Pśeza – Das immaterielle Sorbische Kulturgut

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Die Spinte – sorbisch Pśeza – ist aus kollektiver Arbeit hervorgegangen. Da in den Herbst- und Wintermonaten nach der Ernte auf dem Feldern wenig zu tun war, hat man sich vornehmlich der Heimarbeit gewidmet. Aus Flachs und Wolle wurde Abends in der ländlichen Lausitz viel gesponnen. Doch die Sorbischen Spinnstuben haben noch eine ganz andere gesellschaftliche Funktion erfüllt.

„Arbeiteten unverheiratete Mädchen an ihrer Aussteuer, Flachs und Schafwolle wurde gesponnen“

>>Stadt Lübben<<

„In den Wintermonaten arbeiteten unverheiratete Mädchen an ihrer Aussteuer, Flachs und Schafwolle wurde gesponnen, es wurden Geschichten erzählt, gelacht und gesungen. Allein macht das Spinnen aber keinen Spaß.“

„Allein macht das Spinnen aber keinen Spaß“

Da alleine Spinnen als sehr langweilige Arbeit galt, hat sich daraus eine eigene Tradition entwickelt, die weit über die eigentliche Arbeit hinaus ging. Besonders unverheiratete Mädchen und Jungen sollen sich dabei näher gekommen sein.

„Hier trafen sich die jungen, unverheirateten Mädchen der Dörfer abends in den Spinnstuben“

>>Ferienwohnung Familie Konzack<<

„Hier trafen sich die jungen, unverheirateten Mädchen der Dörfer abends in den Spinnstuben, um in Handarbeit und mit viel Fleiß ihre eigenen Trachten herzustellen. Hier wurde natürlich geplaudert und gesungen.“

„In Handarbeit und mit viel Fleiß ihre eigenen Trachten herzustellen“

In die Spinnstube durften nur Frauen und Mädchen kommen. Während der Arbeit wurde das gesellschaftliche Miteinander gepflegt und erst am Abend durften die Jungen wieder hineinkommen.

„Neckten sich Jungen und Mädchen und trieben so manchen Schabernack miteinander“

>>Schafsnase<<

„Zu späterer Abendstunde (ca. 21:00 Uhr), wenn die Burschen in die Spinnstuben kamen, wurde auch gesungen, gespielt, erzählt, musiziert oder getanzt. Außerdem neckten sich Jungen und Mädchen und trieben so manchen Schabernack miteinander, z.B. klauten die Burschen den Mädchen ihre Rocken und sie mussten diesen durch einen Kuss freikaufen. So lernten sich Jungen und Mädchen kennen und mancher Liebesfaden wurde hier neben Wolle und Flachs gesponnen.“

„Mancher Liebesfaden wurde hier neben Wolle und Flachs gesponnen“

Neben der eigentlichen Spinnarbeit sollten sich die unverheiratete Jungen und Mädchen auch besser kennenlernen. Das Spinnen hat also auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion in der Lausitz erfüllt. Zugleich kamen auch kulturelle Aspekte nicht zu kurz.

„Während ihrer Arbeit erzählten sie sich Sagen, Dorfgeschichten, Rätsel oder sangen sorbische Volkslieder“

>>Stadt Cottbus<<

„Während ihrer Arbeit erzählten sie sich Sagen, Dorfgeschichten, Rätsel oder sangen sorbische Volkslieder und Choräle, welche von der Vorsingern (sorbisch: „kantorka“) angestimmt wurden.“

Pśeza – Das immaterielle Kulturgut

Viele Sorbische Sagen und Lieder sind zuerst nur mündlich überliefert worden. Erst später wurde sie schriftlich in Büchern festgehalten. Deshalb hat die Spinte – sorbisch Pśeza – noch heute einen wichtigen Stellen in der Lausitz inne.