016 eine Altersrente von weniger als 800 Euro monatlich. Das entspricht einem Anteil von 48 Prozent aller Rentner, geht aus der Regierungsantwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann hervor. 62 Prozent der Renten liegen demnach unter 1.000 Euro. Von den Renten unter 800 Euro sind 27 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen betroffen.“
Bei den niedrigen Renten, haben Senioren es schwer, mit den wenigen Geld überhaupt klar zu kommen: Neben den stetig steigenden Wohn- und Energiekosten, kommen häufig noch Ausgaben für teure Medikamente hinzu.
„Die Münchnerin Anna Leeb wurde bekannt als die Flaschensammlerin, die Hausverbot im Münchner Hauptbahnhof bekam. … Sie sammelt Flaschen auf der Straße und in Mülleimern Leeb kennt das Viertel genau. Sie weiß, in welchen Mülleimern sie schauen muss und an welchen Orten oft Flaschen liegen. … Früher gehörte auch der Münchner Hauptbahnhof zu ihrer Route. „Der sieht mich nie wieder“, sagt Leeb heute. 2014 erhielt sie nicht nur zwei Jahre Hausverbot, sondern wurde auch wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Die Sicherheitsleute des Bahnhofs verboten ihr, dort Flaschen zu sammeln.“
„Ein 76-Jähriger in Köln dachte sich nichts dabei, als er 35 Packungen Kaffee aus der Mülltonne eines Supermarkts mitnahm. Nun musste er sich deshalb vor Gericht verantworten – und wurde auch verurteilt. … An dem Zaun, der das Gelände des Supermarkts umgibt, habe er einige Jugendliche getroffen, die ihn darauf hingewiesen hätten, dass in den Containern „jede Menge Zeug“ liege. Daraufhin bediente sich der Rentner an der ausrangierten Ware in der Grünen Tonne. Der Kaffee sei auch bereits abgelaufen gewesen.“
Senioren wühlen in Müllcontainern nach Leergut und abgelaufenen Lebensmitteln, damit sie finanziell noch über die Runden kommen. Teilweise nehmen sie dabei sogar Haftstrafen in Kauf, weil es mittlerweile vielerorts verboten ist.