Zwischen Ignoranz & Glaube: Wenn Wissenschaftler eine Religion gründen würden? (1)

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Zitat von Wirtschaftslexikon Gabler: „Was ist „Wissenschaftsfreiheit“? – Sie ist ein Grundrecht und in Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Verfassung verankert. Forschung und Lehre sollen ohne Abhängigkeit von Staat und Kirche sowie Wirtschaft, aber auch ohne Bevormundung innerhalb der Wissenschaft vonstattengehen.Artikel 5 des Grundgesetzes: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.

Grundgesetz: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“ 

Nach wissenschaftlichen Prinzipien kann jeder arbeiten. Genauso kann sich jeder auf das Recht der Wissenschaftsfreiheit berufen: Schließlich ist Artikel 5 als Grundrecht für alle gedacht. Allerdings einige Wissenschaftler haben ihren objektiven-wissenschaftlichen Blick verloren. Und es geht noch weiter: Manche wissenschaftlich These geht nahtlos in die Religion über. An der weltberühmten Büste der Nofretete hat sich schon so mancher Wissenschaftler als eifriger Religionsverfechter entpuppt.

„Echtheit der Büste eindeutig beweise“ – Warum wissenschaftliche Zweifler als Häretiker gelten

>>taz<<

„Echtheit angezweifelt – Die weltberühmte Büste der Nofretete in Berlin ist nach den Worten des Direktors des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung, keine Fälschung. Es liege ein lückenloses Grabungstagebuch vor, das die Echtheit der Büste eindeutig beweise, sagte Wildung am Mittwoch auf Anfrage. Er wies damit Behauptungen des Schweizer Historikers Henri Stierlin zurück.“

„Echtheit von Nofrete angezweifelt“

>>n-tv<<

„Echtheit von Nofrete angezweifelt – Die Existenz der Büste, die an Berühmtheit der Mona Lisa gleichkommt, sei einem unglücklichen Zufall geschuldet, erläuterte Stierlin. Bei einem Grabungsbesuch sei die von dem Bildhauer Gerhardt Marks geschaffene Skulptur Vertretern des regierenden sächsischen Königshauses aufgefallen und fotografisch festgehalten worden. Anschließend habe man sich nicht mehr getraut, ihre Echtheit zu dementieren, um die Hoheiten nicht lächerlich zu machen.“

Nofrete-Büste – „Berühmtheit der Mona Lisa gleichkommt“

Über die Echtheit der Nofrete-Büste kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Aber bisher wurden aus dieser Zeit keine vergleichbaren Büsten gefunden und die Gesichtszüge der Nofrete wollen auch nicht so recht zum alt-ägyptischen Typus passen. Andere Statuen weisen zudem ganz andere Gesichtszüge auf. Die Nofrete kommt vielmehr den europäischen Schönheitsideal recht nahe, woraus auch ihre heutige Popularität resultiert.

„Modernes Gottkönigtum“ – Warum Wissenschaft zum Pharaonentum überwechselt

Vermutlich treten auch genau an dieser Stelle die Probleme der heutigen – wie damaligen – Wissenschaft ganz offen hervor: – Oder mit philosophischen Worten des Christian Morgenstern: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.

Christian Morgenstern: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“

Die ansonsten so skeptische Wissenschaftsgemeinde kann also umgekehrt zu wahrhaft „Gläubigen“ – sofern es die Staatsräson wünscht – mutieren: Wobei der ganze Sachverhalt nicht viel mit Wissenschaft zu tun hat. Der heutige „Universitätsbetrieb“ hat wenig mit Wissenschaft, aber viel viel mit Pharaonentum zu tun.

„Der Pharao und sein Amt“ – „Der neuerstandene, wiedergeborene Reichsgott in der Gestalt des Königs“

>>Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich von Stefan Pfeiffer (Buch) <<

„Der Pharao und sein Amt – Deshalb könne der Titel auch als „der neuerstandene, wiedergeborene Reichsgott in der Gestalt des Königs“ übersetzt werden. … Belegen könnte man deshalb schließen, daß uns mit dem ägyptischen Pharaonentum ein Gottkönigtum entgegentritt. Der Herrscher wäre also, wie etwa in Japan bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als Gott angesehen und verehrt worden.“

„Ägyptischen Pharaonentum ein Gottkönigtum entgegentritt“

Der Entdecker der Nofrete-Brüste ist gewissermaßen zum „Hohepriester“ der „Wissenschaftsgemeinde“ aufgestiegen und Kritik gegen ihn, die kommt der Gotteslästerung gleich. Erhebliche Teile der Diskussion drehen sich auch weniger um wissenschaftliche Fakten, sondern um verletzte Eitelkeiten von gefühlt unzähligen Egomanen herum. Doch es handelt sich wahrlich um kein neue Erkenntnis.

Streit um Nofrete-Brüste: Warum wissenschaftliche Argumente an „modernen Wissenschaftsverständnis“ abprallen

>>Universität Hamburg<<

„Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“

 „Muff von 1000 Jahren“ – Und die Tausend Jahre kaum reichen dürften

Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“  – Dieser berühmte Ausspruch rührt aus der Studentenbewegung der 1960er Jahre her: Dieser hat an seiner Gültigkeit nicht das Geringste eingebüßt, obwohl die 1.000 Jahre kaum reichen dürften. In der Neuzeit wurde jegliche ernsthafte Reformversuche – mit der Berufung auf das Recht der Wissenschaftsfreiheit – unterbunden, obgleich das Recht auf Religionsfreiheit hier wohl besser passen würde: Denn der heutige „Wissenschaftsbetrieb“ bringt wenig neue Erkenntnisse, aber dafür um so mehr beschriebenes Altpapier hervor.

Wissenschaftskritik als Gotteslästerung: Warum sich viele Wissenschaftler keinen kritischen Fragen mehr stellen

Die selbsternannten Wissenschaftler versuchen beim Publizieren und Zitieren sich gegenseitig zu übertreffen, um eine hochbezahlte Professoren- oder Rektorenstelle zu ergattern. Neue wissenschaftliche Fakten sind daher eher unerwünscht, weil damit viele Publikationen als Null und Nichtig gelten würden. Würde also die Nofrete-Brüste als Fälschung gelten: Dann würde sein Entdecker plötzlich von hochgeachteten Wissenschaftler zum plumben Fälscher und Betrüger überwechseln. Und viele heutige wissenschaftliche Grundlagen bauen auf seine Arbeit auf. Kurzum: Es würde ein ganzes Weltbild zusammenbrechen und unzählige wissenschaftliche Arbeiten wären diskreditiert.

Warum sich viele Wissenschaftler in der Rolle des Religionsstifters gefallen?

Die wissenschaftliche Diskussion um die Echtheit der Nofrete-Büste kommt ohnehin eher einen Religionsstreit gleich. Zumal viele hochrangige Wissenschaftler sich mittlerweile selbst in der Rolle des Religionsstifters gefallen.

„Wissenschaft als Maßstab?“

>>taz<<

„Wissenschaft als Maßstab? – Als Greta Thunberg zum UN-Klimagipfel in einer Rennyacht über den Atlantik aufbrach, prangten auf Mast und Segel neben ihrer Losung „Fridays for Future“ auch die Worte „Unite behind the Science“. Also: Vereint euch hinter der Wissenschaft!“

Wissenschaft als Religionsstifter: „Vereint euch hinter der Wissenschaft!“

Vereint euch hinter der Wissenschaft!“ – Normalerweise hätte jeder vernünftig-dekende Wissenschaftler laut aufschreien müssen: Aber der „Proteststurm“ war nicht mal als lauwarmes Lüftchen erkennbar. Offensichtlich haben viele Professoren und Wissenschaftler die Rolle des Religionsstifters bereitwillig angenommen. Die Idee ist keineswegs neu: Auch Scientology – wie der Name bereits sagt – leitet alles durch Wissenschaft ab.

Scientology: „Die Entwicklung einer Wissenschaft von L. Ron Hubbard“

>>Scientology<<

„Dianetik: Die Entwicklung einer Wissenschaft von L. Ron Hubbard – In diesem Buch finden Sie sowohl die Grundlagen der Dianetik als auch L. Ron Hubbards Bericht über seine zwei Jahrzehnte dauernde Entdeckungsreise und darüber, wie er wissenschaftliche Methodik anwandte, um die Geheimnisse des menschlichen Verstandes zu lüften und die Probleme des Verstandes zu lösen.“

Scientology: „Wie er wissenschaftliche Methodik anwandte, um die Geheimnisse des menschlichen Verstandes zu lüften“

Der Ausspruch: „Unite behind the Science“ oder „Vereint euch hinter der Wissenschaft!“ ist also ganz leicht zu verstehen. Natürlich kann jeder über Scientology seine eigene Meinung bilden: Aber die Religionsgemeinschaft ist offiziell in der USA anerkannt. Was würde also passieren, wenn Wissenschaftler eine Religion gründen würden? – Diese Frage wurde schon längst beantwortet. Der 2. Teil widmet sich mehr dem Thema Ignoranz.