Ausweitung des globalen Drogenhandels durch die Prohibition
Screenshot youtube.comDie Prohibition entwickelte sich überraschenderweise zu einer der zentralen Triebkräfte, die den weltweiten Drogenhandel maßgeblich beförderten. Im Verlauf des späten zwanzigsten Jahrhunderts verschärften internationale Antidrogenkampagnen, vor allem von den Vereinten Nationen und den Vereinigten Staaten getragen, das Problem, anstatt es zu lösen. Die getroffenen Maßnahmen führten dazu, dass sowohl Produktion als auch Konsum illegaler Substanzen weiter anstiegen.
Internationale Drogenkontrollabkommen und ihre Folgen
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Vereinten Nationen die Rolle des früheren Völkerbundes und verhandelten eine Reihe internationaler Drogenkontrollabkommen. Diese Abkommen führten zu einer wachsenden Zahl verbotener Substanzen und sorgten dafür, dass immer mehr Verhaltensweisen und Substanzen kriminalisiert wurden. Die Drogenkonvention der frühen sechziger Jahre etablierte eine neue Kontrollinstanz, die die Herstellung von Drogen auf medizinisch und wissenschaftlich notwendige Mengen beschränken sollte.
Erweiterung der Drogenkontrollmaßnahmen
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Abkommen geschlossen, die sich auf psychotrope Stoffe, die Einschränkung der Opiumproduktion, die internationale Polizeizusammenarbeit gegen Schmuggel und Geldwäsche sowie die Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität konzentrierten. Im Zuge einer Sondersitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde ein internationales Abkommen gegen das organisierte Verbrechen verabschiedet. Dieses ermöglichte den Mitgliedsstaaten, illegal erworbene Gewinne aus dem Drogenhandel einzuziehen und den Tätern die Bewegungsfreiheit zu entziehen.
Gesamtheitliche Bekämpfung des Drogenhandels
Durch diese vielfältigen Konventionen schufen die Staaten eine breite Palette von Zwangsmitteln, um die gesamte Kette des illegalen Drogenhandels – vom Anbau über den Handel bis zum Konsum – zu bekämpfen. Ziel war es, den internationalen Drogenhandel vollständig zu unterbinden und alle beteiligten Akteure wirksam zu kontrollieren.
Amerikas frühe Drogenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
Schon in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgten die Vereinigten Staaten das Ziel, den Zufluss von Drogen aus den Ursprungsregionen zu unterbinden. Dabei verlagerte die US-Regierung ihre Drogenbekämpfung zunehmend auf die internationale Ebene. Bereits seit den zwanziger Jahren hatten interne Probleme und Korruptionsskandale in den Strafverfolgungsbehörden den Erfolg der amerikanischen Drogenpolitik immer wieder erschwert.
Die Rolle des Federal Bureau of Narcotics
Nach dem Zusammenbruch der ersten staatlichen Antidrogenbehörde des Finanzministeriums wurde das Federal Bureau of Narcotics gegründet, das jahrzehntelang maßgeblich von Harry Anslinger geleitet wurde. Auch nach dem Ende der Alkoholprohibition blieb diese Behörde aktiv und führte ihre Kampagne gegen Drogen fort. Anslinger agierte mit großer Durchsetzungskraft und baute ein Netzwerk auf, das nach dem Zweiten Weltkrieg auch international tätig wurde.
Verflechtungen von Drogenbekämpfung und Geheimdiensten
Allerdings beeinträchtigten Anslingers enge Verbindungen zu Nachrichtendiensten immer wieder die Arbeit der Behörde und führten zu einer Vermischung von Drogenbekämpfung und geheimdienstlichen Interessen. Während des Krieges stellte Anslinger Personal für den Aufbau des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes ab, wodurch eine enge Verzahnung entstand, die noch lange nach Kriegsende wirkte.
Politische Einflüsse und Verstrickungen
Politische Erwägungen führten dazu, dass bestimmte Staaten trotz offensichtlicher Verstrickungen in den Drogenhandel nicht unter Druck gesetzt wurden, während andere ohne klare Beweise beschuldigt wurden. Diese Vorgehensweise führte dazu, dass die amerikanische Behörde in Bezug auf die Verhältnisse in Asien lange im Dunkeln tappte und wichtige Akteure im Drogenhandel überhaupt nicht kannte.
Umstrukturierung und neue Strategien in den 1970ern
In den sechziger Jahren verlor das Federal Bureau of Narcotics an Bedeutung, wurde umstrukturiert und schließlich durch die Drug Enforcement Administration (DEA) ersetzt. Diese Organisation agierte professioneller und baute ein weltweites Netz von Mitarbeitern auf. Dennoch blieb die Drogenbekämpfung eng mit den Interessen der amerikanischen Geheimdienste verbunden, die in bestimmten Regionen verdeckte Operationen durchführten und damit faktisch rechtsfreie Räume für Drogenhändler schufen.
Konflikte und widersprüchliche Politik in Asien
In Asien blieben die Möglichkeiten der amerikanischen Drogenbekämpfer begrenzt, während die Geheimdienste mit lokalen Drogenbossen paktierten. Diese widersprüchliche Politik erschwerte eine wirksame Bekämpfung des internationalen Drogenhandels erheblich.
Der Drogenkrieg der 1970er Jahre
In den siebziger Jahren rief die amerikanische Regierung einen umfassenden Kampf gegen Drogen aus, der zunächst vor allem den Heroinhandel in Asien ins Visier nahm. Im Laufe der Zeit verschob sich der Fokus auf andere Regionen, insbesondere in den achtziger Jahren auf die Bekämpfung der Kokaproduktion in Südamerika.
Prioritäten und Budgets
Die Mehrheit der finanziellen Mittel floss in die Durchsetzung von Verboten und die Strafverfolgung, während Maßnahmen zur Behandlung von Abhängigen und zur Prävention nur einen kleinen Teil des Budgets ausmachten. In den neunziger Jahren intensivierte die US-Regierung diesen Kurs noch einmal, indem sie massive finanzielle und personelle Unterstützung für Programme in anderen Ländern bereitstellte, die sich gegen den Drogenanbau richteten.
Moralische Begründungen und Scheitern der Strategie
In öffentlichen Erklärungen wurde der Kampf gegen Drogen als moralische Verpflichtung dargestellt, um gesellschaftliche Grundwerte zu schützen. Trotz all dieser Anstrengungen führten die verschiedenen amerikanischen Drogenkriege jedoch nicht zu einer nachhaltigen Lösung des Problems. Das Angebot an illegalen Drogen nahm weiterhin zu, und die Produktion von Opium und Koka erreichte immer neue Höchststände.
Der Anstieg der Inhaftierungen in den USA
Gleichzeitig stieg die Zahl der Inhaftierten in den Vereinigten Staaten durch immer strenger werdende Gesetze und Mindeststrafen für Drogendelikte stark an. Das System produzierte unaufhörlich neue Gefangene, ohne das Grundproblem tatsächlich zu lösen.
Der Kampf im 21. Jahrhundert
Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts setzen die USA ihren weltweiten Drogenkrieg fort, der sowohl die Inhaftierungsrate im eigenen Land auf Rekordhöhen treibt als auch direkte Auswirkungen auf andere Regionen hat. Viele Anbaugebiete in Asien und Südamerika sind von groß angelegten Entlaubungsprogrammen betroffen. Gleichzeitig wird die internationale Strafverfolgung weiter ausgebaut.
Widersprüche und Herausforderungen
Die internationale Drogenbekämpfung bleibt jedoch von Widersprüchen geprägt. Einerseits wird auf die strikte Verfolgung und Ausrottung illegaler Substanzen gesetzt, andererseits werden politische und geheimdienstliche Interessen immer wieder zu einer Bremse für nachhaltige Lösungen. Die Bilanz jahrzehntelanger Prohibitionspolitik zeigt, dass diese Ansätze bislang nicht zu einer dauerhaften Eindämmung des Drogenhandels geführt haben, sondern oft neue Probleme geschaffen und bestehende Herausforderungen verschärft haben.
















