Algerien: Erneut Kirche von Schließung bedroht
Christen werden seit Jahren Versammlungsräume verwehrt
In der Provinz Tizi Ouzou leben die meisten Christen Algeriens. Dort haben die Behörden ein Verfahren zur Schließung einer Kirche in dem Dorf Ait Atteli eingeleitet. Die Regierung Algeriens führt seit Jahren eine Kampagne gegen protestantische Kirchen.
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Von Open Doors
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Rechtsverordnung von 2006 verhindert Glaubensfreiheit der Christen
Der Gouverneur der Provinz Tizi Ouzou hat am 2. Februar ein Verfahren gegen den Pastor der Kirche in Ait Atteli eröffnet sowie gegen dessen Vater, der Eigentümer des Grundstücks ist, auf dem sich die Kirche befindet. Die Klage stützt sich auf die Rechtsverordnung 06-03 vom März 2006, die nicht muslimische Gottesdienste regelt. Die Kirchengemeinde in Ait Atteli wurde 2006 gegründet und trat 2011 der Église Protestante d’Algérie (EPA) bei, dem gesetzlich anerkannten Dachverband Algerischer Evangelischer Gemeinden. Ein Termin für die Anhörung vor Gericht wurde noch nicht festgelegt.
Seit November 2017 wurden 16 Kirchen auf Grundlage der Verordnung 06-03 geschlossen und mindestens vier weitere Gemeinschaften wurden angewiesen, ihre Aktivitäten einzustellen. Die Verordnung besagt, dass nicht muslimische Gottesdienste nur in dafür zugelassenen Gebäuden abgehalten werden dürfen. Die Zulassung kann nur die Genehmigungskommission erteilen, die ebenfalls 2006 eingerichtet wurde. Zahlreiche Anträge von Kirchen wurden seitdem eingereicht, jedoch noch keine einzige Genehmigung erteilt. Christen sehen sich gezwungen, ihre Treffen in Privatwohnungen oder Bürogebäuden abzuhalten, obwohl dies verboten ist und mit bis zu drei Jahren Haft sowie der Zahlung eines Bußgelds von mehreren Monatsgehältern geahndet werden kann.
Systematische und anhaltende Unterdrückung
Anstatt Christen Anbetungsstätten zu erlauben, hat die Regierung 16 Kirchengebäude der EPA schließen lassen. Im Jahr 2013 musste die EPA nach Einführung eines neuen Gesetzes für NGOs sogar erneut die offizielle Anerkennung beantragen. Die Regierung hat jedoch auch auf diesen Antrag nicht geantwortet; der EPA fehlt damit die Rechtssicherheit. Kirchenleiter vermuten, dass die Regierung ein weiteres Zunehmen der wachsenden Schar von Christen im Land verhindern will. Aktuell bekennen sich rund 134.000 der 44 Millionen Einwohner Algeriens zum christlichen Glauben.
Die Christen im Land beten, dass die Kirche in Ait Atteli nicht auch noch geschlossen wird, und dass alle anderen Kirchen wieder öffnen und Gottesdienste feiern dürfen. Sie plädieren für die Änderung der Vorschrift 06-03 und dafür, dass die Regierung Glaubensfreiheit ermöglicht.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Algerien Platz 22 unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.