“Rücklagen für die Zeit nach dem Berufsleben” – “Um nun die Lücke zum alten Versorgungsniveau von 53 Prozent zu schließen”
Der Nachhaltigkeitsfaktor ist ein wichtiger Faktor bei der Erschaffung der Armut. Durch die allgemeine Senkung des Rentenniveau soll die Bevölkerung auf Eigenvorsorge setzen. Im Zuge des Nachhaltigkeitsfaktors wurde zeitgleich die – fast vergessene – Riesterrente eingeführt, welche genau dieses Ziel verfolgte. Doch einige “Berufsgruppen” waren vom Nachhaltigkeitsfaktor faktisch ausgeklammert worden.
“Beamtenpensionen, bis heute keine vergleichbare Regelung wie den Nachhaltigkeitsfaktor”
>>Die Pensionslüge von Christoph Birnbaum (Buch) <<
“Das Mantra des DBB, alle Kürzungen in der gesetzlichen Rentenversicherung würden auch »1:1« in der Beamtenversorgung übernommen werden, das auch immer fleißig von der Politik wiederholt wird, hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Eigentlich weiß die Politik nur zu genau, dass genau dies nicht stimmt. Dennoch gibt es beim zweiten Alterssicherungssystem, den Beamtenpensionen, bis heute keine vergleichbare Regelung wie den Nachhaltigkeitsfaktor.”
“Eine spürbare Einbuße, die allerdings alle übrigen Rentner heute bereits hinnehmen müssen”
Zwar wird die Einfügung des Nachhaltigkeitsfaktors in die Beamtenversorgung – oder einer vergleichbaren Regelung – regelmäßig gefordert, aber es hat sich hierzu wenig bewegt. Obwohl diese Form der Ungleichbehandlung nirgendwo begründet ist.
“Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors in der Beamtenversorgung wäre eine Maßnahme”
>>Die Pensionslüge von Christoph Birnbaum (Buch) <<
“Die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors in der Beamtenversorgung wäre eine Maßnahme, die insbesondere die Länderetats am schnellsten entlasten würde, allerdings auch die Beamten am stärksten treffen würde: Von einer Pensionshöhe von derzeit fast 72 Prozent der letzten Bezüge würden die Ruhestandsgehälter in einem solchen Fall auf rund 66 Prozent sinken. Eine spürbare Einbuße, die allerdings alle übrigen Rentner heute bereits hinnehmen müssen. Experten fordern deshalb dringend, den Nachhaltigkeitsfaktor analog den Regelungen in der gesetzlichen Rentenversicherung bei den Beamtenpensionen einzuführen und dabei das Verhältnis von Leistungsempfängern zu Steuerzahlern zum Maßstab zu machen.”
“Nachhaltigkeitsfaktor analog den Regelungen in der gesetzlichen Rentenversicherung bei den Beamtenpensionen einzuführen”
Der Nachhaltigkeitsfaktor wurde etwa zeitgleich mit der Riesterrente eingeführt. Diese war gewissermaßen als Ausgleich zum Absinken des Rentenniveau gedacht.
“Stellschrauben gedreht, um das Beitragsniveau und die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zu senken”
>>Der kleine Rentenratgeber von Rolf Winkel (Buch) <<
“Erinnern wir uns: 2002 – und auch noch in den Jahren danach – träumte man von dauerhaft guten Renditen risikoloser privater Geldanlagen. Das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung galt damals als alt, verkrustet und überholt. Eine private Ergänzung sei nötig. Das sei das Mindeste, hieß es damals. Eingeführt wurde daraufhin die private Riester-Rente. Zugleich wurde an verschiedenen Stellschrauben gedreht, um das Beitragsniveau und die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zu senken. Als Stichworte seien hier nur genannt: die sogenannte »Riester-Treppe« und der Nachhaltigkeitsfaktor. Klar ist seitdem: Wer im Alter seinen Lebensstandard sichern möchte, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als zusätzlich zur gesetzlichen Rente auch privat vorzusorgen.”
“Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz von 2004 der »Nachhaltigkeitsfaktor« eingeführt”
>>Staat im Ausverkauf von Tim Engartner (Buch) <<
“Schon 2003 wurde deutlich, dass die Berechnungen zur Entwicklung des Arbeitsmarktes und der durchschnittlichen Lebenserwartung zu optimistisch waren. Daher wurde durch das Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz von 2004 der »Nachhaltigkeitsfaktor« eingeführt, der die Rentenanpassung an die Lohn- und Beschäftigungsentwicklung koppeln sollte. Die Rente orientiert sich seither an dem Verhältnis von Leistungsbeziehern und Beitragszahlern. … Mit diesen gesetzlichen Neuerungen sind private Rücklagen für die Zeit nach dem Berufsleben für viele, insbesondere einkommensschwache Menschen, tatsächlich unumgänglich geworden.”
“Rücklagen für die Zeit nach dem Berufsleben”
Unabhängig was jeder Einzelne von der Riesterrente halten mag, das ungefähre Grundmuster der Argumentation ist geblieben: Die gesetzliche Rentenversicherung soll nur als eine von drei Säulen zur Altersversorgung dienen.
“Drei-Säulen-Modells” – “Alterssicherungssysteme orientieren sich in Deutschland an der Leitvorstellung”
>>Beamtenversorgungsrecht des Bundes und der Länder<<
“Die Alterssicherungssysteme orientieren sich in Deutschland an der Leitvorstellung des sog. „Drei-Säulen-Modells“. Danach ist die Basis der Absicherung für abhängig Beschäftigte die Rente in der gesetzlichen Rentenversicherung (erste Säule). … Zur Grundsicherung (Rente in der gesetzlichen Rentenversicherung) tritt als zweite Säule vielfach eine vom Arbeitgeber mitgetragene Zusatzversicherung (z. B. Zusatzversorgungen, Betriebsrenten, Lebensversicherungen), die als Teilsicherung auf der gesetzlichen Rente aufbaut und diese ergänzt. … Als dritte Säule der Alterssicherung ist inzwischen eine von Beschäftigten eigenfinanzierte private Altersvorsorge aufgebaut worden. Als Anreiz hierfür dient im Rahmen der Rentenstrukturreform insbesondere die staatliche Förderung der sog. Riester-Rente.”
“Alterssicherung ist inzwischen eine von Beschäftigten eigenfinanzierte private Altersvorsorge”
In der praktischen Wirklichkeit stellen sich das “Drei-Säulen-Modell” als “Zwei-Säulen-Modell” heraus. – Kurzum: Es läuft auf die gesetzliche Rentenversicherung und private Vorsorge hinaus. Nur es wird nirgendwo die Frage beantwortet: Wie das in der Praxis funktionieren soll?
“Arbeitet ein Arbeitnehmer also mehr als die Hälfte des Jahres für den Staat”
>>Welche Zukunft wollen wir? von Walter Kohl (Buch) <<
“Vereinfacht gesagt arbeitet ein Arbeitnehmer also mehr als die Hälfte des Jahres für den Staat, bevor er Geld »für sich« verdient. Im Ergebnis fällt die Vermögensbildung aus Lohnarbeit vielen Deutschen immer schwerer. Bei der Vermögensverteilung hingegen liegt die Bundesrepublik bei Mittelwertvergleichen unter den ärmsten Ländern Westeuropas.”
“Im Ergebnis fällt die Vermögensbildung aus Lohnarbeit vielen Deutschen immer schwerer”
Die Steuer- und Abgabenlast ist erheblich. Alleine die Sozialabgaben bewegen sich etwa um die 40-Prozent-Marke herum. Wie soll jemand im Niedriglohnbereich neben seinen üblichen Aussagen sich noch zusätzlich ein Kapitalstock aufbauen und eine – sehr ansehnliche Rendite – erwirtschaften?
“Um nun die Lücke zum alten Versorgungsniveau von 53 Prozent zu schließen”
>>Kein Wohlstand für alle!? von Ulrich Schneider (Buch) <<
“Um nun die Lücke zum alten Versorgungsniveau von 53 Prozent zu schließen, müsste der Versicherte nach Berechnungen von Ingo Schäfer, Rentenexperte bei der Arbeitnehmerkammer Bremen, satte 6 Prozent seines Bruttoeinkommens riestern. Zusammen mit seinem Arbeitnehmeranteil von 11 Prozent, den er ohnehin in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen muss, müsste er also 17 Prozent seines Bruttoeinkommens in die Altersvorsorge stecken. Sollen auch die Risiken der Erwerbsminderung und des Todes (Hinterbliebenenrente) nach altem Niveau abgesichert werden, kämen noch einmal rund 1,5 Prozentpunkte hinzu, und man wäre schon bei 18,5 Prozent.”
” … und man wäre schon bei 18,5 Prozent”
Hier wird vom Brutto- und nicht Nettolohn gesprochen. Ein Arbeitnehmer müsste also erhebliche Summen privat zurücklegen, um lediglich das alte Rentenniveau zu erreichen. Zu allen Überfluss kommen noch Faktoren wie Inflation, sowie die Besteuerung von Kapitalerträgen und Betriebsrenten hinzu.