Iran: 45 Jahre Haft für acht christliche Konvertiten
Unter dem neuen Präsidenten Massud Peseschkian wird sich die Lage der Christen im Iran kaum verbessern. Dies gilt Open Doors zufolge auch für die acht christlichen Konvertiten, die im Juni zu insgesamt fast 45 Jahren Haft verurteilt wurden.
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Von Open Doors
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Hohe Gefängnisstrafen sowie Geldstrafen und Auspeitschungen
Am 7. Juni sprach das Islamische Revolutionsgericht in Ahvaz acht Christen für schuldig. Sie waren bereits an Weihnachten 2023 in der Stadt Izeh als Teil einer größeren Gruppe verhaftet worden, so berichtet die Nichtregierungsorganisation Article 18. Nicht alle Mitglieder der Gruppe wurden bislang namentlich genannt. Bekannt ist, dass Yasin Mousavi die höchste Strafe erhielt: 15 Jahre Gefängnis wegen „Mitgliedschaft in einer Gruppe mit der Absicht, die nationale Sicherheit zu stören“ und wegen „Propaganda gegen das Regime durch die Förderung des ‚zionistischen‘ Christentums“. Die anderen Konvertiten, die zu Haftstrafen verurteilt wurden, sind Hamid Afzali (zehn Jahre Haft) sowie Nasrullah Mousavi, Bijan Qolizadeh und Iman Salehi (jeweils fünf Jahre). Zwei weitere namentlich unbekannte Christen erhielten jeweils zwei Jahre Haft und Zahrab Shahbazi neun Monate.
Die Verfassung des Iran garantiert zwar ethnischen christlichen Minderheiten wie den Armeniern oder Assyrern Religionsfreiheit, sie werden jedoch von den Behörden überwacht und unterdrückt. Konvertiten zum christlichen Glauben haben dagegen keinerlei Freiheit, ihren Glauben zu leben, und erfahren sehr hohen Druck seitens der Gesellschaft und der Justiz. In den letzten Monaten haben die Behörden ihr Vorgehen gegen christliche Konvertiten und gegen diejenigen noch verschärft, die aktiv das Evangelium weitergeben. Viele von ihnen wurden zu harten Gefängnisstrafen oder Auspeitschungen und Geldstrafen verurteilt.
Verurteilte Christen wollen aus Furcht vor weiteren Repressalien lieber anonym bleiben
Insgesamt wurden im Jahr 2023 an Weihnachten mindestens 46 iranische Christen verhaftet. Die Härte der Urteile selbst bei dünner Beweislage zeigt die Entschlossenheit des Regimes, christliche Konvertiten sowie Christen traditioneller Kirchen zu unterdrücken. Dazu gehört auch Esmaeil Narimanpour, der am 28. Mai zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Wegen „Handelns gegen die nationale Sicherheit“ beziehungsweise weil er Treffen einer Hauskirche besucht hatte, wurde er schuldig gesprochen, obwohl der Oberste Gerichtshof noch im November 2021 geurteilt hatte, dass Teil einer Hauskirche zu sein, nicht als Akt gegen die nationale Sicherheit anzusehen ist. Sehr besorgniserregend ist auch, dass fast alle der im Jahr 2023 inhaftierten Christen anonym bleiben wollen. Sie fürchten noch mehr Repressalien durch die Behörden, würden ihre Namen öffentlich bekannt werden.
Massud Peseschkian hat sich in der jüngsten Präsidentschaftswahl im Iran überraschend gegen den ultrakonservativen Said Dschalili durchgesetzt – der Rückhalt für die Hardliner in der iranischen Bevölkerung scheint gering. Grund zur Hoffnung für die Christen bedeutet das dennoch kaum, denn die Macht liegt beim Obersten Führer des Iran, Ali Chamenei. Und die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch unter dem als gemäßigt geltenden früheren Präsidenten Rohani Proteste blutig unterdrückt wurden und Christen oft hohe Haftstrafen erhielten. Das Regime wird unter Peseschkian weiterhin hart gegen Minderheiten vorgehen, auch gegen Christen. Sie bitten daher dringend um Gebet. Der Iran belegt Platz 9 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors.