Sudan: 4 Christen wegen Abfall vom Islam angeklagt

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Anklage erfolgt trotz Entkriminalisierung von Apostasie vor zwei Jahren

Kommt nun auch die Todesstrafe wieder zurück? Ende Juni wurden vier junge Christen im Sudan wegen Apostasie (Abfall vom Islam) angeklagt, wie die christliche Hilfsorganisation Middle East Concern (MEC) berichtet. Und das, obwohl im Jahr 2020 die damalige Übergangsregierung den Abfall vom Islam entkriminalisiert hat, der bis dahin mit dem Tod bestraft werden konnte.

___________________

Von Open Doors

___________________

Ein Dreivierteljahr nach dem Sturz der Übergangsregierung durch das Militär scheint sich die Lage der Christen immer mehr der Situation unter der Herrschaft des islamistischen Diktators al-Baschir anzunähern.

Kirche gestürmt, Christen misshandelt

Nach Angaben von MEC stürmte die Polizei am 22. Juni ein Gebäude einer Baptistenkirche in Zalindschi in der Region Darfur. Vier Christen wurden festgenommen und ein Teil des Eigentums der Kirche (einschließlich Bibeln und technischer Ausrüstung) beschlagnahmt. Die vier verhafteten jungen Männer sind christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund. Sie wurden während des Verhörs geschlagen und misshandelt, aber noch am selben Tag wieder freigelassen.

Am 28. Juni wurden die vier Christen auf die Polizeiwache vorgeladen, um ihre einbehaltenen Habseligkeiten abzuholen. Bei ihrer Ankunft wurden sie festgenommen und weiter über ihren Glauben befragt. Lokalen Christen zufolge wurden sie dann auf der Grundlage von Artikel 126 des Strafgesetzbuchs angeklagt, welcher den Abfall vom Islam unter Strafe stellt – ungeachtet dessen, dass dieser Artikel durch die inzwischen gestürzte Übergangsregierung aufgehoben wurde. Die vier wurden dann in das Gefängnis von Zalindschi verlegt. Am 3. Juli wurden sie aus der Haft entlassen, nachdem ein Verwandter für sie Bürgschaft geleistet hatte.

Nach der Freilassung der Christen wurden die Kirche sowie die Häuser einiger ihrer Verwandten angegriffen und geplündert. Aufgrund von Drohungen der örtlichen muslimischen Gemeinschaft und der Schikanen der Polizei haben die vier Männer beschlossen, bis zur Festsetzung eines Gerichtstermins unterzutauchen.

Druck auf Christen wird stärker

Seit Jahrzehnten werden Christen im Sudan systematisch verfolgt, insbesondere während der 30-jährigen Diktatur Omar al-Baschirs. Nach dessen Sturz 2019 wurde eine Übergangsregierung eingesetzt, die einen Demokratisierungsprozess einleitete und auch die rechtliche Situation der Christen durch verschiedene Reformen verbesserte. Doch seit die Übergangsregierung im Oktober 2021 durch das Militär gestürzt wurde, hat die Bedrohung von Kirchen durch staatliche Stellen wieder spürbar zugenommen. Zudem werden insbesondere christliche Konvertiten auch durch ihr Umfeld sowie extremistische Gruppen verfolgt.