Warum illegale Straßenrennen boomen und legale Rennstrecken pleitegehen

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Illegale Straßenrennen – Der Reiz des Verbotenen und der Nimbus der Gefahr hat schon jeher einen ungebrochenen Reiz ausgeübt. Bei kooperativen Treffen finden illegale Autorennen statt. Die meist frisierten Fahrzeuge und deren Fahrer treten gegeneinander an.

Komplett Illegal: Frisierten Fahrzeuge und deren Fahrer treten gegeneinander an

Häufig sind auch Zuschauer zugegen und jeder kann daran teilnehmen. Tatsächlich finden solche Rennen seit vielen Jahren auf öffentliche Straßen statt. Während illegale Straßenrennen von der Polizei kaum unterbunden werden können, müssen gleichzeitig kommerzielle Rennstrecken – wegen Zuschauermangel – vor dem Insolvenzrichter treten. Die paradoxe Situation ist durchaus auf triftige Gründe zurückzuführen.

Echte Gefahr und Reiz des Verbotenen: Das kann keine legale Rennstrecke bieten

>>Süddeutsche Zeitung<<

„Die Lausitzring-Macher mussten stattdessen ihre Hoffnungen auf die Formel 1 nur zwei Jahre nach der festlichen Eröffnung des Kurses am 20. August 2000 schon wieder begraben. Und es kam noch schlimmer: auch nicht mal zwei Jahre nach der Eröffnung vor weit mehr als 100.000 Zuschauern musste der Lausitzring Insolvenz anmelden.“

„Musste der Lausitzring Insolvenz anmelden“

So ein richtiges Nachwende-Projekt war der Lausitzring niemals gewesen. Tatsächlich war die Errichtung der Rennstrecke bereits zu DDR-Zeiten vorgesehen: Der Fünf-Jahresplan der DDR von 1986 sah schon die Errichtung vor. Die vorhandenen Pläne wurden nach der Wiedervereinigung aufgegriffen und der Lausitzring sollte als sogenanntes „Leuchtturmprojekt“ den damaligen Strukturwandel der Bevölkerung irgendwie erklärbar machen.

Lausitzring – Ein Bestandteil des DDR-Fünf-Jahresplan von 1986

Daran hat sich bis in die Gegenwart kaum etwas geändert: Denn nun ist bereits der zweite Strukturwandel angelaufen und der Lausitzring muss – erneut – genau dieselbe Rolle ausfüllen. Zwar hat die Dekra – nach vielen Wirrungen und Insolvenzen – dem Betrieb des Lausitzrings übernommen: Doch als echtes Wirtschaftswunder will die Rennstrecke nicht so recht überzeugen. Meistens ist das weitläufige Areal verweist und die riesige Tribune musste offenbar noch niemals einen richtigen Besucheransturm standhalten. Trotz Millionen an öffentlichen Geldern: Der Lausitzring ist ein politisches Prestigeprojekt geblieben.

Steuerfinanzierter Rennzirkus: Ein politisches Prestigeprojekt

Allerdings an öffentlich-geförderten Rennstrecken, die sich gegenseitig die Besucher abspenstig machen: Daran dürfte wohl kaum ein Mangel vorherrschen. Nicht nur der Lausitzring, sondern ebenso der Nürburgring legte eine Pleite hin und dieser gilt schon seit langer Zeit als defizitär: Der Steuerzahler muss regelmäßig eine gewaltige Summe für die politischen Träumereien hinlegen. Mit öffentlicher Daseinsvorsorge lässt sich der steuerfinanzierte Rennzirkus wohl kaum rechtfertigen.

Verbannung der „Grid-Girls“

Ohnehin drängt sich immer mehr die Frage auf: Ob das Konzept einer professionellen Rennstrecke sich nicht schon längst in weiten Teilen überlebt hat? Die unzähligen Regeln und Sicherheitsbestimmungen mögen ja vielleicht irgendeinen Zweck erfüllen: Aber echte Spannung will dabei kaum aufkommen. Auch die sogenannten „Grid-Girls“ wurden vielerorts bereits verbannt. Wo soll bei solch einen Rennen noch die Faszination herkommen?

Unzähligen Regeln und Sicherheitsbestimmungen: Was soll an solchen Rennen noch spannend sein?

Viele Rennsportveranstalter haben nicht nur ihre Zuschauer, sondern häufig auch ihre Rennfahrer vollkommen vergessen. Denn viele technische Spezialentwicklungen sind bei gewöhnlichen Rennen überhaupt nicht zugelassen.

Lachgaseinspritzung: Sorgt für Leistungssteigerung bei Motoren

>>gPARTz – Fahrzeugtechnik<<

„Lachgas hat die chemische Formel N2O. Es ist weder explosiv noch stark brennbar. Es wird dem Motor zusammen mit dem Brennstoff zugeführt, steigert die Verbrennung durch den enormen Sauerstoffanteil und sorgt so für eine enorme, unmittelbare Leistungssteigerung. Schon während des 2. Weltkrieges wurde diese Art der Mehrleistung bei Kampfflugzeugen eingesetzt.“

Lachgaseinspritzung: „Schon während des 2. Weltkrieges wurde diese Art der Mehrleistung bei Kampfflugzeugen eingesetzt“

Bei Luftkämpfen konnte das Vorhandensein einer Lachgaseinspritzung über Leben und Tod entscheiden. Zudem waren die Piloten keine unbeteiligten Zuschauer, sondern direkt in das Geschehen involviert. Dieser Art Nervenkitzel mag für einige Menschen zwar befremdlich wirken, doch der Reiz des Verbotenen und der Gefahr hat schon seit jeher einen ungebrochenen Reiz ausgeübt. Außerdem macht es einen signifikanten Unterschied: Teil des Geschehens oder nur teilnahmsloser Zuschauer zu sein.

„Zittau wird der Stadtring als Rennstrecke missbraucht“

>>ADAC<<

„Im sächsischen Zittau wird der Stadtring als Rennstrecke missbraucht. … Freitagabend am Zittauer Stadtring: Es sind dieselben Autos, die immer wieder ihre Runden drehen. Laut röhren die Wagen auf, wenn die Fahrer Gas geben. An roten Ampeln und den beiden fest installierten Radargeräten bremsen sie ab, um anschließend wieder zu beschleunigen.“

Kampf gegen illegalen Straßenrennen oder Kampf gegen die Natur des Mensch

Zwar hat die oberste Behördenleitung den illegalen Straßenrennen den Kampf angesagt: Aber in Wirklichkeit dürften sie wohl eher gegen die Natur des Menschen kämpfen, ohne es selbst je Begreifen zu können. Denn einen Steinwurf von Zittau entfernt, da können solche „illegalen Straßenrennen“ ganz legal stattfinden.

Ein illegales Straßenrennen? – In Polen eine legale Veranstaltung mit behördlicher Genehmigung

In Polen hat man nicht der Tuningszene den „Krieg“ erklärt, sondern solche Rennen wurden einfach – als gewöhnliche Veranstaltunglegalisiert. Statt defizitäre Rennstrecken durch öffentliche Fördermittel künstlich am Leben zu halten, wären also auch viel billigere Wege möglich. Außerdem treten rechtliche Frage ganz anderer Art hervor: Das deutsche Versammlungsrecht gilt eben auch für die Tuningszene und die öffentliche Verwaltung müsste es – nach einer Anmeldung – theoretisch möglich machen.