Lausitzer Mythen: Der Bludnik in der Oberlausitz

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Der wendische Bludnik (von blud, Irrthum) ist der deutsche Irrwisch. Er ist ein schadenfroher Gnome, der bei Nacht und Nebel die Menschen so verblendet, daß sie den Weg verlieren und irre gehen und dabei leicht in Sümpfe gerathen.

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Von Johann Georg Theodor Grässe

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Das macht er besonders mit den Vorwitzigen, die ihm muthwillig nachlaufen. Am Besten ist es daher, man sieht ihm so wenig als möglich nach und geht bedachtsam und ruhig seines Weges. Manchem jedoch, der ihm gute Worte giebt und eine annehmliche Bezahlung verspricht, hilft er den bereits verlorenen Weg wieder finden und geleitet ihn richtig nach Hause. Aber wehe dem, der ihn zum Besten hat und ihn betrügen will. Ein Verirrter versprach ihm einmal zwei Silbergroschen, wenn er ihn richtig nach Hause bringen wollte. Der Irrwisch war damit zufrieden und sie kommen auch endlich vor das Haus des Verirrten. Dieser erfreut, daß er keiner Hülfe mehr bedarf, dankt dem Führer, giebt ihm aber statt des Versprochenen eine geringe Kupfermünze. Der Irrwisch nimmt sie auch an und fragt, sich bereits entfernend, „ob sich der Geleitete nun allein nach Hause finden werde?“ Letzterer antwortet ganz fröhlich: „ja! denn ich sehe schon meine Hausthür offen.“ Da schreitet er auf diese zu und – fällt in’s Wasser, denn es war Alles Täuschung gewesen. Besonders mit den Betrunkenen macht sich der Irrwisch seinen Spaß, wenn sie vom Jahrmarkt oder von einem Trinkgelage nach Hause gehen. Er führt sie vom Wege ab und in die Irre, und wenn sie in ihrer Trunkenheit nicht weiter gehen wollen, sondern es vorziehen, draußen ihren Rausch auszuschlafen, dann brennt er sie auf die Fußsohlen. In einigen Gegenden hat das Volk den Glauben, die Irrlichter wären die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder.