Sudan: Ein Jahr Krieg – Christen im Kreuzfeuer
Kirchen angegriffen, Christen bei Hilfsgüterverteilung benachteiligt
Seit einem Jahr herrscht Krieg im Sudan: Am Montag jährte sich der Ausbruch der Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) am 15. April 2023. Der Konflikt hat laut UN-Vertretern inzwischen zu „einem der schlimmsten humanitären Alpträume der jüngeren Geschichte“ geführt und wirkt sich auch verheerend auf die Kirche im Sudan aus.
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Von Open Doors
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Millionen auf der Flucht, Hungerkrise droht
„In einem aktuellen UN-Bericht wird geschätzt, dass 8 Millionen Menschen innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen sind“, sagt Fikiru Mehari*, ein Ostafrika-Experte von Open Doors, und erklärt: „Das Land hat nicht genügend natürliche Ressourcen, um Binnenflüchtlinge zu versorgen.“ Die Direktorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, Cindy McCain, warnte, dass aus dieser Massenflucht die weltgrößte Hungerkrise entstehen könne. Aufgrund der anhaltenden Kämpfe können Hilfsorganisationen die Geflüchteten kaum mit Hilfstransporten erreichen.
„Zwar leiden alle Sudanesen aufgrund des Krieges, doch Christen sind besonders hart betroffen, weil sie nicht in gleichem Maß Hilfe von den Gemeinschaften erhalten“, erklärt Fikiru Mehari. „Unsere Kontaktpersonen berichteten kürzlich von Christen, die in einer Kirche oder an anderen Orten Schutz suchen, wo sie nicht mit der übrigen Bevölkerung zusammenkommen – denn in Unterkünften, in denen sie mit Nichtchristen zusammenleben, werden sie als Christen diskriminiert, und es wird für sie noch schwieriger zu überleben.“ So würden Christen bei der Verteilung von Hilfsgütern benachteiligt.
Christen und Kirchen angegriffen
Inmitten des Krieges werden auch immer wieder Christen und Kirchen angegriffen. Nicht immer lässt sich dabei sicher sagen, ob Christen gezielt ins Visier genommen wurden – etwa bei der Bombardierung einer Evangelischen Kirche in Omdurman am 4. November 2023, bei der mindestens 6 Kinder aus dem angrenzenden kirchlichen Waisenhaus starben, oder dem Bombenangriff auf das Missionshaus der Don-Bosco-Schwestern in Khartum am Tag zuvor, bei dem 4 Erwachsene und 19 Kinder verletzt wurden. In anderen Fällen ist dies jedoch offensichtlich, wie bei der Evangelischen Kirche in Wad Madani, auf die zweimal kurz hintereinander ein Brandanschlag verübt wurde, am 27. Dezember 2023 und am 12. Januar 2024.
Beide Kriegsparteien – die Armee unter General Abdel Fattah al-Burhan und die RSF unter General Mohammed Hamdan Dagalo (bekannt als Hemeti) – sind von der islamistischen Ideologie Omar al-Baschirs geprägt, der das Land bis zu seinem Sturz 2019 30 Jahre lang regierte. „Die internationale Gemeinschaft sollte sich nicht täuschen lassen durch die Annahme, entweder al-Burhan oder Hemeti sei die bessere Option im Blick auf Demokratie oder die Rechte der Christen. Beide teilen die gleiche Ideologie, Praxis und Erfahrung, keiner von beiden ist Christen wohlgesinnt“, erklärt Fikiru Mehari. So sind die Christen in diesem Konflikt weitgehend neutral. Sie hoffen auf ein rasches Ende der Kämpfe und eine von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Einigung, bei der Religionsfreiheit und andere Menschenrechte ausdrücklich anerkannt werden. Sollten die Kämpfe jedoch fortdauern, droht ein Übergreifen des Konflikts auf die Nachbarländer mit katastrophalen Folgen für die Region.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht der Sudan an 8. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
*Name geändert