Rittergüter und Schlösser in der historischen Lausitz: Drehsa

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Drehsa liegt 2 Stunden östlich von Bautzen, an einem in die wurschener Teiche mündenden Bächlein, in hügeliger und nicht unangenehmer Gegend, westlich vom sogenannten Müllersberge, zwischen Belgern, Kumschütz, Canitz-Christina und Wawitz und nahe bei Wurschen.

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Von Moritz Grimmel

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Bekannt ist die hiesige Gegend durch die am 21. Mai 1813 geschlagene Bautzener Schlacht, welche auch die Wurschener Schlacht genannt wird. Vor der Schlacht war Alexanders Hauptquartier zu Wurschen; im nahen Köditz war das des Königs von Preussen. Die ganze alliirte Armee stand in der Umgegend und hatte überall Verschanzungen. Am 20. schon griff Napoleon die Verschanzungen bei Wurschen an. Die Franzosen nannten die Ereignisse dieses Tages das Vorspiel des Kampfes von Wurschen. Dieser begann am 21. Mai mit Sonnenaufgang; der Widerstand der Verbündeten war furchtbar; der Fürst von der Moskwa (Ney) der Stolz des französischen Heeres, wurde mehre Male zurückgeworfen; auch der Herzog von Dalmatien kam in Verlegenheit. Durch seine Mannövre zwang Napoleon den Feind, eine rückgängige Stellung anzunehmen. Der Russen linker Flügel lehnte sich an das berühmte Hochkirch; aber derselbe musste, nachdem der rechte Flügel sich umgangen sah, weil schon Wurschen von Ney und Lauriston besetzt war, von dem Corps der Herzoge von Ragusa und Tarent heftig gedrückt, seine Position auch verlassen und sich nach Görlitz zurückziehen. Die Franzosen drangen bis Breslau vor. Die Siege Napoleons bei Bautzen und Wurschen hatten jedoch den Glanz seiner früheren Triumphe nicht. Sie wurden schwerer erkauft, gewährten nur wenig Siegeszeichen und unentscheidende Früchte. Auf den hierauf am 4. Juni zu Prischwitz geschlossenen Waffenstillstand, erfolgte bald darauf die Erklärung Oestreichs, welches schon von der Rolle des Verbündeten Napoleons zu jener des Vermittlers übergegangen war, als Feind und dreimal hunderttausend Gewaffnete mehr erschienen jetzt auf dem Kampfplatz. Die Tage von Marengo, Ulm, Austerlitz, Eckmühl und Wagram schienen Rache zu fordern.

Das letzte Lächeln des Glückes erfuhr Napoleon in der Schlacht bei Dresden. Von Dresden zog der grosse Kriegsmeister in die Ebenen von Leipzig und hier verliess die Siegesgöttin den Mann, den Herrscher, den erst die Nachwelt mehr als den Vorläufer der Zukunft, wie als Vernichter von Nationen, mehr als Staatsmann, wie als Krieger, mehr als Gesetzgeber, wie als Eroberer, mehr als Ordner, wie als Sieger bewundern wird.

Drehsa und die umliegende Gegend war auch im Religionskriege der Schauplatz harter Kämpfe und eine Schanze, die Schwedenschanze genannt, erinnert heute noch an jene trüben, unglücklichen Tage und 1758 bei der Schlacht bei Hochkirch brannte Drehsa mit Pomritz, Gröditz, Pochern völlig ab.

Zu Drehsa gehörte auch ein Theil von Wawitz, wendisch Wawezy, in welchem Orte ein besonderes Rittergut ist, das früher eine Appertinenz von Drehsa bildete. – Die Nachrichten über die Entstehung des Schlosses und über die ersten Besitzer von Drehsa fehlen gänzlich. Auf alle Fälle haben Drehsa wie Gröditz in den früheren Jahrhunderten die von Gersdorf besessen. Vor dem Jahre 1626 gehörte es den von Gersdorf auf Baruth, der es nebst einer die Marschen genannten Holzparzelle einer Tochter als Heirathsgut mitgab, wodurch es an die Familie von Metzradt kam, durch Verheirathung mit einem kaiserlichen Hauptmanne Metzradt, welche Familie es längere Zeit besessen hat: Denn noch 1768 war der Waisenamtsassessor Kaspar Rudolph Gottlob von Metzradt Wawitz damit beliehen und noch im Jahre 1819 behauptete es diese Familie. Die Hauptmännin von Metzradt auf Wuischke, geb. von Rothe, welche nach ihres Ehemannes Tode einen Anverwanden des Letzteren heirathete, ebenfalls einen Hauptmann von Metzradt, sich jedoch selbst die Rechte einer Gerichtsherrin behielt, von welcher es der in der sächsischen Armee noch dienende Obristlieutenant Freiherr von Einsiedel erkaufte, der es im Spätherbst 1847 an Herrn Baron von Magnus abtrat.

Das Schloss hat eine angenehme, schöne Lage und bildet mit seiner Umgebung eine herrliche Landschaft.

Drehsa, der Ort für sich, ist nicht bedeutend. Es zählt 53 bewohnte Gebäude, mit 71 Familienhaushaltungen und 343 Einwohnern.

Drehsa gehört jetzt zum Gerichtsamte Weissenberg, zum Bezirksgericht Löbau, zur Amtshauptmannschaft Zittau und zum Regierungsbezirk Bautzen.

Drehsa ist mit Cortnitz, Wuischke, Nechern, Wurschen, Belgern, Rackel, Briessnitz, Connewitz, Weicha, nach Gröditz eingepfarrt, dasselbe Gröditz, dessen Wilhelmine von Gersdorf in den Erheiterungen von Zschokke Erwähnung thut und in dessen Nähe der Czernebog sich erhebt, ein Berg, wo ehedem wahrscheinlich eine Sorbenwendische Gottheit gleichen Namens verehrt worden ist.

Die Kirche, welche schon lange vor der Reformation in Gröditz stand, wurde im Jahre 1790 auf den alten Grundmauern völlig erneuert.

Da die Parochianen aus Wenden und Deutschen bestehen und letztere zu den ersteren wie 1:20 sich verhalten, so findet der Gottesdienst an jedem Sonn- und Festtage zuerst in wendischer und gleich darauf in deutscher Sprache statt.

Die Collatur von Kirche, Pfarre und Kirchenschule ruht auf den beiden Rittergütern Nechern und Gröditz. Seit dem Jahre 1826 befinden sich in der Parochie 2 Nebenschulen zu Wurschen, wozu Nechern, Belgern und Drehsa gehören und zu Rackel, in die Kirchenschule dagegen gehen Cortnitz, Wuischke und Weicha. Ueber die Wurschener Schulstelle steht die Collatur der Gerichtsherrschaft zu Wurschen, über Rackel der zu Rackel zu. In dieser Parochie findet sich ein Denkmal, welches zwar durch keine Inschrift über seine Bestimmung Auskunft giebt, aber wegen seines Nutzens für den grössten Theil der Parochianen erwähnt werden muss.

Durch den am 21. Oct. 1821 erfolgten Tod des Herzogl. Braunschweig-Lüneburgschen Kammerherrn und Ritter des Preuss. Johanniter-Ordens, Friedrich Erdmann von Thielau, Gerichtsherrn auf Wurschen, Nechern, Belgern u. s. w. und ersten Collators an der Kirche zu Gröditz, fielen diese Güter an seine hinterlassene Wittwe, Frau Friederike Louise Christiane von Thielau geborene von Wurmgart und diese glaubte ihrem verstorbenen Gemahl als früheren Collator dadurch ein zweckmässiges Denkmal zu errichten, dass sie, ausser andern reichen Schenkungen an die Kirche, im Jahre 1822 auf dem Kirchwege von Nechern nach Gröditz an denjenigen Stellen, wo die Fussgänger wegen hohen Wasserstandes sehr oft bei Taufen, Leichenbegängnissen und anderen kirchlichen Handlungen an dem Besuche ihres Gotteshauses in Gröditz gehindert wurden, mit einem Kostenaufwande von mehr als 1500 Thalern ein schöne steinerne Brücke bauen und auf zwei langen Strecken hohe Steige von Steinplatten legen liess, so dass jetzt, wenn nicht eine ungewöhnliche Fluth sich einstellt, die Kirchgänger jene Strecke Weges ohne Gefahr passiren können.

Eine ähnliche Wohlthat wurde einem andern Theile der hiesigen Parochianen und ihren die Schule zu Gröditz besuchenden Kindern dadurch zu Theil, dass im Jahre 1839 durch den Herrn Besitzer von Gröditz, Herrn Kreisdirector von Gersdorf und unter Mitwirkung der betheiligten übrigen Gerichtsherrschaften und Gemeinden in dem Thale unweit der Gröditzer Mühle über die Löbau, die daselbst den Weg von Weicha nach Gröditz durchschneidet, da, wo sonst nur ein grosser hölzerner Steig sich befand, mit den Wagen aber durch den Fluss gefahren werden musste und wo schon bei mittelmässig hohem Wasserstande die Communication zwischen Weicha und Gröditz unterbrochen oder doch mit grosser Gefahr verbunden war, eine schöne grosse steinerne Brücke erbaut worden ist.

Das früher zu Drehsa gehörige Wawitz, welches im Jahre 1806 vom Kaufmann Pauli aus Bautzen dem dasigen Männerspitale durch testamentarische Bestimmung geschenkt wurde, von diesem aber zu dem verbundenen Armen- und Waisenhause kam, ist nach Hochkirch gepfarrt und liegt zwischen letzterem Orte und Wurschen, also auf dem Schlachtfelde von Bautzen.

Bemerkenswerth ist noch von Drehsa, dass unter der Herrschaft von der Hauptmänninn von Metzradt ein gastfreundliches Haus hier zu finden und deren Ehe mit mehreren sehr schönen Töchtern gesegnet war.

In den unglücklichen Kriegsjahren gingen Wuischke und Wawitz in andere Hände über.

Im Jahre 1835 schlug eines Sonntags Mittags 1 Uhr der Blitz in das Kuhstallsgebäude und in wenigen Stunden war der Drehsaer Hof, mit Ausnahme des Herrenhauses ein Aschenhaufen. Im Jahre 1836 ist Drehsa in seiner jetzigen Gestalt wieder aufgebaut worden und trägt an dem Wirthschaftshause die Anfangsbuchstaben des damaligen Besitzers Caesar Emil von Metzradt und an einer der Scheunen, des in Stein sehr sauber gearbeitete Metzradtsche Wappen.