Iran: Zwei christliche Konvertitinnen müssen Haft antreten

Screenshot vimeo.com Screenshot vimeo.com

Wegen christlicher Aktivitäten werden sie zu je zwei Jahren Gefängnis verurteilt

Zwei iranische Konvertitinnen sind wegen Aktivitäten im Zusammenhang mit ihrem christlichen Glauben zu Haftstrafen verurteilt worden, berichtet die christliche Organisation „Article18“. Sowohl Fariba Dalir als auch Sakine (Mehri) Behjati haben am Karsamstag, den 16. April, ihre Strafen angetreten.

___________________

Von Open Doors

___________________

Fariba Dalir wird zwei Jahre im Evin-Gefängnis in Irans Hauptstadt Teheran verbringen müssen, während Mehri Behjati eine zweijährige Haftstrafe im Lakan-Gefängnis in der nördlichen Stadt Rascht verbüßt.

Gründung und Leitung einer Kirche

Fariba Dalir war im Juli 2021 zusammen mit ihrem heutigen Ehemann Soroush und vier weiteren christlichen Konvertiten in Teheran verhaftet worden. Sie, Soroush und zwei weitere Personen wurden im Dezember zu Haftstrafen verurteilt. Eine 17-jährige Jugendliche wurde freigelassen, nachdem sie zehn Tage in Einzelhaft verbracht hatte und in einer Einrichtung der Revolutionsgarden intensiven Verhören ausgesetzt war. Die sechste Person der Gruppe wurde in dem Urteil nicht erwähnt, ihre Situation war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht bekannt.

Fariba wurde wegen „Handelns gegen die nationale Sicherheit durch Gründung und Leitung einer evangelikalen christlichen Kirche“ zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die drei anderen Verhafteten erhielten eine zehnmonatige Haftstrafe wegen Mitgliedschaft in einer Hauskirche – weil sie aber bereits Zeit in Haft verbracht hatten, wurde ihnen die Möglichkeit eingeräumt, eine Geldstrafe von jeweils fünf Millionen Toman (ca. 250 US-Dollar) zu zahlen und nicht ins Gefängnis zu gehen. Unter ihnen ist auch Faribas Ehemann. Sie und Soroush hatten geheiratet, als sie auf ihre Verurteilung warteten. Die beiden werden nun zwei Jahre voneinander getrennt sein.

Die Unberechenbarkeit der Justiz

Mehri Behjati gehörte zu einer anderen Gruppe von vier christlichen Konvertiten, die im Februar 2020 verhaftet wurden. Ihnen wurde Mitgliedschaft in einer Hauskirche in Rascht zur Last gelegt. Sie wurden wegen „Handelns gegen die nationale Sicherheit“ und „Verbreitung des zionistischen Christentums“ angeklagt und zu Haftstrafen zwischen zwei und fünf Jahren verurteilt. Behjati erhielt eine zweijährige Haftstrafe, ihre Berufung wurde vom Obersten Gerichtshof des Iran abgelehnt. Ihr wurde jedoch gewährt, das iranische Neujahrsfest mit ihrer Familie zu verbringen und ihre Haft erst am 16. April anzutreten. Während zwei der vier verhafteten Christen aus Rascht – ein Ehepaar – noch auf den Beginn ihrer Haftstrafe warten, musste der dritte seine vierjährige Haftstrafe bereits Anfang des Jahres antreten.

In den Fällen Fariba Dalir und Mehri Behjati sowie der anderen mit ihnen in Verbindung stehenden Christen wird die Unberechenbarkeit der Justiz in Iran deutlich. Noch im Februar hatte ein Teheraner Berufungsgericht neun christliche Konvertiten und Mitglieder einer Hauskirche freigesprochen, die aufgrund ähnlicher Anschuldigungen inhaftiert worden waren. Es habe „keine ausreichenden Beweise“ dafür gegeben, dass sie sich strafbar gemacht hätten.

In einem Bericht an den UN-Menschenrechtsrat Anfang 2022 erklärte der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Iran, Javaid Rehman, er sei besorgt über die „anhaltende Unterdrückung religiöser Minderheiten“, darunter mindestens 53 Christen, die zwischen dem 1. Januar und dem 1. Dezember 2021 wegen der Ausübung ihres Glaubens verhaftet worden seien. Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Iran Rang 9 unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.