Lausitzer Mythen: Die Masseney

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Zwischen den Dörfern Arnsdorf, Seeligstadt, Großharthau, Frankenthal, Bretnig, Klein- und Großröhrsdorf breitet sich ein umfangreiches Waldgebiet aus. Man bezeichnet dasselbe allgemein als die Masseney, im Volksmunde als die „Mastche“.

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Von Friedrich Bernhard Störzner

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Vielfach hört man auch den Namen „Masteney“. Der erstere Name ist aber wohl der ursprünglichere, wie er auch in den ältesten Zinsregistern des Domstiftes zu Meißen, aus dem 12. Jahrhunderte stammend, zu finden ist.Unter den dunklen Waldbäumen der Masseney hat Frau Saga einen Heimgarten.

Die Sage weiß von einem weißen Hirsche zu erzählen, der sich fast allabendlich auf einer größeren Wiesenfläche in der Masseney zeigt, den aber kein Weidmann jemals zu erschauen vermag.

Nicht gern gehen die Leute in dunkler Nacht den Weg allein von Arnsdorf über den Tannenberg nach Großröhrsdorf, der eine Strecke durch die Masseney führt. Wo derselbe über ein Bächlein führt, tritt oft aus dem Walde heraus ein kleines, buckliges Männchen. Es springt dem einsamen Wanderer auf den Rücken, der es dann, mag er wollen oder nicht, eine große Wegstrecke weit tragen muß. An einer bestimmten Stelle hüpft der kleine Hockauf „Bornematz“, wie man jenes Männlein nennt, ab und verschwindet spurlos im Walde. Andere erzählen, es verwandle sich manchmal der neckische Bornematz in ein altes, häßliches Weib und ängstige in dieser Gestalt die Leute.

Es war vor Jahren, zur Zeit der Heuernte. Eine Anzahl Leute aus Großröhrsdorf waren mit dem Mähen einer einsamen Waldwiese an der Steinbach in der Masseney beschäftigt. Während der Frühstückspause nahmen die Mäher Platz im Schatten einer hohen Fichte. Man unterhielt sich dabei von verschiedenen Dingen. Gar bald kam das Gespräch auch auf den spukhaften Bornematz. Da rief einer der Mäher im Übermute laut in den Wald hinein: „Bornematz, komm und frühstück mit!“ – Plötzlich kam aus dem Walde heraus ein riesenhafter Hase gesprungen, setzte mit gewaltigen Sprüngen über die erschrockenen Mäher hinweg, warf die gefüllten Krüge und Flaschen um und verschwand wieder spurlos. Der vorwitzige Mäher aber erhielt von unsichtbaren Händen einige so gesalzene Ohrfeigen, daß ihm schier die Sinne vergingen. Er hat es nie wieder versucht, den Hockauf Bornematz zum Frühstücke einzuladen.

Am Schäferteiche in der Masseney läßt sich nicht nur in der Nacht, sondern selbst in den hellsten Mittagsstunden eine seltsame Gestalt sehen. Den Weg des Wanderers kreuzt hier zu manchen Zeiten ein schneeweiß gekleidetes Männchen in langem, silberglänzendem Barte. Wer dieser Gestalt begegnet, der hat in den nächsten Tagen ein großes Glück zu erwarten; doch darf er nicht ausplaudern, was er gesehen, sonst verwandelt sich das zu erhoffende Glück in Unglück.

In dunklen, stürmischen Nächten aber durchjagt mit einer starken Meute Hunde den weiten Forst der Masseney „Berndittrich“, der wilde Jäger. Schreien und Toben und lautes Hundegekläff durchschallen dann den Wald, wenn Berndittrich seinen Jagdzug hält. Wehe dem, der etwa aus Übermut ihn ruft!

So umrankt der Epheu der Sage die grünen Waldeshallen der Masseney.

In Kriegszeiten bildete die Masseney die Zufluchtsstätte der Bewohner der umliegenden Dörfer. Hier hielten sie sich mit ihrem Vieh oft Monate hindurch vor den plündernden Feinden verborgen. Besonders war dies der Fall im Dreißigjährigen Kriege und in den Kriegsjahren 1812 und 1813. Noch heute wissen alte Leute die Schlupfwinkel zu bezeichnen, wo deren Väter während der Kriegszeiten Zuflucht in der Masseney nahmen.

Hie und da findet man in der Masseney auch noch verfallene Wolfsgruben, in denen einst die Wölfe gefangen wurden, die bis Ende des 18. Jahrhunderts in diesem Walde hausten.