Iran: Staatsanwalt konfrontiert angeklagte Christen

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Christen weisen Anschuldigungen zurück, Verteidiger moniert Fehlen von Beweisen

Fünf iranische Christen wurden am vergangenen Samstag vom zuständigen Staatsanwalt aufgefordert, zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Sie gehören zu den zahlreichen Christen, die im Rahmen einer Welle von Verhaftungen im Sommer 2020 ins Schussfeld der Behörden geraten sind. Drei von ihnen sind der Aufforderung gefolgt, wie die Menschenrechtsorganisation Article18 berichtet.

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Von Open Doors

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Zahlreiche Anklagen geben Einblick in Denkweise des Regimes

Den Christen wurde eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, um sich bei der Staatsanwaltschaft im Teheraner Stadtteil Evin zu melden, wo auch das gleichnamige Gefängnis steht. Bereits dort erschienen sind Joseph Shahbazian, ein iranischer Armenier, Mina Khajavi und Somayeh (Sonya) Sadegh. Sie wurden von dem Anwalt Iman Soleimani vertreten. Nach seinen Angaben enthielt die von der Staatsanwaltschaft verlesene Anklage zahlreiche Anschuldigungen, darunter die folgenden: „Schwächung der Grundlagen von Familien“, „Anwerbung von Muslimen für Hauskirchen“, „Mitgliedschaft in der Islamischen Republik feindlich gesinnten Gruppen mit dem Ziel, der nationalen Sicherheit zu schaden“, „Untergrabung des Vertrauens in muslimische Geistliche“, „Propagierung des christlichen Zionismus“ und „Gründung und Organisation korrupter Treffen“.

Laut Anwalt Soleimani beruhen die gegen die Christen erhobenen Anschuldigungen allein auf den Behauptungen der Geheimdienstagenten der Revolutionsgarde; man habe keinerlei Beweise vorgelegt. Die Beschuldigten wiesen alle Vorwürfe zurück.

„Du musst schreiben, was wir von dir verlangen!“

Ausführliche Einblicke gab Soleimani über die Anhörung der 58 Jahre alten Mina. Sie habe den Staatsanwalt darauf hingewiesen, dass die Vernehmungsbeamten ihre ursprüngliche Aussage weggeworfen und stattdessen von ihr verlangt hätten: „Du musst schreiben, was wir von dir verlangen!“

Laut dem Anwalt befragte der Staatsanwalt Mina auch über die Geschichte des Protestantismus und dessen Verbindung zum Zionismus. Daraufhin habe sie geantwortet, dass sie von solchen Dingen nichts wisse.

Ein weiterer Vorwurf gegen Mina lautete, ihren Mann und ihr Kind zum Christentum bekehrt zu haben. Sie betonte daraufhin, sie habe niemanden gezwungen, zum Glauben an Jesus Christus überzutreten. Ihre Familienmitglieder hätten sich selbst zum Übertritt entschlossen, nachdem sie gesehen hätten, wie sehr ihr neuer Glaube Minas Leben verändert habe.

Daraufhin wurde Mina mitgeteilt, dass ein anderes Mitglied ihrer Hauskirche Anklage gegen sie erhoben habe. Einheimische Experten kommentierten dieses Detail mit dem Hinweis, dass Vernehmungsbeamte häufig Druck auf inhaftierte Konvertiten ausüben, damit diese ihre Freunde anklagen, um ihre eigene Freilassung zu erreichen.

Die Anhörung der drei Christen wurde mit dem Hinweis der Staatsanwaltschaft beendet, dass ihre Fälle nun an die 19. Abteilung des Revolutionsgerichts von Teheran weitergeleitet würden. Revolutionsgerichte entstanden nach dem Umsturz durch Ayatollah Khomeini im Jahr 1979 und befassen sich hauptsächlich mit schwerwiegenden politischen Anklagen. Beobachter sagen, dass sie weniger reguliert sind als gewöhnliche Gerichte und dazu neigen, härter und unvorhersehbarer in Bezug auf ihre Urteile zu sein.

Ob die beiden anderen der fünf vorgeladenen Christen – Salar Eshraghi Moghadam und Farhad Khazaee – zwischenzeitlich bei der Staatsanwaltschaft vorstellig geworden sind, ist unklar; ihnen blieb bis gestern Zeit, dies zu tun.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht Iran an 8. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.