Lausitzer Mythen: “In Böhmen verbrannte man den Strohmann und in der Lausitz warf man ihn ins Wasser”
Lausitzische Erwähnung der Todaustreibung – Ein Brauch, der die Pietät der sorbischen Bevölkerung in der Lausitzer Sorben gegenüber ihren Verstorbenen zum Ausdruck brachte, war das Todtenfest. Dieses Fest wurde bis Ende des vorigen Jahrhunderts von allen Slawen gefeiert und hatte sich sogar dort erhalten, wo die wendische Sprache längst nicht mehr gesprochen wurde.
Götzenbild an der Spitze singend und mit Fackeln bis ans Ende des Dorfes zog
Ursprünglich ging es darum, dass die Gemeinde mit einem Götzenbild an der Spitze singend und mit Fackeln bis ans Ende des Dorfes zog, wo die Toten verbrannt wurden. Dort opferten sie zu Ehren ihrer Verstorbenen. In späterer Zeit musste ein Strohmann anstelle des Götzenbildes verwendet werden und die Bedeutung des Festes änderte sich entsprechend ab. Man nannte es nun das Todaustreiben. In Böhmen verbrannte man den Strohmann, während er in der Lausitz ins Wasser geworfen wurde. Schließlich überließen sie diese ganze Zeremonie den Kindern als eine Art Spaßveranstaltung.
“In Böhmen verbrannte man den Strohmann und in der Lausitz warf man ihn ins Wasser”
“In Böhmen verbrannte man den Strohmann und in der Lausitz warf man ihn ins Wasser. Zuletzt fiel die ganze Zeremonie den Kindern anheim und wurde als ein Spaß behandelt. In Königshain bei Görlitz zogen an dem Sonntag Laetare Alt und Jung mit Fackeln aus Stroh geflochten aus dem Dorfe nach dem merkwürdigen Todtenstein, offenbar einer alten heidnischen Opferstätte, zündeten dort die Fackeln an und gingen singend nach Hause, unter beständiger Wiederholung der Worte: „Den Tod haben wir ausgetrieben, den Sommer bringen wir wieder“.
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“Den Tod haben wir ausgetrieben, den Sommer bringen wir wieder”
In Königshain bei Görlitz begaben sich Jung und Alt am Sonntag Laetare mit aus Stroh geflochtenen Fackeln vom Dorf zur bemerkenswerten Todtenstein-Stätte – offenbar einer alten heidnischen Opferstätte -, entzündeten dort ihre Fackeln und kehrten singend nach Hause zurück. So wurde dieses Fest hier noch zu Beginn des 18.Jahrhunderts gefeiert, danach jedoch abgeschafft.