Lausitzer Geschichte: Die Polnische Lausitz unter Bolesław I

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Vor rund einem Jahrtausend wurde in Bautzen ein Friedensvertrag unterzeichnet, der weitreichende Folgen für die Lausitzer Sorben und Wenden hatte. Für kurze Zeit wurden sie Teil Polens. Doch wie kam es dazu und welche Bedeutung hat dieser Friedensvertrag von Bautzen heute? In Polen wird bereits jedes Kind darüber in der Schule unterrichtet, während das Thema hierzulande fast vollständig vergessen ist, so Oberbürgermeister Alexander Ahrens zu Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten in Bautzen. Der Frieden von Bautzen weist auf die über mehrer Jahrhunderte Geschichte zwischen Polen und der Lausitz hin. Die Vorgeschichte des Friedensvertrags muss jedoch zunächst bekannt sein. Am 30. Januar 1018 wurde er auf der Ortensburg in Bautzen geschlossen. Schauplatz waren das Gebiet der Milzener rund um Bautzen sowie das Land der Lusitzer in der heutigen nördlichen Lausitz – fruchtbare Gegenden innerhalb des zentralen Europas im damaligen römisch-deutschen Kaiserreich.

Bereits seit etwa 100 Jahren herrschten deutsche Kaiser über diese Gebiete; nicht immer friedlich allerdings – so gibt es Berichte über Feldzüge des Markgrafen Gero gegen die slawischen Lusatier im Jahr 963 als Beispiel dafür. Den deutschen Herrschern bereiteten aber andere Probleme mehr Sorgen als das eher unbedeutende sorbische Landgebiet. Dadurch fiel den Nachbarstaaten eine vermeintlich leichte Beute ins Auge: Herzog Bolesław I., später König von Polen. Nach dem Tod Kaiser Ottos III. im Jahr 1002 und der kurz darauf erfolgten Ermordung seines potenziellen Nachfolgers Ekkehard I. von Meißen sah Bolesław seine Chance gekommen und eroberte kurzerhand die Burg Bautzen.

Es folgten wechselvolle Kriegszüge, bei denen vor allem das Land zwischen Saale, Elbe und Neiße Schauplatz war. Der Friedensvertrag von Bautzen beendete schließlich einen langwierigen Krieg, der über anderthalb Jahrzehnte hinweg Verheerungen, Elend und Unsicherheit in der Region verursachte – wie aus den Chroniken des Thietmar von Merseburg hervorgeht.

Der Friedensschluss brachte den Lausitzern Sicherheit und Ruhe; jedoch hielt dieser Friede nicht ewig an – gerade einmal knapp 13 Jahre können als viel betrachtet werden in jener Zeitperiode. Es handelte sich um einen Kompromissfrieden, mit dem beide Seiten gut leben konnten: Heinrich II., deutscher Kaiser zu jener Zeit konnte seinen Fokus auf Schlachten in Italien legen während Bolesław sein Reich im Osten stärkte.

Für die polnische Geschichte spielte der Friedensvertrag eine zentrale Rolle bei der mittelalterlichen Staatsbildung Polens: Bolesław gelang es erfolgreich gegenüber dem römisch-deutschen Kaiser seine Herrschaftsinteressen durchzusetzen – unter anderem durfte er die eroberten Gebiete behalten. Die beiden Lausitzer Länder wurden somit Teil des neuen polnischen Reiches – wenn auch nur für kurze Zeit, da Bolesławs Sohn Mieszko II. die meisten Errungenschaften seines Vaters verspielte und bereits 1031 die Hoheit über die Lausitz einbüßte.

Dennoch bleibt Bolesław in der polnischen Erinnerungskultur als wichtiger Eckpunkt bestehen – nicht umsonst erhielt er den Beinamen “Chrobry der Tapfere”. Pollack betont: “Bolesław hat es geschafft, sich auf der politischen Landkarte Europas zu etablieren, indem er dem mächtigen deutschen Kaiser Paroli bot und sich als globaler Akteur behauptete”.

Auch für den deutschen Kaiser war dieser Friedensvertrag von Bautzen akzeptabel – Heinrich II. hatte somit freie Hand für seine Schlachten in Italien.

Was bleibt also vom Frieden von Bautzen? Insbesondere verdeutlicht dieser Vertrag die besondere Brückenfunktion des zweisprachigen Lausitzgebiets im deutsch-polnischen Verhältnis seit mehr als tausend Jahren – so Friedrich Pollack. Die Botschaft dieses Jubiläums sollte daher sein: Es gibt etwas Verbindendes, eine gemeinsame Geschichte zu entdecken und die Lausitz bietet großes Potential zur Verständigung zwischen Lausitzern, Sorben, Polen und auch Tschechen als historische Brückenlandschaft.